Buehne frei Prinzessin
Lesungen zu kommen. Alles war irgendwie sehr universitär!
Michael war anscheinend nicht mehr so genervt, weil er mich nämlich zur Begrüßung ganz lieb küsste und ich dabei an seinem Hals schnuppern konnte, sodass ich mich schon gleich viel besser fühlte. Was die heilenden Kräfte angeht, ist Michaels Hals fast so wirkungsvoll wie eine warme New Yorker Brezel.
Wir brachten Lars im Aufenthaltsraum von Michaels Stockwerk unter, wo gerade in dem großen Fernseher ein Baseballspiel lief. Eigentlich sollte man meinen, Lars hätte für heute genug Sport gesehen, weil wir ja gerade ungefähr drei Stunden auf einem Fußballplatz verbracht hatten, aber da hatte ich mich geirrt. Er warf einen Blick auf die Anzeigentafel – Gleichstand – und setzte sich, den Blick starr auf den Bildschirm geheftet, zu den anderen Leuten, die genauso fasziniert zusahen.
Michael ging mit mir in sein Zimmer, das schon viel besser aussieht als letztes Mal. Die Wand ist nicht mehr so kahl, weil da jetzt ein riesiges Poster unserer Galaxie hängt, und auf sämtlichen verfügbaren Ablageflächen stehen Computer herum (außer den beiden Betten), sodass man sich ein bisschen wie in einem NASA-Raumfahrtkontrollzentrum fühlt. An der Decke hängt ein Schild KOMMEN SIE GAR NICHT ERST AUF DIE IDEE, HIER ZU PARKEN, aber Michael schwört, dass er es nicht von der Straße geklaut hat.
Michaels Zimmerhälfte ist total aufgeräumt, auf dem Bett liegt eine dunkelblaue Tagesdecke, er hat einen kleinen Kühlschrank, der als Nachttisch dient, und ÜBERALL liegen DVDs und Bücher verstreut.
Die andere Hälfte des Zimmers ist ein bisschen unordentlicher, mit einer roten Tagesdecke, einer Mikrowelle statt eines Kühlschranks und ÜBERALL liegen DVDs und Bücher verstreut.
Bevor ich dazu kam, zu fragen, wo Doo Pak steckte und wann ich ihn kennen lernen würde, zog Michael mich zu sich
aufs Bett. Wir waren gerade dabei, uns nach der einwöchigen Trennung wieder sehr nett aneinander zu gewöhnen, als die Tür plötzlich aufging und ein großer, dürrer, bebrillter Koreaner reinplatzte.
»Ach! Hey, Doo Pak«, sagte Michael lässig. »Das hier ist übrigens meine Freundin Mia. Mia, das ist Doo Pak.«
Ich streckte Doo Pak die rechte Hand hin und schenkte ihm mein schönstes Prinzessinnenlächeln.
»Hallo Doo Pak«, sagte ich. »Freut mich, dich kennen zu lernen.«
Aber statt mir die Hand zu schütteln, schaute Doo Pak von Michael zu mir und wieder schnell zu Michael. Dann lachte er. »Haha, das ist sehr lustig. Wie viel Geld bezahlt er dir, damit du mich auf den Arm nimmst?«
Ich sah Michael verwirrt an, der sagte: »Äh, Doo Pak, ich nehme dich nicht auf den Arm. Das ist wirklich meine Freundin.«
Doo Pak lachte nur noch einmal. »Ihr Amerikaner! Immer macht ihr Witze! Haha, du kannst jetzt aufhören.«
Als Nächstes versuchte ich es.
»Äh... Doo Pak«, sagte ich. »Ich bin aber wirklich Michaels Freundin. Ich heiße Mia Thermopolis. Schön, dass ich dich endlich auch mal kennen lerne. Ich hab schon viel von dir gehört.«
Da bekam Doo Pak so einen Lachkrampf, dass er sich auf sein Bett setzen musste.
»Nein!«, kicherte er und schüttelte den Kopf, während ihm die Lachtränen über die Wangen liefen. »Nein, nein. Das kann nicht sein. Du…«, er deutete auf mich, »kannst nicht seine Freundin sein.« Und er deutete auf Michael.
Michael sah allmählich etwas gereizt aus.
»Es reicht, Doo Pak«, drohte er mit dieser Stimme, die er auch immer bekommt, wenn Lilly sich wegen seiner Begeisterung für die alte Raumschiff-Enterprise-Serie über ihn lustig macht.
»Doch wirklich«, sagte ich zu Doo Pak, weil ich die Sache klären wollte und keine Ahnung hatte, was daran so lustig sein sollte. »Michael und ich sind schon seit über neun Monaten zusammen. Ich gehe auf die Albert-Einstein-Schule, wo Michael vorher war, und wohne mit meiner Mutter und meinem Stiefvater im Vill...«
»Du redest jetzt bitte nicht«, sagte Doo Pak zu mir – sehr höflich, wie ich zugeben muss. Aber trotzdem. Es ist schon ein komisches Gefühl, so den Mund verboten zu bekommen. Vor allem weil Doo Pak mir daraufhin den Rücken zudrehte und mit leiser, drängender Stimme auf Michael einzureden begann und weil Michael ihm genauso leise, dafür aber eher genervt antwortete.
Es ist total blöd, zwei Leuten zuzusehen, die eindringlich miteinander flüstern, und kein Wort zu verstehen. Deswegen bin ich jetzt ins Bad gegangen, damit die beiden etwas Privatsphäre haben.
Ich kann
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