Brunftzeit
und sie erzählte mir, wie sie sich kennengelernt hatten und so weiter.
Ich überspringe die Zeit bis zu dem Augenblick, als unsere Unterhaltung wirklich interessant wurde. Und zwar nach folgendem Satz von Frau Zwei: »Unser Hauptproblem besteht darin, dass er wochenlang auf Dienstreise ist.«
»Muss ganz schön schwierig sein«, bemerkte ich.
»Das ist es. Natürlich telefonieren wir regelmäßig. Aber das, was mir wirklich fehlt, bekomme ich nicht am Telefon.«
Und jetzt wird es wirklich spannend …
Sie blickte mir tief in die Augen und sagte: »Aber du könntest es mir geben. Wärst du eventuell an einer lockeren Gelegenheitsbeziehung interessiert? Nur Sex, sonst nichts.«
Wenn Sie dieses Buch aufmerksam gelesen haben, wissen Sie, dass ich eine eiserne Regel befolge, was liierte Frauen betrifft: Tu es nicht! Niemals!
Wenn Sie nicht mehr wissen, warum, führen Sie sich noch einmal zwei ganz bestimmte Geschichten in dem Kapitel zu Gemüte, in dem ich auch über Den Fatalen Fehler geschrieben habe. Mein Entschluss, so etwas nie wieder geschehen zu lassen, stand felsenfest; für die Frau bestand nicht die geringste Aussicht auf ein Abenteuer mit mir. Als ich es ihr sagte, schien sie schockiert zu sein. Offenbar war ihr Vorschlag noch nie abgelehnt worden.
Es überrascht sicher nicht, dass das Gespräch in der Folge nicht mehr so flüssig lief wie zuvor. Glücklicherweise beschlossen B und Frau Eins, zusammen noch in einen Club zugehen, was Frau Zwei und mir die Chance bot, getrennt nach Hause zu verschwinden, ohne ihm Probleme zu bereiten. Aber sie gab nicht auf.
Am folgenden Tag besuchte mich Frau Zwei auf Facebook und gab mir zu verstehen, dass ihr Angebot noch bestünde, falls ich meine Meinung inzwischen geändert hätte. Ich nahm es nicht an.
Was wäre, wenn …?
Sie verstehen sicher, warum ich mich nicht auf Frau Zwei einließ – ich wollte keinesfalls schon wieder in eine verfahrene Situation geraten. Inzwischen wusste ich, dass ich keine Frau haben wollte, die ein Päckchen mit sich herumschleppte. Und ein Verlobter ist ein verdammt großes Paket.
Rückblickend allerdings frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich Frau Zwei ein paar Monate früher kennengelernt hätte, als mir kurze Abenteuer noch genügten. Hätte ich ihr damals ebenfalls einen Korb gegeben? Einer tollen Frau, die mir unverfänglichen, lockeren Gelegenheitssex anbot?
Möglicherweise nicht. Nein, ich sollte besser sagen: Mit ziemlicher Sicherheit nicht. Und was wäre dann geschehen? Wäre es mit Frau Zwei und mir immer so weitergegangen? Oder hätte ihr Verlobter mich vielleicht ausfindig gemacht und mir mit einer rostigen Zange alle Fingernägel einzeln herausgerissen? Keine Ahnung. Aber wie auch das Ende ausgesehen hätte – ich bin sicher, es wäre nicht ohne Komplikationen abgelaufen.
Ich bin froh, dass ich abgelehnt habe.
Schlussfolgerung
Bedingt durch die Eigenart des Dating-Prozesses (man küssteine ganze Reihe von Fröschen, ehe man den Prinzen oder die Prinzessin findet) gibt es erheblich mehr Geschichten von missglückten Techtelmechteln als von ewiger Liebe. Und das gilt sowohl für die Romanze zwischen zwei Leuten, die sich seit dem Sandkasten kennen, als auch für das Paar, das sich nach ein paar Wodka und Red Bull zu viel um ein Uhr morgens lüstern auf einer verschwitzten Tanzfläche aneinanderreibt.
Im Allgemeinen spielt der Hintergrund keine Rolle, und auch das Spektrum der möglichen Resultate ist begrenzt: Entweder es klappt, oder es klappt nicht.
Aus diesem Grund würde ich niemandem von einem Date mit einem Freund abraten. Allerdings sollten Sie es nur tun, wenn Sie glauben, dass etwas Ernstes daraus werden könnte. Sich auf ein sexuelles Abenteuer mit einem Freund einzulassen, obwohl Sie genau wissen, dass nie mehr daraus werden wird, halte ich für keine gute Idee, weil sich einer der beiden Beteiligten mit Sicherheit irgendwann verliebt. Man lässt sich auf die Sache ein, weil man sich gerade einsam fühlt oder langweilt oder weil es leicht ist, auf diese Weise zu unkompliziertem Sex zu kommen (das ist häufig ein Beweggrund des Mannes, es sei denn, er ist schon lange heimlich in die Frau verliebt). Wenn Sie den Verdacht hegen, in diese Konstellation geraten zu sein, suchen Sie so schnell wie möglich das Weite. Je länger es dauert, desto selbstverständlicher wird er Sie weiter so behandeln und desto schmerzhafter ist das Ende für Sie. Und ein Ende wird die Sache irgendwann haben, dessen können
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