Brunftzeit
festen Bindung interessiert sind (obwohl sich die Jungs selbst darüber oft nicht einmal im Klaren sind). In meinem Fall verbaute ich mir dadurch, dass ich Dates lediglich als netten Zeitvertreib und weniger als Ausgangspunkt einer potenziellen Beziehung sah, den Weg zu einer ernsthaften Partnerschaft. Rückblickend kann ich sagen, dass ich unbewusst Barrieren errichtete. Wenn ich diese Dates und das erste Date mit der Frau vergleiche, mit der ich heute zusammenlebe, stoßeich auf eine vollkommen unterschiedliche Einstellung. Bei den anderen Frauen sagte ich mir: »Das wird einen oder zwei Abende lang sicher viel Spaß machen.« Als ich jedoch Charlotte kennenlernte, war ich schon vor dem ersten Date richtig aufgeregt und dachte: »Daraus könnte etwas Ernstes werden.« Es gab keine im Voraus geplante Grenze für potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten. Bis ein Mann das Stadium erreicht, in dem er zu einer Beziehung bereit ist – ich habe es bei Charlotte erreicht –, durchläuft er das, was ich den männlichen Dating-Zyklus nenne.
Was ist der männliche Dating-Zyklus?
Die Illustration zeigt die Höhen und Tiefen der Dating-Historie eines Single-Mannes. Höhen erlebt er dann, wenn er innerlich brennt, problemlos Frauen abschleppt und sich unschlagbar fühlt. (Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass er sich mit unendlich vielen Frauen trifft, denn so etwas hängt letztendlich vom Typ ab. Wichtig ist, wie er sich fühlt.) Tiefen gibt es dann, wenn er sich monatelang nicht mehr verabredet, geschweige denn Sex gehabt hat. Das Leben eines Single-Mannes spielt sich im Großen und Ganzen entlang dieser Linie ab, mal hoch, mal tief. Und das ist auch der Grund, warum ich es den männlichen Dating-Zyklus nenne. (Ich nehme an, es gibt ein weibliches Äquivalent, das sehr ähnlich aussehen dürfte.)
Interessant ist, dass ein Mann, der wieder Single wird, an jedem beliebigen Punkt zwischen Hoch und Tief auf die Linie aufspringen kann. Gehen wir einmal davon aus, dass er genau in der Mitte einsteigt. Er fühlt sich noch nicht wirklich selbstsicher, weil es lange her ist, dass er solo war, aber nach und nach fällt ihm alles wieder ein. Er erinnert sich, wie er sich verhalten muss und stellt fest, dass ihm das Spiel jetzt, da er ein wenig älter geworden ist, leichter fällt. Langsam, aber sicher wird er immer besser, was die Verabredungen betrifft, bis er irgendwann den Höhepunkt erreicht.
Nach einiger Zeit allerdings wird es dort oben langweilig. Alles ist viel zu einfach. Ihm fällt auf, dass er eigentlich nicht auf der Suche nach etwas Ernsthaftem ist und kein sonderliches Interesse daran hat, sich einfach nur um des Verabredens willen zu verabreden – also genehmigt er sich eine Auszeit. Er zieht sich zurück und verzichtet auf jede Art von Date. Eine Zeit lang geht das gut. Ihm ist klar, warum er keine Frauen kennenlernt (weil er es gar nicht erst versucht), und er fühlt sich ausgesprochen tugendhaft, weil er keine Frau dazu verführt, zu weit zu gehen, und sich auch sonst nicht wie ein Mistkerl verhält. Er empfindet sich als zivilisiert und hat alles unter Kontrolle.
Dieses Gefühl kann ein paar Wochen oder auch Monate andauern. Das erste Anzeichen für eine Veränderung ist der Gedanke: »Verdammt lang her …« Zunächst wird er noch darüber lachen. Immerhin hat er bewusst die Entscheidung getroffen, sich nicht mehr zu verabreden. Aber je öfter die Stimme durch seinen Kopf geistert, desto mehr Zweifel kommen ihm. Die Erinnerungen an die letzte Frau, mit der er ein Date hatte, verblassen. Über kurz oder lang verschwindet dasHochgefühl, ein Mann zu sein, dem die Frauen zu Füßen liegen.
Er denkt nicht mehr, dass er eigentlich kein Interesse an Dates mit Frauen hat. Stattdessen denkt er zunächst »Es ist eine Weile her, dass ich eine Frau abgeschleppt habe«, ehe sich die ersten Zweifel melden: »Hoffentlich weiß ich überhaupt noch, wie das geht …« Irgendwann befindet er sich auf dem Tiefpunkt der Kurve, einem traurigen, einsamen Ort, an dem der Single-Mann überzeugt ist, verlernt zu haben, wie man sich mit Frauen trifft, und voraussichtlich nie mehr die Gelegenheit dazu haben wird. Diese Zeiten gehören zu den schrecklichsten im Verlauf eines Männerlebens.
Manche Männer müssen keine allzu lange Durststrecke überstehen, andere hingegen sind ihr gesamtes weiteres Leben oder einige Jahre lang dazu verdammt, zumindest aber so lange, bis eine Frau Interesse an ihnen zeigt. (In diesem Fall ist der Mann
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