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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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Poltergeisterscheinungen gemäß neuerer Untersuchungen nahezu ausschließen lassen, vermuten Wissenschaftler, dass das ominöse Verschwinden der betreffenden Gegenstände womöglich mit dem chaotischen Daseinszustand der Schreibtisch-Besitzer zu tun haben könnte, was von diesen allerdings vehement abgestritten wird.
    Gelegentlich tauchen die vermissten Papiere (in Fachkreisen auch X-Akten genannt) mehrere Wochen später auf wundersame Weise doch wieder auf. Zum Beispiel, wenn die betroffenen Kollegen gerade etwas völlig anderes suchen. Bezüglich ihres zwischenzeitlichen Verbleibs halten sich die Schriftstücke jedoch leider meistens äußerst bedeckt.
    Verwandte Krankheiten:
    Exkulpie, Messie-Syndrom
    Heilungsmöglichkeit:
    Ordnung!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Betriebsblindheit
    (lat. malum ignorandum)
    Beschreibung:
    Fehlende Bereitschaft, »altbewährte« Unternehmensabläufe zu überdenken und zu verändern – selbst wenn sie mittlerweile so verkrustet sind wie Omas alter Kochtopf.
    Krankheitserreger:
    Mitarbeiter mit (zu) langer Betriebszugehörigkeit
    Symptome:
    »Selbstkritik« ist für die Betroffenen ein Schimpfwort, »Weiterentwicklung« eine moderne Zivilisationskrankheit. Wieso sollte man etwas verändern, was in den letzten fünfzig Jahren perfekt funktioniert hat? Okay, Gründe gäbe es zugegebenermaßen mehr als genug: neue Technologien wie das Internet, veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen zum Umweltschutz oder die Tatsache, dass die Prozesse im Unternehmen mittlerweile derart fehlerbehaftet und ineffizient sind, dass es von außen betrachtet fast schon wehtut. Doch von alledem wollen die Erkrankten nichts wissen, schließlich haben sie die Dinge »schon immer so gemacht« – und das soll bitteschön auch in den nächsten hundert Jahren so bleiben.
    Die Kognitive Psychologie bezeichnet derartige Verhaltensweisen als Bestätigungsfehler : Weil sich die Betroffenen in ihrem vermeintlichen Erfolg bestätigt sehen, fahren sie ihre geistige Flexibilität auf ein Minimum herunter und werden damit Schritt für Schritt intoleranter und starrköpfiger. Im Endstadium der Erkrankung mutieren sie deshalb nicht selten zu regelrechten Kotzbrocken.
    Ansteckungsgefahr:
    Grundsätzlich gilt: Je mehr Betriebsblinde in einem Unternehmen angestellt sind, desto schneller werden auch neue Mitarbeiter infiziert. Während sie anfangs noch versuchen, mit guten Vorschlägen und wertvollen Tipps gegen die Krankheit anzukämpfen, schlägt die Anfangsmotivation meist noch in der Probezeit in Selbstgefälligkeit, Langeweile und Routine um. Der ideale Nährboden für Betriebsblindheit.
    Verwandte Krankheiten:
    Büronostalgie, Duckmäusertum, Platzhirscherei
    Behandlungsmöglichkeit:
    In der Regel tragen Misserfolge oder schlechte Unternehmenszahlen dazu bei, sich intensiver mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Oftmals ist es dann aber schon zu spät.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Betriebsratlosigkeit
    (lat. consiliopenie)
    Beschreibung:
    Durch notorische Untätigkeit vieler Arbeitnehmervertreter hervorgerufener Irrglaube, das Unternehmen hätte überhaupt keinen Betriebsrat
    Ursachen:
    Betriebsräte haben laut Gesetz ganz schön viele Aufgaben. Sie müssen unter anderem dafür Sorge tragen, dass Verordnungen, Tarifverträge etc. zum Wohle der Arbeitnehmer angewendet werden, sich beim Arbeitgeber für die Belange der Belegschaft starkmachen, aufpassen, dass Männlein und Weiblein sowie schutzbedürftige Personen jeglicher Art gleichbehandelt werden, Weiterbildung fördern und sich darüber hinaus noch um die Themen Arbeits- und Umweltschutz kümmern.
    In der Wahrnehmung ihrer Kollegen (die sie einst gewählt haben) trinken sie jedoch lediglich mit dem Vorstand Kaffee, lungern auf Seminaren herum und versuchen ab und an, die Mitarbeiter mit schlecht gestalteten Flyern davon zu überzeugen, dass eine Gewerkschaftsmitgliedschaft eine richtig tolle Sache ist. Der Großteil der Belegschaft verdrängt daher im Laufe der Zeit, dass es in der Firma Betriebsräte gibt.
    Eine kleine Minderheit bezeichnet sie indes bei jeder passenden Gelegenheit als »unkündbare Flachpfeifen«, »korruptes Pack« oder »Lustreisende«. Damit tut man ihnen jedoch in 99 % aller Fälle unrecht! Statt sich bestechen zu lassen oder das Wohl der Arbeitnehmer dem der Arbeitgeber unterzuordnen, tun die meisten Betriebsräte nämlich einfach nur das, was sie am besten können: nichts!
    Verwandte

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