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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Humfrey Hunter
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beim vierten Date mit jemandem zu schlafen ist nicht unklug – weder im Allgemeinen noch in diesem Beispiel. Eher im Gegenteil. In Chloes Fall war der Mann aufmerksam, freundlich, umsichtig und schien sie zu mögen.
    Und doch machte Chloe einen Fehler.
    Der Mann, mit dem Chloe ausging, wollte schon beim zweiten Date mit ihr schlafen. Das muss nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein, könnte es doch bedeuten, dass er sich nur für den Sex interessiert, aber auch – und das schien hier wahrscheinlicher –, dass er sich in sie verliebt hatte und einfach nicht mehr warten konnte (schließlich ist er ein Mann). Chloe lehnte ab mit den Worten: »Noch nicht. Du musst dich noch bis zum vierten Date gedulden.« Dieser zweite Satz war ihr Fehler und wurde ihr zum Verhängnis. Sie hätte einfach nur »Noch nicht« sagen sollen; indem sie aber einen Zeitpunkt für den ersten Sex festlegte, gab sie das Spiel aus der Hand. Von diesem Zeitpunkt an wusste er, dass er sie nur noch zweimal ausführen musste, um mit ihr zu schlafen. Ob bewusst oder unbewusst (vielleicht reagierte er auch unterbewusst): Der Nervenkitzel und die Spannung der Jagd verblassten sofort, obwohl der Sex doch noch gar nicht stattgefunden hatte.
    Aber das war Chloe damals nicht bewusst.
    Nach jedem der drei Dates berichtete Chloe mir von den Geschehnissen, und ich stimmte ihr zu, dass der Mann anscheinend wirklich anständig war. Er rief sie regelmäßig an, war aufmerksam, schrieb SMS, die besagten, er könne nicht erwarten, sie wiederzusehen – und das alles, ohne dass sie Sex gehabt hatten. Falls es hier in irgendeiner Weise um ein Spielchen ging, dann spielte der Kerl es perfekt.
    Zumindest dachten wir das.
    Nach dem vierten Date verbrachten sie die Nacht miteinander, und alles lief fantastisch. Sie gingen an einem Donnerstagabend aus. Beide hatten sich den nächsten Vormittag freigenommen, um länger im Bett bleiben zu können. Chloe war aufgedreht und sehr glücklich, und ich freute mich darüber, sie richtig beraten zu haben.
    Aber ich hatte mich grundlegend geirrt. Abgesehen von einigen SMS in den Tagen darauf hörte Chloe nie wieder von diesem Mann.
    Handelt es sich hier um den klassischen Fall des Mannes, der sich gerade lange genug mit einer Frau beschäftigt, bis er das bekommt, was er will – nämlich Sex –, und dann weiterzieht? Das dachte ich zuerst und verfluchte den Kerl innerlich, weil er Chloe so schlecht behandelt hatte. Typisch Mann, sagte sie und zudem alle ihre Freundinnen, ein sexbesessener, egomaner, liebloser Mistkerl. Und ich konnte nichts darauf erwidern, hatte er uns doch alle in Verruf gebracht.
    In Wirklichkeit jedoch war die Sache nicht ganz so einfach. Einige Wochen später besuchte Chloe sein Profil auf Facebook (aus mir unerfindlichen Gründen hatte er sie nicht als Freundin gelöscht), wo sie Fotos von ihm und seiner Exfreundin bei einem Mittagessen, drei Tage nach seinem und Chloes viertem Date, fand. Im Beziehungsstatus war zudem keine Rede mehr von Ex, die beiden waren wieder zusammen.
    Rückblickend waren die Warnsignale überdeutlich: Chloe war allein und wünschte sich einen Partner. (Dass sie verzweifelt nach einem suchte, möchte ich nicht behaupten, weil das gemein wäre – aber sie war auf jeden Fall unglücklich und glaubte, eine Beziehung könnte daran etwas ändern. So etwas ist immer gefährlich!) Der Mann hingegen stand vor der Lücke in seinem Leben, die seine Exfreundin hinterlassen hatte. Chloe passte sich schnell und leicht in diese Lücke ein. Sie wollte jemandes Freundin sein, und er wollte, dass jemand diese Rolle spielte. Seine Aufmerksamkeit führte in Kombination mit ihrer Einsamkeit dazu, dass sie sich auf diefalsche Weise stützten (also eher auf einen Beziehungspfeiler anstatt auf einen Besser-Kennenlern-Pfeiler), und das zudem noch viel zu früh. Als seine Ex schließlich wieder bei ihm auftauchte, stellte er fest, dass Chloe nicht mehr als ein temporärer Ersatz gewesen war. Die Ex war die Richtige, und daher kehrte er zu ihr zurück.
    Und so stellte sich mein erster Gedanke – dass es noch viel zu früh für ihn sei, sich mit einer Frau zu verabreden (was ja auch Chloe gleich zu Beginn befürchtet hatte) – als absolut richtig heraus.
    Haben Sie meine Worte über Instinkt noch im Ohr? Unser Instinkt hatte uns gewarnt, doch wir ignorierten ihn, weil der Mann so perfekt schien. Welch großer Fehler!
War er ein Mistkerl?
    Ich nehme an, einige Leute würden ihn durchaus so bezeichnen,

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