Büchners Braut: Roman (German Edition)
Erinnerungen.
Über Georg Büchners letzte Tage ist von Caroline Schulz alles berichtet. Dass Minna mit ihr zusammen der Beerdigung fernblieb, ist das Letzte, was wir aus diesem Bericht erfahren. Von Minna Jaeglé ist nicht einmal überliefert, wie und wo sie genau starb. Die Vermutung, sie habe auch nach dem Deutsch-Französischen Krieg in Straßburg bei den Schmidts gelebt, liegt nahe. Ihre wenigen privaten Dinge verblieben bei der Familie Schmidt, und es soll nach Auskunft eines Nachfahren der Schmidts dort noch heute Schriftstücke und Dokumente Büchners aus Minnas Besitz geben, wie es vor Jahren dem Büchner-Biographen Jan-Christoph Hauschild mündlich bestätigt wurde.
Es gibt den Rahmen von historischen Fakten, Geburts- und Sterbedaten, von Ereignissen, Reisen und Briefen. Innerhalb dessen bewegt sich die Geschichte der Minna Jaeglé in diesem Buch. Es bleibt lediglich der Versuch, mit den Mitteln einer Romanbiographie einer Person näher zu kommen, als es die reine Aufzeichnung ihrer Lebensfakten vermag.
Zitate aus dem Quellenmaterial, insbesondere der Schriften und Briefe Georg Büchners und seiner Zeitgenossen, habe ich im Sinne einer Romanbiographie verkürzt wiedergegeben, ohne auf eine historisch-kritische Ausgabe zurückzugreifen und Auslassungen kenntlich zu machen. Diese Zitate wurden weitgehend der heutigen Rechtschreibung angepasst.
Für die kritische und unterstützende Begleitung zu diesem Buch danke ich zuallererst meinem Mann Wolfgang Weinkauf, für die Jahre der Geduld und gemeinsamen Arbeit, dann unseren nimmermüden Freunden Ute und Ickes Kretschmann. Dank auch an Ann-Marie Hickel in Barr für die spontane Öffnung ihrer Unterlagen, an Prof. Heinz Fischer für den Zuspruch, das Interesse und die fachlichen Ratschläge, an Dr. Jan-Christoph Hauschild, ohne dessen Arbeiten dieses Projekt kaum möglich gewesen wäre.
B. K., München im März 2013
Personenverzeichnis
Minna Jaeglés Eltern und Geschwister
Jäckel, Johann Jakob/Jaeglé, Jean Jacques − 16. 3. 1763−21. 10. 1837, Sohn eines Straßburger Postkutschers aus dem cour du Corbeau (Rabenhof). Studierte ab 1780 Theologie, bereiste als Erzieher der Töchter von Richard Wynne 1789−1798 Europa, besonders Italien, war 1799−1802 Erzieher bei der Familie Battaja in Padua. Pastor in Uhrwiller ab 1804, in Scharrachbergheim ab 1808, in Goxwiller ab 1814, in Barr ab 1818 und in Straßburg an der St. Wilhelmskirche vom 11. 9. 1826 bis zu seinem Tod. Veröffentlichte Gedichte, u. a. 1798 in Schillers Musenalmanach »Das Meer«, 1799 »Gedichte Nach Englischen Originalen« und 1830 »Der Cypressenhain«. Der Katalog seiner Bibliothek wies 1838 anlässlich des Verkaufs 971 Titel aus.
Jaeglé, Margarethe Salome, geb. Strohl − 15. 10. 1793−3. 11. 1828, Pfarrerstochter aus Nonnenweier im Breisgau, in Straßburg aufgewachsen, heiratete J. J. Jaeglé am 11. 9. 1806. Tante von Julie-Pauline Schmidt.
Jaeglé, Jacques-Jules − 17. 2. 1824–Febr. 1828, Minnas jüngerer Bruder.
Jaeglé, Julie-Adelaide − 1819–1821, Minnas einzige Schwester.
Jaeglé, Louis-Théodore − 3. 8. 1812–6. 2. 1856, Minnas ältester Bruder; ging um 1840 nach London, leitete dort eine Chemiefabrik.
Georg Büchners Eltern und Geschwister
Büchner, Ernst Karl − 3. 8. 1786 –19. 5. 1861, mit 15 Jahren Chirurgischer Gehilfe bei der holländischen Armee, studierte in Leiden Medizin, erwarb 1802 in Würzburg die Doktorwürde, ab 1816 Amts- und Stadtchirurg in Darmstadt, ab 1817 Assessorund außerordentliches Mitglied am Großherzoglichen Medizinalkolleg. Bereits sein Großvater (gest. 1749) war Chirurg, dessen Vorfahren seit dem 16. Jh. Bader. E. Büchner gab ab 1827 im Stadthospital anatomische und physiologische Kurse, bei denen ihn sein Sohn Georg unterstützte, von dem er die Fortführung dieser Berufstradition mit Disziplin und widerspruchsloser Unterordnung verlangte wie später dann auch vom Sohn Ludwig. Er wird als Mann von »scharfem klarem Verstand« und kalter Vernunft beschrieben, der als strenges Familienoberhaupt auftrat.
Büchner, Caroline, geb. Reuß − 19. 8. 1791–3. 3. 1858, stammt aus einer Familie von Hofbeamten in landgräflichen Diensten. Als drittes Kind des Hofrats Georg Reuß in Pirmasens genoss sie im Haus des Pfarrers Johann Reck eine ausgezeichnete Erziehung. Mit 21 Jahren heiratete sie Dr. E. Büchner. Sie wird als das genaue Gegenteil ihres Mannes beschrieben, als freundlich-heitere Person, die sanft und nachsichtig die
Weitere Kostenlose Bücher