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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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unterschiedlichen Welten, das wurde ihm gerade schmerzlich bewusst, wie auch die Tatsache, dass er ihr etwas erklären musste.
    »Wir sind hier nicht in Texas«, sagte er.
    »Virginia«, korrigierte sie ihn.
    »Ja, das auch nicht. In Norwegen läuft die Polizei nicht herum und spielt Cowboy.«
    »Und was tut ihr, wenn ihr einen psychotischen Lustmörder verhaften sollt?«
    »Nun«, sagte er. »Entweder füllen wir dreimal das gleiche Formular aus und nehmen dann eine Schusswaffe mit – was ich dieses Mal nicht getan habe –, oder wir sind verdammt vorsichtig.« Er stieg aus.
    Sie folgte ihm.
    »Und was hast du vor?«, fragte er.
    »Na ja, verdammt vorsichtig zu sein, eben«, sagte Felicia Stone.
    »Okay«, sagte er. »Aber vergiss nicht, dass wir hier nicht in Texas sind.«
    Dieses Mal korrigierte sie ihn nicht. Sie hatte die Metapher verstanden.
    Sie verließen den Weg und gingen zwischen den Bäumen hindurch Richtung Hütte. Nachdem sie eine kleine, felsige Kuppe erklommen hatten, hinter der das Gelände steil abfiel, sahen sie die Hütte zwischen den Bäumen liegen, ein altes Blockhaus mit Torfdach. Irgendwie das passende Haus für einen Archäologen und eine Bibliothekarin, dachte Singsaker. Das Haus sah gepflegt aus. Ebenso der Schuppen, der neueren Datums zu sein schien als die Hütte. Die Hütte lag auf einer Lichtung mit hohem Gras und blühenden Blumen. Singsaker stellte fest, dass das letzte Stück Weg tatsächlich so schlammig war, wie Krangsås vermutet hatte. Damit war geklärt, warum Silvia Freud oben an der Straße geparkt hatte. Sie hockten sich ins Moos und sahen sich um. Felicia hatte einen Grashalm ausgerissen und kaute darauf herum. Beide hatten nasse Haare und durchnässte Hosenbeine.
    Da ging die Hüttentür auf. Das gräulich verblichene Kiefernholz müsste dringend mal wieder gebeizt werden. Die Tür öffnete sich langsam und knirschend. Ein langer Mann mit grauer Jacke und italienischen Schuhen kam heraus und trat auf den großen, mit Schieferplatten gedeckten Absatz vor der Tür. Er streckte sich und sah sich um. Hielt die Hand nach vorn und stellte fest, dass es noch immer regnete.
    »Nevins«, sagte sie.
    »Ich dachte, der hätte längst das Land verlassen«, sagte Singsaker und blickte auf ihre Lippen, die sich so vorsichtig wie nur möglich um den Grashalm gelegt hatten. Ein Tropfen fiel von der Spitze des Halms auf ihre nassen Joggingschuhe.
    »Allem Anschein hat er hier noch etwas zu erledigen«, sagte sie.
    Nevins ging zu dem Schuppen. Er hatte zwei Türen.An der einen hing ein großes, rotes Herz. Er öffnete sie und trat ein.
    »Kommen Sie – wir schnappen ihn uns mit runtergelassener Hose«, sagte Singsaker. Statt direkt den Abhang nach unten zu klettern, folgten sie dem Kamm zur Rückseite des Schuppens. Felicia Stone schlich still wie ein Wiesel durchs Unterholz.Welchem Waldtier Singsaker am ehesten entsprach, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, auf jeden Fall erreichten sie die Rückwand des Schuppens, ohne dass Nevins wieder nach draußen gekommen war.Vermutlich hatte er sie nicht gehört. Langsam schlichen sie auf die Vorderseite und bezogen rechts und links der Tür Stellung. Singsaker registrierte zufrieden, dass die nur wenige Schritte entfernte Hütte auf dieser Seite keine Fenster hatte.
    Er streckte drei Finger hoch, dann zwei, dann nur einen.Als er den letzten Finger bog, packte sie den Türgriff und riss ihn zu sich. Ein lautes Krachen war zu hören, gefolgt von einem scharfen Knirschen, als risse das Holz, ohne ganz zu splittern. Der Riegel auf der Innenseite der Tür hielt noch. Zwei Sekunden lang war es still. Dann hörten sie Nevins hinter der Tür. Er war aufgestanden und hantierte, den Geräuschen nach zu urteilen, mit seinen Kleidern herum. Sie unternahm einen zweiten Versuch und riss noch einmal an der Tür. Dieses Mal gab der Riegel nach, und die Klotür flog mit einem dumpfen Laut auf. Nevins stürzte ihnen, die Hose auf den Knien, entgegen. Felicia Stone war schneller als Singsaker und warf sich auf Nevins’ Rücken. Sie packte seinen rechten Arm und bog ihn bis zur Mitte des Rückens hoch. Er blieb nach Atem ringend liegen, schrie aber nicht. Singsaker gab ihr schnell seine Handschellen, und sie fesselte Nevins. Erst die Hand, die sie festhielt, dann die andere. Es war leicht zu erkennen, dass sie das nicht zum ersten Mal machte.
    »Keinen Laut, Nevins«, sagte sie und sah zu Singsaker auf. »Willst du ihm vielleicht seine Rechte vorlesen?«
    »Hier

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