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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Freunde«, fing er an, »ich habe etwas für Sie; einen Scherz, etwas Lustiges, ein Verslein nach dem Französischen … passen Sie auf!«
    Er ließ sich gemächlich auf einem Stuhl nieder, den Spielern gegenüber, die, auf ihre Queues gestützt, an den Billards lehnten, zog ein Blättchen aus der Tasche, legte den langen Zeigefinger mit dem Siegelring an die spitze Nase und verlas mit einer fröhlichen und naiv-epischen Betonung:
    »Als Sachsens Marschall einst die stolze Pompadour
    Im goldnen Phaeton – vergnügt spazieren fuhr,
    Sah Frelon dieses Paar –
    o, rief er, seht sie beyde!
    Des Königs Schwerdt – und seine Scheide!«
    Herr Köppen stutzte einen Augenblick, ließ dann Kongflick und Staatswohl dahinfahren und stimmte in das Gelächter der Übrigen ein, daß der Saal widerhallte. Pastor Wunderlich aber war an ein Fenster getreten und kicherte, der Bewegung seiner Schultern nach zu urteilen, still vor sich hin.
    Man blieb noch eine gute Weile beisammen, hier hinten im {46} Billardsaal, denn Hoffstede hatte noch mehr Scherze ähnlicher Art in Bereitschaft. Herr Köppen hatte seine ganze Weste geöffnet und war bei bester Laune, denn er befand sich besser hier, als im Speisesaal bei Tische. Er machte drollige plattdeutsche Redensarten bei jedem Stoß und recitierte dann und wann beglückt vor sich hin:
    »Als Sachsens Marschall einst …«
    Das Verslein nahm sich wunderlich genug aus in seinem rauhen Baß …

9.
    Es war ziemlich spät, gegen elf Uhr, als die Gesellschaft, die sich im Landschaftszimmer noch einmal zusammengefunden hatte, beinahe gleichzeitig aufzubrechen begann. Die Konsulin begab sich sofort, nachdem sie die Handküsse Aller in Empfang genommen, in ihre Zimmer hinauf, um nach dem leidenden Christian zu sehen, indem sie die Aufsicht über die Mägde beim Wegräumen des Geschirres an Mamsell Jungmann abtrat, und Mme. Antoinette zog sich ins Zwischengeschoß zurück. Der Konsul aber geleitete die Gäste die Treppe hinunter über die Diele und bis vor die Hausthür auf die Straße hinaus.
    Ein scharfer Wind trieb den Regen seitwärts herunter, und die alten Krögers krochen, in dicke Pelzmäntel gewickelt, eiligst in ihre majestätische Equipage, die schon lange wartete. Das gelbe Licht der Öllampen, die vorm Hause auf Stangen brannten und weiter unten an dicken, über die Straße gespannten Ketten hingen, flackerte unruhig. Hie und da sprangen die Häuser mit Vorbauten in die Straße hinein, die abschüssig zur Trave hinunterführte, und einige waren mit Beischlägen oder Bänken versehen. Feuchtes Gras sproß zwischen dem schlechten Pflaster empor. Die Marienkirche, dort drüben, lag ganz in Schatten, Dunkelheit und Regen gehüllt.
    »Merci«, sagte Lebrecht Kröger und drückte dem Konsul, der {47} am Wagen stand, die Hand. »Merci, Jean, es war allerliebst!« Dann knallte der Schlag, und die Equipage polterte davon. Auch Pastor Wunderlich und der Makler Grätjens gingen mit Dank ihres Weges. Herr Köppen, in einem Mantel mit fünffacher Pelerine, einen weitschweifigen grauen Cylinder auf dem Kopf und seine beleibte Gattin am Arm, sagte in seinem biedersten Baß:
    »'n Abend, Buddenbrook! Na, geh' 'rein, erkält' dich nicht. Vielen Dank – du? Ich habe gegessen wie lange nicht … und mein Roter zu vier Courantmark konveniert dir also? Gut' Nacht nochmal …«
    Das Paar ging mit Konsul Kröger und seiner Familie gegen den Fluß hinunter, während Senator Langhals, Doktor Grabow und Jean Jacques Hoffstede die entgegengesetzte Richtung einschlugen …
    Konsul Buddenbrook stand, die Hände in den Taschen seines hellen Beinkleides vergraben, in seinem Tuchrock ein wenig fröstelnd, ein paar Schritte vor der Hausthür und lauschte den Schritten, die in den menschenleeren, nassen und matt beleuchteten Straßen verhallten. Dann wandte er sich und blickte an der grauen Giebelfaçade des Hauses empor. Seine Augen verweilten auf dem Spruch, der überm Eingang in altertümlichen Lettern gemeißelt stand: »Dominus providebit.« Während er den Kopf ein wenig senkte, trat er ein und verschloß sorgfältig die schwerfällig knarrende Hausthür. Dann ließ er die Windfangthüre ins Schloß schnappen und schritt langsam über die hallende Diele. Die Köchin, die mit einem Theebrett voll Gläser klirrend die Treppe herunter kam, fragte er:
    »Wo ist der Herr, Trina?«
    »Im Eßsaal, Herr Konsul …« Ihr Gesicht wurde so rot wie ihre Arme, denn sie war vom Lande und geriet leicht in

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