Buerger, ohne Arbeit
Sozialismus und Demokratie [1942]. München 1952, S. 84, zitiert nach: Stehr: Wissenspolitik,
S. 229.
422
Einer der ersten, der diese Doppelnatur der geistigen Arbeit erfaßte, war der Ökonom Heinrich Friedrich von Storch. »Die Produktion
der inneren Güter«, schrieb er zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts und meinte damit die Produkte geistiger Arbeit, »weit
entfernt, den nationalen Reichtum durch die Konsumtion materieller Produkte zu verringern, deren sie bedarf, ist vielmehr
ein mächtiges Mittel, sie zu vermehren, wie umgekehrt die Produktion der Reichtümer ein ebenso mächtiges Mittel ist, die Zivilisation
zu vermehren. Es ist das Gleichgewicht der beiden Arten der Produktion, was die nationale Wohlfahrt vorwärts bringt.« Zitiert
nach: Marx: Theorien über den Mehrwert, S. 258. Marx selbst ließ sich bei aller Kritik an Storch von diesem zu dem Gedanken
inspirieren, daß es im Kapitalismus zwei Arten produktiver Arbeit gibt. Die eine tauscht sich gegen Kapital und bleibt in
den unmittelbaren Produktionsprozeß eingeschlossen; die einfache Arbeit. Die geistige, speziell wissenschaftliche Arbeit,
verwandelt den Produktionsprozeß in eine Funktion systematischer Forschung und reduziert, mal sukzessive, mal sprunghaft,
den Umfang und die Bedeutung einfacher Arbeiten. Siehe Marx: Theorien über den Mehrwert, S. 255 –259. Zu meinen, Marx hätte
produktive Arbeit, Produktivität mit einfacher Lohnarbeit gleichgesetzt, ist ein unhaltbares Mißverständnis, das gleichwohl
keine Ruhe geben will. Siehe |424| Arendt: Vita activa, S. 92; Negt, Kluge: Geschichte und Eigensinn, S. 874f., wo es heißt, Marx’ diesbezügliche Begriffe »unterscheiden
nicht, was emanzipatorische Produktion ist, was die Gesellschaft insgesamt aufrechterhält, sondern benennen die entfremdeten
Beziehungen der Produzenten. Es sind Begriffe der Verkehrung.« Marginal auch die Kritik, die Anthony Giddens an Marx’ Konzept
der produktiven Arbeit übt, siehe: Die Klassenstruktur fortgeschrittener Gesellschaften. Frankfurt a. M. 1988, S. 114 –117.
Das Konzept hat seine Tücken, ist reich an inneren Widersprüchen, selbst Ungereimtheiten, aber seine Pointe ist ganz unmißverständlich:
Wahrhaft »produktiv« ist, was die kapitalistische Tauschwertökonomie zersetzt, von innen oder von außen; die geistige Arbeit
gehört dazu, gleichgültig, ob privat oder öffentlich organisiert.
423
Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 104.
424
Siehe Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 105.
425
Siehe Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 108.
426
Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 108.
427
Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 100f.
428
Sinn: Ist Deutschland noch zu retten?, S. 103.
429
»Die Arbeit von anderen Aktivitäten des Lebens zu trennen und sie dem Gesetz des Marktes zu unterwerfen bedeutet, alle organisatorischen
Formen des Seins auszulöschen und sie durch eine andere Organisationsform zu ersetzen, eine atomistische und individualistische
Form.« Polany: The Great Transformation, S. 224. Wo im bisherigen Text von der Arbeitskraft als Ware oder vom Arbeitsmarkt
gehandelt wird, denke sich der Leser die an sich notwendigen Anführungszeichen hinzu.
430
Claude-Henri Saint-Simon: Der Organisator [1819–1820]. In: Höppner, Seidel-Höppner: Von Babeuf bis Blanqui, S. 120 f.
431
»Es sind diese primären, in einem fort erneuerten Reichtümer, die alle anderen Stände im Königreich erhalten, allen anderen
Berufen zu tun geben, den Handel zum Blühen bringen, sich auf die Bevölkerung günstig auswirken, den Gewerbefleiß beleben,
den Wohlstand der Nationen erhalten.« François Quesnay: Stichwort Getreide (Ökonomische Schriften für die Enzyklopädie) [1757].
In: Quesnay: Ökonomische Schriften in zwei Bänden. Bd. 1: 1756–1759. Berlin 1971, S. 98
432
»Es gibt eine Art von Arbeit, die den Wert des Gegenstands, auf den sie verwendet wird, erhöht; es gibt eine andere, die keine |425| solche Wirkung besitzt. Die erstere kann, da sie einen Wert produziert, als produktive, die letztere als unproduktive Arbeit
bezeichnet werden. So fügt die Arbeit eines Manufakturarbeiters in der Regel dem Wert des von ihm verarbeiteten Materials
noch den Wert seines eigenen Unterhalts und den Profit seines Herrn hinzu.« Adam Smith: Eine Untersuchung über das Wesen und
die Ursachen des Reichtums der Nationen. Buch II, Kapitel III, Berlin 1984, S. 73 (Übersetzung
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