Buddha-Boy
du denn gedacht?«
»Es gibt so ein tolles Lied von Woody Guthrie, das Hard Travelinâ heiÃt. Ich dachte, weil du doch nach ihm benannt worden bist und I Ainât Got No Home in This World gespielt hast, könntest du vielleicht â«
Ihr Gesicht glühte, als sie mich mitten im Satz unterbrach. Wow! Ich hatte bisher noch nie das Gesicht eines Mädchens zum Glühen gebracht. »Ich liebe diesen Song! Das ist der erste von Woody Guthrie, den ich spielen konnte. Da gibt es so was echt Cooles, das sich Travis-Pick nennt. Mein Gitarrenlehrer sagt â¦Â«
Und dann sprudelte es glücklich aus ihr heraus, bis es läutete. Sie war so begeistert, dass sie mich nicht einmal fragte, woher ich was über Woody Guthrie wusste. Natürlich fragte ich sie auch nicht, woher sie über ihn Bescheid wusste â was ein fantastischer Schachzug gewesen wäre. Aber ich bedaure nichts in diesem Gespräch. Ich sehe die Sache nämlich so: Wenn man die Vergangenheit ändern könnte, hätte meine Mutter auf all ihren Schulfotos nicht so hässliche Polyesterpullover mit Norwegermuster getragen, stimmtâs?
An diesem Tag war ich bei der Besprechung unserer Hausaufgaben in Sozialkunde der Star. Dann schrieben wir einen sehr schönen Test, bei dem ich glänzend abschnitt. Und als Nächstes kam der beste Teil. Mr Dowd kündigte ein besonderes Projekt an, bei dem wir uns irgendeinen Aspekt einer religiösen Tradition des Fernen Ostens aussuchen konnten. Als er für diese Arbeit Partner zusammenstellte, fand ich Woodys Nachnamen heraus: Long. Was auf der Klassenliste in alphabetischer Reihenfolge zwischen Lee und Petrucci erschien. Also würde ich FÃR ZWEI WOCHEN WOODYS PARTNER SEIN! Mr Dowd teilte lange Listen aus, auf denen die Kriterien für das Projekt standen, und meinte, wir sollten uns mit unseren Partnern zusammentun und âºbrainstormenâ¹. Das musste er mir nicht zweimal sagen. Während ich versuchte, gelassen zu wirken und gleichzeitig an Woodys Seite zu flitzen, fiel mir auf, dass Peter mit einem Mädchen namens Abby in einer Ecke stand. Sie war hübsch und schien sehr nett und freundlich zu sein, aber er machte ein dermaÃen finsteres Gesicht, als wäre er mit einem buckligen General zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden.
Egal. Ich musste âºbrainstormenâ¹. Woody sagte: »Ist das nicht toll? Hab ich ein Glück! Ich darf mit dem Fachmann arbeiten! Wir machen was über Zen, oder?«
»Hmm â ich weià nicht. Es gibt so viele andere faszinierende Aspekte fernöstlicher Relig-«
»Du machst Witze, oder? In dem Fachgebiet bist du doch spitze, San! Das müssen wir ausnutzen.«
Ha! Ich entdeckte eine neue Seite an Woody: Konkurrenzdenken. Andererseits kannte ich sie erst zwei Tage. AuÃerdem war ich selbst erst seit zwei Tagen ich. Durfte ich deshalb so kritisch sein, was ihre Macken betraf?
»Ja sicher, stimmt schon. Wir müssen unsere Stärken rauskehren, ja?«
»Genau«, sagte sie und blies ihren Pony weg. »Also gib mir Ideen, okay?«
Warum nicht? In jedem Fall brachte sie mich echt auf Ideen. »Wie wärâs, wenn ich dir das Meditieren beibringe?«
»Klingt lustig, aber, nimmâs mir nicht übel, es macht als Präsentation nicht viel her.«
»Nee, klar. Okay, wie wärâs, wenn wir an einem Poster-Projekt über Zen-Gärten arbeiten?«
»Was sind Zen-Gärten?«
Das Mädchen stellte hervorragende Fragen. Und ich hätte diese beantworten können, wenn ich das dicke Buch und nicht das schmale gelesen hätte. »Also, das ist ⦠ähm ⦠einem westlichen Geist schwer zu erklären. Nimmâs mir nicht übel.«
»Du kannst es ja mal probieren!«
Liebend gern. »Vielleicht, wenn wir mehr Zeit haben.«
Sie runzelte die Stirn.
»Warte!«, rief ich aus. Das heiÃt, ich rief es ruhig und leise aus. »Ich habâs! Du willst doch unsere Stärken rauskehren, stimmtâs?«
»Ich will deine Stärken rauskehren. Ich habe nämlich keine.«
Nahm sie mich auf den Arm? Wie konnte ein Mensch, der so schön und einzigartig war, nicht wissen, welche Stärken er besaÃ? »Natürlich hast du welche â die Musik!«
»Also gut, die Musik. Aber wie hilft uns Gitarre spielen und singen bei einem Zen-Projekt?«
»Das musst du herausfinden.«
»Okay, und was
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