Buch des Todes
in Norwegen versteht sich so etwas von selbst. Außerdem haben wir streng genommen schon einige davon gebrochen«, sagte er und sah auf Nevins’ nackten Hintern.
Sie verstand, auf was er anspielte, und zog ihm die Hose hoch.
»Nehmen Sie ihn mit ins Auto«, sagte Singsaker.
Sie zog Nevins vorsichtig am Oberarm hoch. Er hatte sich so weit wieder gefangen, dass er erkannte, wer ihn eigentlich festgenommen hatte. Entsetzt starrte er Felicia an.
»Sie hier?«
»Damit hatten Sie wohl nicht gerechnet.Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das im Wagen genauer erklären.Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
»Bevor Sie gehen, will ich wissen, wer da in der Hütte ist«, sagte Singsaker. Nevins starrte ihn an, als wäre er plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Im Blick des gut gekleideten Amerikaners war Resignation zu erkennen. Er war ein intelligenter Mann. Klug genug, um zu wissen, wann das Spiel verloren war.
»Fräulein Freud ist in der Hütte. Das ist …«
»Ich weiß gut, wer sie ist«, sagte er. »Sonst niemand?«
Nevins blieb schweigend stehen und sah den norwegischen Polizisten an.
»Nein, nur sie«, sagt er.
»Ist sie bewaffnet?«
»Nein«, antwortete Nevins.
Singsaker hatte allen Grund, die Aussage zu bezweifeln.
Nevins blickte zu Boden und ließ sich von Felicia Stone zum Weg führen. Der schlammige Boden schmatzte unter seinen italienischen Designerschuhen.
Silvia Freud erwartete ihn mit einer Brechstange in der Hand, als er die Tür öffnete und in den Raum trat. Der Schlag traf ihn an der Schulter und schleuderte ihn zu Boden, während der Schmerz die ganze Seite seines Körpers durchzuckte. Er blieb liegen und wartete auf den nächsten Schlag. Stattdessen hörte er Schritte, als sie mit einem Satz über ihn hinwegsprang und durch die Tür verschwand, durch die er gerade hereingekommen war. Er drehte sich um, hielt sich mit einer Hand die schmerzende Schulter, und sah sie gerade noch über den Weg davonlaufen, den vor knapp einer Minute auch Felicia Stone und Nevins eingeschlagen hatten.
Er rappelte sich hoch und rannte hinter ihr her. Der Schlamm spritzte unter seinen Füßen, als er von der Hütte zu den Autos lief.Als er die Straße erreichte, war ihm der Matsch bis an die Knie gespritzt. Silvia Freud warf sich in ihren grünen Nissan. Fünfzig Meter vor ihr führte Felicia Stone Nevins in Richtung Polizeiwagen ab.
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Er zog es aus der Tasche und blickte auf das Display. Es war Lars.
»Gott, was für ein schlechtes Timing!«, schrie er und drückte den Anruf weg.
Im gleichen Moment startete Freud den Motor, gab Gas und drehte auf der Stelle, bis die Front des Wagens in Richtung Stone und Nevins zeigte. Sie stand einen Moment still da und gab im Leerlauf Gas. Offensichtlich hatte sie Schwierigkeiten, den Gang einzulegen. Einen Moment lang hoffte er, sie würde den Motor abwürgen, doch dann gab sie erneut Gas. Dieses Mal setzte der Wagen sich in Bewegung und schoss auf Felicia Stone zu, aber die amerikanische Polizistin war aufmerksam. Mit einem festen Griff in Nevins Nacken zog sie ihn gerade noch rechtzeitig mit sich in den Straßengraben. Silvia Freud raste an ihnen vorbei und fuhr in hohem Tempo in Richtung Hauptstraße. Singsaker rannte zu Stone, die mit dem leichenblassen amerikanischen Konservator im Schlepptau aus dem Graben kletterte.
»Nimm den Wagen und verfolge sie«, sagte sie. »Ich gehe mit Nevins zum Hof.«
Er streckte den Daumen hoch und rannte weiter zum Polizeiwagen.Als er sich hineinsetzte, sah er den grünen Nissan etwas weiter vor sich zwischen den Bäumen verschwinden.
»Wissen Sie, was mir am Johannesbuch am besten gefällt?« Zwei verabscheuungswürdige Augen starrten Vatten an.
»Die Geschichte von dem Fluch. Meine Theorie ist ja, dass Bruder Lysholm Knudtzon irgendwie herausgefunden hat, was das Johannesbuch wirklich ist, nämlich das Bekenntnis eines Mörders.Vielleicht ist ihm klar geworden, dass der Text auf der Haut der Opfer geschrieben wurde. Ich weiß es nicht.Auf jeden Fall wollte dieser scheinheilige Idiot das Buch loswerden. Dabei war die Geschichte mit dem Fluch bloß ein Vorwand, entstanden aus dem seltsamen Drang des Menschen, alle neuen Erkenntnisse zu dämonisieren.Aber Unsinn oder nicht, die Geschichte passt so gut zu meinen Taten, dass ich mir wünschte, ich wäre selbst darauf gekommen.Aber ich bin selbst kein Fluch. Ich bin jemand, der sehen will, was er gesehen hat.«
Vatten verstand nicht, was
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