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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Ausland«, antwortete sie, selbst überrascht, wie schuldbewußt das klang.
    Er konterte sofort. »Und da gab es kein Telefon, keine Zeitungen?«
    »Ich habe in England einen Sprachkurs besucht und es strikt vermieden, Italienisch zu sprechen«, erklärte sie und unterschlug die Telefonate mit ihrem Geliebten. »Ich bin gestern abend zurückgekommen und habe erst heute morgen von dem Mord erfahren.«
    Er wechselte das Thema, doch das Mißtrauen in seiner Stimme blieb. »Kannten Sie diese Rumänin?« »Ja.«
    »Und hat Sie Ihnen erzählt, was sie getan hat?«
    Signora Gismondi zwang sich, die Geduld zu bewahren. Es war ihre einzige Waffe. »Sie hat gar nichts getan. Ich habe sie an jenem Morgen vor dem Haus getroffen. Ich wohne direkt gegenüber. Sie war ausgesperrt, und die alte Frau saß oben.«
    »Oben?«
    »Am Fenster. Flori stand vor der Haustür und läutete, aber die Signora wollte sie nicht hineinlassen.« Assunta Gismondi hob die rechte Hand und fuhr mit dem Daumen hin und her, so wie sie es bei der Alten gesehen hatte.
    Scarpa sagte: »Sie nannten sie eben ›Flori‹. Waren Sie etwa mit ihr befreundet?«
    »Nein. Ich sah sie nur oft vom Fenster aus. Hin und wieder winkten wir einander zu oder wechselten ein paar einfache Sätze. Ihr italienischer Wortschatz war sehr begrenzt, aber wir haben uns trotzdem verstanden.«
    »Was hat sie Ihnen denn so erzählt?«
    »Daß sie Flori hieß, daß sie drei Töchter hatte und sieben Enkelkinder. Daß eine ihrer Töchter in Deutschland arbeitete, aber sie wußte nicht wo, in welcher Stadt.«
    »Und ihre Arbeitgeberin? Hat sie auch über die gesprochen?«
    »Sie hat gesagt, daß sie schwierig sei. Aber das wußte ohnehin die ganze Nachbarschaft.«
    »Konnte sie die Signora nicht leiden?«
    Hier verlor Assunta doch für einen Augenblick die Geduld und erwiderte schroff: »Jeder, der sie kannte, hat sie verabscheut.«
    »Genug, um sie zu töten?« fragte Scarpa begierig.
    Signora Gismondi strich sich den Rock über den Knien glatt, kreuzte züchtig die Füße unterm Stuhl, holte tief Luft und sagte: »Tenente, ich fürchte, Sie haben mir nicht richtig zugehört. Ich traf Flori an dem Morgen auf der Straße. Die alte Frau war oben am Fenster und verweigerte ihr mit einer eindeutigen Geste den Zutritt. Da nahm ich Flori mit in ein Café. Ich wollte mit ihr reden, aber sie war so aufgebracht, daß sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Sie hat die meiste Zeit geweint. Sie sagte, Signora Battestini hätte sie ausgesperrt, aber ihre ganzen Sachen seien noch oben in der Wohnung. Immerhin hatte sie ihren Paß bei sich. Ohne den, sagte sie, ginge sie nie aus dem Haus.«
    »Er war gefälscht«, warf Scarpa ein.
    »Und wenn schon«, konterte Signora Gismondi. »Für die Ausreise aus Italien und die Rückkehr nach Rumänien hätte er sicher gereicht.« Hitzig und unbesonnen setzte sie hinzu: »Bei der Einreise hat man ihn ja auch akzeptiert.« Erschrocken über ihren zornigen Ton hielt sie inne und zwang wenigstens ihre Stimme zur Ruhe, bevor sie mit den Worten schloß: »Das ist alles, was sie wollte, heim zu ihrer Familie.«
    »Dafür, daß sie angeblich kaum Italienisch sprach, scheinen Sie sich ja sehr gut mit ihr verständigt zu haben«, bemerkte Scarpa spöttisch.
    Signora Gismondi verkniff sich eine geharnischte Antwort und erklärte: »Sie kam mit wenigen Worten aus: basta, vado, treno, famiglia, Bucaresti, Signora cattiva.« Letzteres hätte sie am liebsten umgehend zurückgenommen.
    »Sie sagen also, daß Sie die Frau zur Bahn gebracht haben?«
    »Ich sage es nicht nur, Tenente. Ich verbürge mich dafür. Es ist die Wahrheit. Ich brachte sie zum Bahnhof und war ihr beim Kauf der Fahrkarte behilflich.«
    »Und diese Person mit dem gefälschten Paß, die, wie Sie sagen, von ihrer Arbeitgeberin ausgesperrt worden war, hatte zufällig genug Geld bei sich, um eine Fahrkarte nach Bucaresti zu bezahlen?« fragte Scarpa. Sein Versuch, ihre Aussprache des Städtenamens nachzuäffen, mißlang kläglich.
    »Die Fahrkarte habe ich gekauft«, berichtigte Signora Gismondi.
    »Was?« fragte Scarpa so entgeistert, als hätte sie sich soeben selbst für verrückt erklärt.
    »Ich habe ihre Fahrkarte bezahlt und ihr etwas Geld gegeben.«
    »Wieviel?« wollte Scarpa wissen.
    »Ich weiß nicht mehr. Sechs- oder siebenhundert Euro.«
    »Sie wissen nicht mal, wieviel Sie ihr gegeben haben? Erwarten Sie etwa von mir, daß ich Ihnen das glaube?«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Wie kann das

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