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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymund Krauleidis
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Krankheiten:
    Beförderungslethargie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Spätestens in vier Jahren. Dann stehen die nächsten Betriebsratswahlen an.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Blackberrie
    (lat. connectus ergo sum)
    Beschreibung:
    Wahnvorstellung, das Unternehmen und die eigene Existenz wären im Falle kurzzeitiger Nichterreichbarkeit dem sofortigen Untergang geweiht.
    Symptome:
    Blackberrie-Patienten sind im Grunde genommen bemitleidenswerte Kreaturen – lassen sie sich doch von einer kleinen elektronischen Flunder unterjochen, die nicht einmal Kaffee kochen, geschweige denn Hemden bügeln kann. Dafür versorgt es sie in Echtzeit mit E-Mails vom Chef, dem aktuellen Wetter sowie dringlichen Kurznachrichten von Mutti (»Hast du frische Socken an?«). Reißt dieser konstante Informationsstrom ab, verlieren die Erkrankten umgehend den Halt: Sie werden abgemahnt, weil sie die nächtlichen Mitteilungen vom Chef plötzlich erst am darauffolgenden Morgen beantworten, wissen nicht, ob sie einen Regenschirm benötigen, und ziehen die Socken vom Vortag versehentlich ein zweites Mal an. Manche finden aufgrund fehlender GPS -Informationen nicht einmal den Weg ins Büro. Dass das Leben ohne konstant stabile 3 - bzw. 4 G-Verbindung möglich ist, halten die betroffenen Kollegen infolgedessen lediglich für ein Gerücht.
    Erscheinungsformen:
    Leichte Form : Die betroffenen Kollegen greifen zu ihrem Smartphone, sobald eine neue Nachricht angezeigt wird.
    Mittlere Form : Die Erkrankten überprüfen mindestens alle zwei Minuten, ob ihre mobile Kommunikationseinheit noch funktionstüchtig ist. Dabei ist es unerheblich, ob sie sich gerade auf der Toilette, beim heißen Sex mit der neuen Praktikantin oder im Vorstandsmeeting befinden.
    Schwere Form : Das Smartphone lässt sich mittlerweile nur noch operativ aus der Handinnenfläche entfernen.
    Orthopädische Folgebeschwerden:
    Senkkinn, Daumenarthrose
    Verwandte Krankheiten:
    E-Mail-Defekt
    Behandlungsmöglichkeit:
    Kalter Entzug mittels digitaler Zwangsaskese (zum Beispiel Umzug in Funkloch-Gebiete wie das Sauerland oder die Schwäbische Alb)
    [Krankheitsverzeichnis]
    Bleivergiftung
    (lat. malum plumbum)
    Beschreibung:
    Schwerwiegende Gesundheitsschäden durch exzessives Herumkauen auf bleihaltigen Schreibgeräten, oftmals in Kombination mit Langeweile und Hunger
    Folgen:
    Magen-Darm-Beschwerden, Kreislaufprobleme, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit. Zudem kommt es bis(s)weilen zu Holzsplitterverletzungen im Mundraum oder irreparablen Kieferdeformationen.
    Geschichte:
    Da die ersten Hersteller bereits vor rund 350 Jahren damit begonnen haben, das Blei in den gleichnamigen Stiften durch weitaus weniger giftiges Grafit zu ersetzen, verliert diese Büroerkrankung mittlerweile zunehmend an Bedeutung. Nichtsdestotrotz ist es in traditionsreichen Unternehmen oder Amtsstuben nicht auszuschließen, dass sich vereinzelt noch Restbestände der älteren Modelle in den Büroschränken befinden. Diese erkennen Sie – neben dem leicht modrigen Geschmack im Abgang – insbesondere am Aufdruck »Sacrum Romanum Imperium« sowie der eingestanzten Kaiserkrone.

    Verwandte Krankheiten:
    Klick-Syndrom
    Behandlungsmöglichkeit:
    Stift raus, Schnuller rein. Im Notfall tut’s auch der Daumen.
    [Krankheitsverzeichnis]
    Bore-out-Syndrom
    (lat. morbus boringus)
    Beschreibung:
    Unfassbar wenig zu tun – im vergangenen Jahrhundert mitunter auch »Langeweile« genannt
    Ursachen:
    Den ganzen Tag im Internet surfen, die Backgammon-Regeln auffrischen, eine neue Sprache lernen oder mit Freunden chatten und dafür auch noch Geld bekommen? Was für viele Büroangestellte der Normal- bzw. Idealfall ist, geht anderen irgendwann tierisch auf die Nerven. Zum Beispiel, wenn sie am Ende des Internets angelangt sind, die Backgammon-Feinheiten ebenso in- und auswendig können wie sämtliche Sprachen dieser Welt und ihre Freunde ihnen genervt mitteilen, dass sie gerade abartig viel im Job zu tun hätten.
    Das Problem der Erkrankten: Sie sind eigentlich hoch motiviert und würden ebenfalls gerne arbeiten. Deshalb hatten sie sich seinerzeit schließlich auf die Stelle beworben. Dass die »abwechslungsreiche und anspruchsvolle Tätigkeit« lediglich daraus besteht, ab und an ein paar bunte Tabellen zu fabrizieren oder Belege zu kopieren, bemerkten sie leider erst, als es bereits zu spät war.
    Krankheitsverlauf:
    Hoffnungsphase: Der Erkrankte redet sich ein, dass die aktuelle Flaute an sinnvollen Aufgaben nur ein temporärer Zustand ist.

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