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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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nicht zu erkennen war.
    »Mein Gott«, sagte Duroc. »Das ist ein Hakenkreuz. Dem armen Kerl wurde ein Hakenkreuz in die Brust geritzt. Wir haben's offenbar mit einem rassistischen Anschlag zu tun«, plapperte er.
    Bruno schaute sich um. Das Häuschen bestand aus einer Schlafkammer, einem Bad und dem Raum, in dem sie sich befanden, der zugleich als Küche, Ess- und Kaminzimmer genutzt wurde. Das Opfer war offenbar beim Essen überrascht worden. Auf dem Tisch lagen eine umgekippte Flasche Rotwein, ein zersprungenes Glas und ein Teller mit Brot, Wurst und Käse. Die beiden Stühle vor dem Tisch waren ebenfalls umgestoßen worden. An der Wand hing schief ein Foto der französischen Fußballnationalmannschaft, die 1998 den Weltmeistertitel geholt hatte. In einer Ecke fand Bruno das Hemd des Opfers. Es war zerrissen, aber ohne Blut. Der oder die Täter hatten es dem Alten offenbar vom Leib gezerrt und erst danach zugestochen. Bruno seufzte. Er warf einen flüchtigen Blick ins Bad und in das aufgeräumte Schlafzimmer, wo ihm nichts Ungewöhnliches auffiel.
    »Ich sehe hier nirgends ein Handy oder Portemonnaie«, sagte Bruno. »Vielleicht hat er sie in der Hosentasche. Aber wir sollten lieber warten, bis die Spurensicherung hier ist.«
    »Die Sachen wären ohnehin von Blut durchtränkt«, meinte Duroc.
    In der Ferne hörten sie die Sirene der Feuerwehr. Bruno ging nach draußen, um zu sehen, ob sein Handy an diesem entlegenen Ort Empfang hatte. Auf dem Feldstärkediagramm im Display zeigte sich ein Balken. Das sollte reichen. Er rief den Bürgermeister an und informierte ihn mit knappen Worten. Dann überstürzten sich die Ereignisse. Feuerwehr und Sanitäter trafen ein. In einem blauen Transporter kamen kurz darauf auch Durocs Stellvertreter und zwei weitere Gendarmen, von denen einer eine große alte Kamera bei sich hatte. Der andere hielt ein orangefarbenes Absperrband in der Hand. Es wurde hektisch. Bruno ging auf Karim zu, der apathisch an seinem Auto lehnte.
    »Wann bist du gekommen, Karim?«, fragte er.
    »Kurz bevor ich dich angerufen habe. Vielleicht zehn Minuten vorher, nicht mehr.« Karim blickte auf, Tränen liefen ihm über die Wangen. »Diese Scheiße! Wer könnte das getan haben, Bruno? Der Alte war doch mit allen gut Freund. Er hat sich so sehr auf seinen Urenkel gefreut. Jetzt wird er ihn nie zu Gesicht bekommen.«
    »Hast du schon mit Rashida gesprochen?«
    »Noch nicht. Sie hat den Alten schrecklich gern gehabt.«
    »Weiß Momu schon Bescheid?« Karims Vater, Mathematiklehrer an der Grundschule von Saint-Denis, war ein allseits beliebter Mann, der für die Feiern im Rugbyclub immer riesige Mengen
couscous
kochte. Eigentlich hieß er Mohammed, aber alle nannten ihn Momu.
    Karim schüttelte den Kopf. »Du bist der Einzige, den ich angerufen habe. Ich kann's Papa nicht sagen. Er hat so sehr an ihm gehangen. Das haben wir alle.«
    »Wann hast du deinen Großvater das letzte Mal lebend gesehen? Oder mit ihm gesprochen?«
    »Gestern Abend bei Momu. Wir füttern ihn durch. Heute war er bei uns eingeladen, deshalb bin ich gekommen, um ihn abzuholen. Also, gestern hab ich ihn das letzte Mal gesehen. Momu hat ihn nach Hause gefahren.«
    »Hast du hier irgendetwas angefasst?« Bruno hatte noch nie mit einem Tötungsdelikt zu tun gehabt, und soweit er wusste, war dies der erste Mordfall in der Gemeinde überhaupt. Tote hatte er schon viele gesehen. Er organisierte Beerdigungen und kümmerte sich um trauernde Familien. Er hatte schon des Öfteren mit schlimmen Verkehrsunfällen zu tun gehabt und war den Anblick von Blut und tödlichen Verletzungen gewöhnt. Aber so etwas hatte er noch nie gesehen.
    »Nein, als ich hier angekommen bin, habe ich nach ihm gerufen, wie immer, und bin dann reingegangen. Die Tür war wie immer offen. Und dann hab ich ihn gesehen. All das Blut. Dieser Gestank. Und der aufgeschlitzte Bauch. Ich hätte ihn gar nicht berühren können.«
    Karim wandte sich ab und würgte. Bruno musste schlucken. Duroc kam nach draußen und ordnete an, den Tatort abzusperren. Mit Blick auf Karim, der sich gerade übergab, fragte er: »Wer ist das?«
    »Der Enkel des Opfers«, antwortete Bruno. »Ihm gehört das
Café des Sports.
Er hat mich alarmiert. Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat nichts berührt und mich sofort angerufen, als er hier ankam.« Und an Karim gewandt: »Wo warst du, bevor du losgefahren bist, um deinen Opa abzuholen?«
    »Im Café, den ganzen Nachmittag über. Schon seit dem Vormittag, als

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