buen caminoooo!!! (Ein launiger Reisebericht) (German Edition)
alt, Ärztin und kommt aus Mailand. Sie ist erst in Pamplona gestartet und geht bis Compostela, wenn sie es schafft. Sie hat kaputte Bänder im linken Knie. Das macht ihr seit einigen Tagen Probleme. Mit Rücksicht auf ihre Gesundheit wird sie den Camino evtl. abbrechen. Besonders motiviert ist sie sowieso nicht. Ihr ist das alles etwas zu anstrengend. Auf mühselige Bergetappen hat sie keine Lust. Und Übernachtungen in einfachen Herbergen sind ebenfalls nicht ihr Fall. „Nein, das muss ich nicht haben! Lieber erhole ich mich an einem italienischen Bergsee", gesteht sie. Sie ist die Erste, mit der ich spreche, die wirklich aufgeben will.
Nach dem Essen trinken wir Wein zusammen. Ursula kann Laurenzo so lange noch nicht kennen, verhält sich aber bereits wie eine alte, überfürsorgliche Ehefrau. Immer, wenn wir Laurenzos Weinglas auffüllen wollen, geht das nicht ohne Diskussionen mit Ursula ab. Ursula hebt die Hand oder nimmt Laurenzos Weinglas. Sie interveniert mit: „Laurenzo mag nicht mehr“, „Besoffen schnarcht Laurenzo in der Herberge“, „Laurenzo kann morgen nicht wandern, wenn er heute Wein trinkt“, „Laurenzo ...“,„Laurenzo ...“,„Laurenzo …“
Laurenzo schweigt und grinst wie stets ununterbrochen.
Zwischendrin meldet sich Anna telefonisch bei mir. Sie hat eineinhalb Stunden in der Kirche gesessen und eine Menge Rosenkränze gebetet. Das war nicht ihr Plan für den letzten Abend, aber sei es drum! Wir verabreden uns für morgen um 9 Uhr beim Autoverleiher in Burgos.
Der Kellner nimmt die letzte Bestellung auf. Wir ordern noch zwei Flaschen Wein; bald darauf verlassen der Kellner und der Rest der Familie das Hotel. Auch Laurenzo und Ursula gehen rüber in den Schuppen oder besser gesagt in die Herberge.
Zu dritt verbleiben wir im Restaurant und lassen die kleinen Abenteuer, die Wege und Begegnungen noch einmal Revue passieren. Es wird ein ruhiger Abend. Wir machen letzte Fotos.
Tag 14: Atapuerca nach Bordeaux
Das Frühstück wurde bereits am Vorabend vorbereitet, in klusive des Kaffees, der in den Kannen gerade mal lauwarm ist. Wir drei sitzen zusammen an einem Tisch und reden nicht viel.
Um 8 Uhr hupt draußen mein Taxi. Der Fahrer ist pünktlich; es heißt Abschied nehmen von Christoph und Daniel.
„ Give me a hug!“, sagt Daniel; wir drücken uns, wie echte Männer es eben können.
Auch Christoph bekommt eine tüchtige Umarmung, gefolgt von den besten Wünschen für alles Mögliche und dem Wunsch nach einem baldigen Wiedersehen.
Wir gehen raus , mein Rucksack kommt in den Kofferraum des Taxis, ich auf den Beifahrersitz und los geht’s nach Burgos. Etwas wehmütig winke ich meinen beiden neuen Freunden zum Abschied zu.
Es ist kein schönes Wetter heute, dunkle Wolken, etwas Nebe l, leichter Regen.
Mein Fahrer im Rentenalter sitzt stramm vor dem Steuer. Das untere Ende des Lenkers berührt fast seinen Bauch, der Körper ist nach vorne gelehnt, die Arme stark angewinkelt. Er kennt den Weg und rast zielsicher mit ca. 60km/h über die Schnellstraße bis zum Autovermieter, wo wir zeitgleich mit Anna ankommen.
Anna und ich begrüßen uns mit einer warmen Umarmung, ich fülle meine Papiere für den Wagen aus, danach wird das Auto beladen. Annas Rucksack passt natürlich nicht in den Kofferraum und muss auf den Rücksitz.
Der Weg zur Schnellstraße Richtung Pamplona ist gut ausgeschildert und schnell gefunden. Mehrfach kreuzt diese Straße den Camino. Anna erkennt eine Gruppe, die parallel zu unserer Fahrtrichtung auf dem Feldweg läuft, und winkt.
Die so angesprochenen Pilger winken überschwänglich zurück. Wir sehen jetzt den Weg und die Pilger aus einer anderen Perspektive. Wir bemerken, dass wir nicht mehr dazugehören. Die Strecke, für die wir Tage benötigt haben, fliegt an uns vorbei.
Der Tag klart allmählich auf ; es fängt in einiger Entfernung an zu regnen; kurz darauf ist ein gewaltiger Regenbogen zu sehen. Wir stimmen zusammen „Some where over the rainbow“ an. Jesus, wie kitschig, aber es passt!
Anna berichtet von ihrem letzten Tag auf dem Camino. Sie hatte mal wieder Probleme mit den Knien. Daher wollte sie per Anhalter bis Burgos fahren. „Aber Simon, da stehst du eine Stunde an der Straße, und keiner hält an, um dich mitzunehmen. Ich denke, auf dem Camino wird einem immer geholfen …“ Sie fand schließlich eine Bushaltestelle, aber der Bus, der fahrplanmäßig hätte fahren sollen, erschien nicht. In einer kleinen Kneipe neben der
Weitere Kostenlose Bücher