Brunftzeit
zu gezwungen zu lachen und schließlich zu antworten: ›Himmel, das muss irgendwie in meine Tasche gefallen sein‹, oder alternativ: ›Ich dachte, es wäre meins.‹
Eines Tages erwischte ich sie dabei, wie sie den Wasserkessel in ihre Tasche steckte. Sie erlitt einen veritablen Zusammenbruch und sagte, sie wisse genau, dass ich sie loswerden wolle, und sie stehle mir diese Dinge, weil sie dadurch sicher sein könne, dass ich sie wieder anrief.
Meine Gefühle für sie kühlten daraufhin natürlich schlagartig ab. Ein paar Wochen später, als ich morgens das Haus verließ, bemerkte ich ein Stück Papier an der Haustür meines Nachbarn. Und an der Tür von dessen Nachbarn. Und eine Tür weiter ebenfalls. In der gesamten Straße, also an gut undgerne sechzig Häusern, hingen handgeschriebene Zettel, die mich als Mistkerl bezeichneten. In ihrer Handschrift, und mit silbernen, eigenhändig gezeichneten Monden und Sternen.
Am nächsten Tag rief sie an und fragte, ob ich mit ihr in Urlaub fahren wolle.«
Das ist wirklich extrem verrückt. Ich habe zahlreiche Freunde gefragt, aber keiner konnte den Vorfall überbieten. Allerdings zeigten sich ein paar ziemlich bescheuerte Zweitplatzierte, darunter die folgenden fünf übergeschnappten Damen.
Eine Frau, die ihren Freund einer inzestuösen Affäre mit seiner Schwester beschuldigte, weil diese ihn »Babes« nannte. Die Tatsache, dass die Schwester jedermann »Babes« nannte, einschließlich der besagten Frau, war dabei nebensächlich.
Eine junge Frau, die die Eltern des jungen Mannes anrief, mit dem sie seit zwei Wochen ausging, mit der Nachricht, sie befürchte, er sei bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Sie habe nichts mehr von ihm gehört, seit er zum Golfspielen aufgebrochen sei … zwei Stunden zuvor.
Eine Frau, die darauf bestand, dass der Mann, mit dem sie ausging, immer seinen Kopf nach vorn beugte. Sie wollte seine Nasenlöcher auf keinen Fall sehen, weil sie unter eine Nasenlöcher-Phobie litt.
Eine junge Frau, die einem Mann, den sie kaum kannte, beim ersten Date erklärte, sie habe eine Vorahnung, dass sie mit achtzig noch zusammen sein würden.
Eine Frau, mit der ein junger Mann nach einem Monat Schluss machte (Untreue war nicht der Grund, es funktionierte einfach nicht) und die ihn zurückzugewinnen versuchte, indem sie zehn Dosen Karottensuppe vor seine Tür stellte – er hatte ihr gegenüber erwähnt, dass er gern Karottensuppe aß. Ein einziges Mal.
Zum Schluss möchte ich der Gerechtigkeit halber noch eine Geschichte loswerden, in der sowohl der Mann als auch die Frau total durchdrehten. Diese außergewöhnliche Geschichte gebe ich genauso wieder, wie sie mir ein Freund über einen seiner Freunde erzählt hat:
Mein Freund, nennen wir ihn Joe, ist ein vernünftiger Mann. Er lebt getreu dem Motto: Leben und leben lassen, und ist ein ganz normaler Mensch. Außer, wenn es um Frauen geht. Dann nämlich trifft er katastrophale Entscheidungen, und zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen. Die schlimmste war sein Entschluss, viereinhalbtausend Kilometer nach Kanada zu fliegen, um mit einer Frau anzubandeln, die er zwei Wochen zuvor kennengelernt hatte. Auf Facebook. Ansonsten hatte er nur einmal mit ihr telefoniert. Genau zwölf Minuten lang.
Er plante, zwei Wochen bei ihr in Vancouver zu bleiben. Nach drei Tagen allerdings stellte Joe fest, dass die betreffende Dame doch nicht die Frau seiner Träume war. Sie schloss ihn in ihrer Wohnung ein, wenn sie zur Arbeit ging, und verrammelte sogar die Fenster, damit er nicht – wie sie sich ausdrückte – »entkommen« konnte. Schließlich fragte sie ihn, wann er ihr einen Antrag zu machen gedenke.
Da Joe sich keinen früheren Rückflug leisten konnte, beschloss er, die vierzehn Tage durchzustehen. Drei Tage vor seiner Abreise allerdings knallte die Frau völlig durch, nachdem er ihr gestanden hatte, dass er sie nicht liebte. Sie machte ihm eine denkwürdige Szene, dann nahm sie sein Gepäck, warf es auf die Straße und verbot ihm, das Haus noch einmal zu betreten. Das brachte Joe in eine ausgesprochen verzwickte Lage. Für die Reise hatte er seine Kreditkarte bis zum Anschlag belastet. Das wenige Bargeld, das ihm geblieben war, befand sich in seiner Geldbörse, und die lag in der Wohnung der Frau. Nachdem die Frau sich weigerte, auch nur ans Telefon zu gehen, sah Joe sich gezwun gen, für die Taxifahrt zum Flughafen sein Handy als Pfand zu hinterlegen. Vom Flughafen aus versuchte er erneut, die Frau zu
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