Buehne frei Prinzessin
angeblich tot sein soll und dass die Frau, die Grandmère gespielt hat, supernett war. Aber der Hammer war ja wohl, dass ich im zweiten Film mit Michael Schluss gemacht habe! Als würde ich das tun! Wahrscheinlich wollten sie die Handlung irgendwie aufpeppen, dabei ist mein Leben auch ohne die Hilfe von Hollywood spannend genug.
Wenn schon Kino, dann identifiziere ich mich mehr mit diesem Aragorn aus »Die Rückkehr des Königs«. Wir beide haben die Krone eher gezwungenermaßen aufs Haupt gedrückt bekommen. Ich wäre viel lieber ein ganz normales Mädchen und keine Thronerbin, und ich glaube, Aragorn geht es auch so.
Was nicht heißen soll, dass ich das Land nicht liebe, über das ich eines Tages herrschen werde. Es ist nur ein bisschen langweilig, den größten Teil der Sommerferien bei seinem Vater und seiner Großmutter verbringen zu müssen, wenn man VIEL lieber bei seinem neugeborenen Bruder bleiben würde – ganz zu schweigen von seinem GELIEBTEN FREUND, der nach den Ferien an die Universität überwechselt.
Okay, das heißt in Michaels Fall zwar nicht, dass er wegzieht. Er bleibt nämlich hier in New York und studiert an der Columbia University. Aber die Universität liegt in einem Teil von Manhattan, wo ich normalerweise nie hinkomme, außer das eine Mal, als wir im »Silvia’s« Hähnchen und Waffeln essen waren.
Ich hab mein Selbstporträt für Ms Martinez letzte Woche geschrieben, als ich noch in Genovia war. Hoffentlich kann sie herauslesen, dass ich eine verwandte Seele und – genau wie sie – eine Freundin der Schreibkunst bin.
Offizielles Briefpapier von I. H.
Prinzessin Amelia Renaldo von Genovia
Mein Selbstporträt von Mia Thermopolis
Ich heiße Mia Thermopolis. Ich bin fünfzehn, Sternzeichen Stier und Kronprinzessin des Fürstentums Genovia (50 000 Einwohner). Meine Hobbys sind u. a.: mir von meiner Großmutter alles beibringen zu lassen, was eine Prinzessin wissen muss; Fernsehen; Essen gehen (oder Essen bestellen); Lesen; bei unserer Schülerzeitung Das Atom mitzuarbeiten und Gedichte schreiben. Mein Berufswunsch ist Schriftstellerin und/oder Rettungshundeführerin (um zum Beispiel Menschen aufzuspüren, die bei einem Erdbeben unter den Trümmern verschüttet wurden). Aber höchstwahrscheinlich muss ich mich damit abfinden, eines Tages Fürstin von Genovia zu werden.
Das war noch der einfache Teil der Hausaufgabe. Viel schwieriger war dieser Aufsatz über das, was ich während der Sommerferien gelernt hab. Was HAB ich denn gelernt? Den größten Teil des Junis hab ich Mom und Mr G geholfen, sich an den Alltag mit dem Baby zu gewöhnen – was für die beiden eine echte Herausforderung darstellte, weil unser Haushalt ja jahrelang nur aus Zweibeinern bestand (okay, mal abgesehen von meinem Kater Fat Louie). Und erst als mir klar wurde, dass sich unser neuestes Familienmitglied bald hauptsächlich krabbelnd fortbewegen wird – und zwar vielleicht ein ganzes Jahr lang oder sogar noch länger -, hab ich erkannt, in was für einer extrem Baby-UNSICHEREN Umgebung wir wohnen… was Mom und Mr G aber anscheinend nicht sonderlich beunruhigte.
Ich hab Michael gebeten, mir zu helfen, Baby-Schutzkappen auf alle Steckdosen zu stecken und sämtliche Schubladen in Bodennähe zu sichern – was Mom gar nicht so toll fand, weil sie jetzt nicht mehr mit einem Griff an ihre Salatschleuder kommt.
Aber eines Tages wird sie ihre Meinung noch ändern, wenn sie begreift, dass es nur meiner Umsicht zu verdanken ist, dass Rocky als Krabbelkind nicht in irgendwelche blutigen Salatschleuder-Unfälle verwickelt wurde.
Mal von der Kindersicherung des Lofts abgesehen, haben Michael und ich nicht viel gemacht. Wobei es natürlich unheimlich viele Dinge gibt, die ein schwer verliebtes Paar im Sommer in New York unternehmen kann: Ruderpartien auf dem See im Central Park; Kutschfahrten auf der Fifth Avenue; ins Museum gehen und ehrfürchtig all die großen Meisterwerke bewundern; Freiluft-Opern im Central Park anschauen; in einem der netten kleinen Straßencafés in Little Italy essen gehen usw. Aber all diese Aktivitäten gehen auf Dauer ganz schön ins Geld (wenn es nicht gerade Sachen sind, für die es Schüler- oder Studentenermäßigungen gibt). Na gut, die Opern im Central Park sind kostenlos, aber um einen Platz zu ergattern, muss man ungefähr um acht Uhr morgens zur Stelle sein, und diese komischen Opernfans sind alle ganz schöne Platzhirsche. Die werden richtig giftig, wenn man mit einer Ecke
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