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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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routinierter war und sich sicherer gefühlt hat. Ich habe mal gelesen, dass viele Mörder den Wunsch verspüren, ihren Opfern im Augenblick des Todes so nah wie nur möglich zu sein.
    Ich glaube noch immer, dass unsere Fälle etwas mit dem Buch zu tun haben. Das Private, von dem du sprichst, liegt vielleicht in der Beziehung des Mörders zum Johannesbuch . Schließlich ist dieses Buch das einzige uns bekannte Bindeglied zwischen Dahle und Bond.«
    »Mag sein, dass das Buch das Bindeglied ist, aber ob es wirklich das Buch an sich ist, das den Mörder töten lässt? Das kommt mir ein bisschen zu konstruiert vor.«
    »Du meinst, der Mörder hatte einen rationalen Grund zu töten, den wir nur noch nicht sehen?«
    »Ich weiß es nicht. Gibt es überhaupt rationale Gründe, um jemanden zu töten?«
    »Wie lange bist du schon bei der Polizei, Felicia?«, fragte er ungewollt väterlich.
    »Zwei Jahre«, antwortete sie.
    »Also lang genug, um zu wissen, dass es viel zu viele rationale Gründe für Morde gibt. Leider.Was die meisten von uns trotzdem davon abhält, jemanden umzubringen, ist die Tatsache, dass es immer weitaus mehr und bessere Gründe dafür gibt, es nicht zu tun.«
    »Hm, ich sehe schon, auf dieser Fähre gibt es mehr als nur einen zur Philosophie neigenden Polizisten«, konstatierte sie lächelnd. »Ich weiß nicht, ob mir deine Schlussfolgerungen gefallen, aber ich muss gestehen, dass ich diesen Gedanken auch schon einmal hatte.«
    *
    Gut zwei Stunden nach Verlassen der Fähre bogen sie von der Straße ab und fuhren auf den Hof von Isak und Elin Krangsås. Es hatte zu regnen begonnen, als sie von der Fähre gefahren waren, und seither waren die Scheibenwischer un ermüdlich im Einsatz gewesen. Fosen war eine feuchte, däm merungsgraue Landschaft. Mit glänzend grauen Felsen zwischen dunklen Kiefern. Die Gebäude des Krangsås-Hofes drückten sich oben auf die leicht abfallende Wiese wie große, nasse Schwämme.
    Krangsås’ Adresse hatte er aus dem Telefonbuch, den Rest hatte das Navi des Polizeiwagens übernommen. Singsaker hatte vorher angerufen, dabei aber so wenig wie möglich über den Mord an Gunn Brita Dahle gesagt, obgleich er das Gefühl hatte, dass das Ehepaar genau wusste, dass es darum ging. Er hatte sich damit begnügt, zu sagen, dass er gerne ein paar weitere Informationen über das Johannesbuch haben wollte.
    Herr und Frau Krangsås empfingen sie auf dem Hofplatz, ein Bauernehepaar, das sich dem Pensionsalter näherte. Er trug einen Overall und sie einen bequemen Jogginganzug.
    Sie wurden ins Wohnhaus gebeten, das schon länger nicht mehr gestrichen worden war.Aber auch Familie Krangsås war nicht unbeeinflusst von der Designwelle, die in den letzten Jahren über das Land geschwappt war. Die Küche war aus rostfreiem Edelstahl, und in dem Wohnzimmer mit dem Walnussfußboden standen italienische Designermöbel. Die Krangsås’ schienen wie viele in ihrem Alter zu viel Geld und zu wenig Fantasie zu haben. Die Modernisierung im Haus war an ihnen vorbeigegangen, irgendwie sahen die beiden in ihrer eigenen Wohnung wie Fremdkörper aus.
    Elin Krangsås hatte einen ganzen Stapel Waffeln gebacken, und Singsaker nahm gleich zwei Waffeln und strich Erdbeermarmelade darauf.Von eigenen Beeren, schätzte er. Felicia Stone blutete das Herz, und Singsaker entnahm ihrem Blick, dass Frau Krangsås’ Waffeln wohl auch unter der Rubrik »kalte Pfannkuchen ohne Sirup« rangierten.
    Er trat mit einer der Waffeln in der Hand an ein breites Fenster am Ende des Wohnzimmers. Isak Krangsås stellte sich neben ihn.
    »Eine wirklich schöne Aussicht haben Sie!«, sagte Singsaker und ließ seinen Blick über die wellige Landschaft Fosens schweifen. Zwischen den Bergkuppen und Wäldern war der Fjord am Horizont wie ein schwarzer Bogen zu erkennen.
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Krangsås lakonisch.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das Johannesbuch von einer Gruppe Archäologen entdeckt worden?«
    »Na ja, was heißt entdeckt? Es stand ja die ganze Zeit über hier bei uns im Wohnzimmerregal.«
    »Aber einer von denen hat dann erkannt, was für einen Schatz von einem Buch Sie da stehen haben?«
    »Ja, das stimmt. Das war Jens Dahle, der arme Kerl. Es ist so grausam, was mit Gunn Brita geschehen ist.Wie kommt er damit klar?«
    Singsaker fühlte sich schlecht. Er hätte ihnen zuerst sein Beileid ausdrücken müssen. Die Eheleute Krangsås hatten die Dahle-Familie ja schon seit Jahren als

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