Buehne frei Prinzessin
Umweltkatastrophe verursacht haben, deshalb hat niemand sie ernst genommen.«
Ach, und das sagt er mir jetzt. Danke, Dad. Nachdem ich nächtelang wach gelegen und mir deswegen Sorgen gemacht habe. Okay, deswegen und wegen ein paar anderer Sachen.
In diesem Moment bemerkte ich Ms Martinez, die in der Nähe stand und leicht... na ja, schuldbewusst schaute, anders lässt es sich nicht beschreiben.
»Du, Mia«, sagte sie, nachdem ich Dad losließ (dem ich mich, vor lauter Freude darüber, dass meine Schnecken das genovesische Meer gerettet haben, an den Hals geworfen hatte). »Ich möchte dir gern sagen, dass das eine ganz großartige Rede war. Und dass du Recht hast. Die Popkultur ist nicht automatisch wertlos, sie hat genauso ihre Existenzberechtigung wie die Hochkultur. Es tut mir wirklich sehr Leid, dass ich dir das Gefühl gegeben habe, dass die Themen, über die du gerne schreibst, weniger wert seien als ernsthaftere Themen. Das stimmt nicht.«
Woah!
Allerdings wurde die Freude über diesen Triumph etwas geschmälert, als ich sah, wie interessiert mein Vater Ms Martinez beäugte.
Aber ich glaub eigentlich nicht, dass sich Dad für eine Frau begeistern kann, die weiß, was ein Genitiv ist. Seine letzte Freundin hätte wahrscheinlich gedacht, dass ein Genitiv eine fiese, stinkende Nagetierart ist.
Was eine gute Überleitung ist, weil als Nächstes nämlich Grandmère auf mich zukam, mich am Arm fasste und zur Seite führte.
»Siehst du, Amelia«, flüsterte sie mir mit rauer, sidecargeschwängerter Stimme zu. »Ich hab dir doch gesagt, dass du es kannst. Das war wirklich eine sehr mitreißende Rede. Wirklich mitreißend. Ich hatte beinahe das Gefühl, der Geist der heiligen Amelie wäre unter uns.«
Das Gruselige ist – genau dasselbe Gefühl hatte ich auch. Aber das sagte ich ihr nicht. Stattdessen sagte ich: »Und, Grandmère? Was ist das jetzt für eine Geheimwaffe, die du mit Lilly ausgeheckt hast? Wann lasst ihr die Bombe platzen?«
Aber sie nahm nur meinen halb abgerissenen AES-Löwenaufnäher zwischen Daumen und Zeigefinger. »Was ist mit deinem Blazer passiert? Wirklich, Amelia, kannst du nicht etwas mehr auf dein Äußeres achten? Als Prinzessin solltest du nicht so verschlampt herumlaufen.«
Aber das war das einzig Negative, ansonsten war einfach alles nur gut. Besonders als Grandmère dann auch noch verkündete, sie müsse den Prinzessunterricht heute leider ausfallen lassen, weil sie zur Kosmetikerin müsse.
Anscheinend war es so stressig für sie, Lilly beim Wahlkampf unterstützen zu müssen, dass sich ihre Poren total geweitet haben.
Weil sich alles so zum Guten wendete, war ich fast versucht zu glauben... ich weiß auch nicht, dass vielleicht ausnahmsweise alles mal so laufen würde, wie ich es mir wünsche.
Aber dann fiel mir Michael ein. Der mich übrigens heute noch kein einziges Mal angerufen und mir auch keine SMS geschickt hat, um mir Glück beim Rededuell zu wünschen oder zu fragen, wie es mir geht oder sonst irgendwas. Genau gesagt habe ich kein einziges Wort mit ihm gewechselt, seit wir unsere Aussprache gehabt haben.
Okay, die Aussprache ist nicht so gut gelaufen, wie ich es mir gewünscht hatte.
Aber trotzdem. Er hätte doch wenigstens mal anrufen können. Selbst wenn ich auf seine bisherigen Anrufe oder Mails nicht reagiert habe.
Boris spielt gerade »God Save the Queen« für mich auf der Geige, aber ich hab ihm gesagt, dass das noch ein bisschen früh ist. Die Wahlzettel, die in der Mittagspause eingesammelt wurden, werden ja immer noch ausgewertet. Mrs Gupta will das Ergebnis in der letzten Stunde über Lautsprecher bekanntgeben.
Lilly hat mir eben zugeflüstert: »Und wenn du dann gewonnen hast, kannst du nächste Woche deine Entscheidung verkünden. Du weißt schon, dass du zurücktrittst und das Amt an mich übergibst.«
Hm? Schon komisch. Den Teil des Plans hatte ich bis gerade eben komplett vergessen.
Montag, 7. September, Politik
Mrs Holland hat mich zu meiner Rede beglückwünscht und gesagt, sie sei sehr stolz auf mich. STOLZ! AUF MICH!!! Eine Lehrerin ist stolz auf mich!!!!
AUF MICH!!!!!!!!
Montag, 7. September, Erdkunde
Kenny hat gerade etwas voll Merkwürdiges gesagt. Ist einfach damit herausgeplatzt, während wir alle damit beschäftigt waren, die Van-Allen-Strahlengürtel zu zeichnen.
»Mia«, hat er gesagt. »Ich muss dir was sagen. Weißt du, es geht um meine Freundin Heather!«
»J-aa?«, sagte ich zögernd, weil ich dachte, er will
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