Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
Vom Netzwerk:
ich die Ergebnisse meiner Handlungen allerdings so gut wie für immer mit mir herumtragen. Außerdem hat ein großer Zen-Denker namens Yamada Roshi einmal gesagt: ›Der Zweck des Zen ist die Vervollkommnung des Charakters.‹ Und wenn einen die Werte der Eltern automatisch zu einem guten Menschen machten, brauchte niemand zu meditieren, um seinen Charakter zu vervollkommnen. Wie Basho sagte: ›Trachte nicht danach, in die Fußstapfen der Meister zu treten, sondern suche, was sie gesucht haben.‹ Du musst deinen eigenen Weg in der Welt finden.
    Als ich fertig war, stand die Englischlehrerin eine Weile hinter mir, beugte sich dann über mich und schrieb GUT DURCHDACHT. MACH WEITER SO! unter meinen letzten Satz. Ich muss schon sagen, aus einem schmalen Büchlein kann man eine Menge lernen. Jetzt stand ich in zwei verschiedenen Fächern gut da. Und konnte sogar einen Teil meiner Beine wieder spüren.
    In der Mittagspause spielte Woody nur einen einzigen Song, bevor sie alles wieder zusammenpackte. Dann kam sie rüber und setzte sich zu mir an meinen kleinen Aussätzigentisch. »Hey, San. Bist du inzwischen aufgetaut?«
    Â»Ich spüre die Kälte nicht, wenn ich meditiere.« Ja, klar.
    Â»Hmm. Und wie war dein Vormittag? Du hast doch die Starsky in Englisch, stimmt’s? Ich auch, in der dritten Stunde. Was hast du über das Zitat geschrieben?«
    Ich erzählte ihr alles und sie sah mich mit großen Augen an, als ob ich ein Zen-Meister wäre.
    Ha. Ich fragte Woody, worüber sie geschrieben hätte, und sie antwortete: »Ich hab geschrieben, dass meine Eltern gierige Kapitalisten sind und dass ich ganz anders bin als sie. Dass wir einen Haufen Geld haben und andere Leute viel weniger. Es kommt mir nicht richtig vor, dass wir nicht mehr tun, um die Dinge auszugleichen. Mein Dad … Ach, vergiss es! Davon willst du bestimmt nichts hören.«
    Ich beugte mich zu ihr und sagte: »Doch! Ich will alles über dich wissen.«
    Sie lächelte unsicher, fing aber wieder an zu reden. »Mein Vater ist Zahnarzt, also schwimmen wir praktisch im Geld. Und letztes Jahr hab ich ihn mal gefragt, ob ich mein Taschengeld der Suppenküche in der Stadt spenden darf. Er wurde richtig wütend und schimpfte: ›Wenn die Leute da unten bloß mal ihren Hintern hochkriegen würden, hätten sie alle Jobs. Wir leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zum Kuckuck noch mal!‹ Dann sagte er, wenn ich meinte, wir hätten zu viel, würde er mir bis zu meinem nächsten Geburtstag die Hälfte des Taschengelds streichen. Deshalb sammle ich Geld in der Mittagspause. Damit ich der Suppenküche was spenden kann, ohne dass mein Vater davon erfährt.«
    Und sie hielt mich für das Nonplusultra. Ich war es nicht wert, diesem Mädchen die Füße zu waschen. Zum Glück wusste sie das nicht. Was mich auf einen Gedanken brachte. »Hey, ich hab nach einem Platz gesucht, wo ich was Gemeinnütziges tun kann. Es fehlt mir, irgendwo mitzuhelfen. Gibst du in der Suppenküche Essen aus oder so was?«
    Sekundenlang sah sie richtig ängstlich aus, und ich fragte mich, ob sie eines dieser reichen Mädchen war, die den Armen zwar gern helfen, aber nicht in ihre Nähe kommen wollen. »Bis jetzt nicht, aber ich würde total gern damit anfangen.«
    Ich geh ganz schön ran, was? Noch bevor ich meinen köstlichen Pudding ausgepackt hatte (der Verkaufsschlager der Woche mit fast abgelaufenem Haltbarkeitsdatum aus dem Supermarkt), hatte ich schon mein erstes Date. Und meine erste Erfahrung, wie man anderen helfen kann. Ich war allerdings nicht sicher, ob das gute Karma der ehrenamtlichen Arbeit das schlechte Karma, ein schlimmer Lügner zu sein, wettmachen würde.
    Was soll’s. Beim Zen geht es darum, im Augenblick zu leben, und einen glänzenden Augenblick lang hatte ich einen Pudding zum Essen und ein Mädchen an meiner Seite. Was mich an etwas erinnerte: »Hey, Woody, kann ich auch Wünsche äußern?«
    Â»Wie meinst du das? Soll ich dir vielleicht die Bücher ins Klassenzimmer tragen? Ich bin nicht so der unterwürfige Typ.«
    Â»Nein, das meine ich nicht. Wenn du mittags singst, kann ich dich dann bitten, einen bestimmten Song zu spielen?«
    Â»Ich weiß nicht. Bis jetzt hat mich das noch keiner gefragt. Die meisten in unserem Alter mögen nicht die gleiche Musik wie ich, also … Woran hast

Weitere Kostenlose Bücher