Bufo & Spallanzani
Leuten.«
Eugênio Delamare griff in die Tasche, zog ein Scheckheft heraus, legte es auf seinen Oberschenkel und schrieb einen Scheck aus. Er streckte Guedes den Scheck entgegen. »Das ist nur die erste Rate.«
Einen Augenblick lang war alles still und starr; Delamare hielt den Scheck in der ausgestreckten Hand, Guedes sah ihn an, mit ruhigem, undurchdringlichem Gesichtsausdruck.
»Ich könnte Sie wegen aktiver Bestechung anzeigen«, sagte Guedes und nahm Delamares Scheck, »aber ich werde es nicht tun, weil Sie vielleicht durch den Tod Ihrer Frau verwirrt sind und nicht wissen, was Sie tun.«
Guedes warf den Scheck auf die Erde.
Eugênio Delamare bückte sich und hob den Scheck auf. »Überlegen Sie sich das gut«, sagte Delamare. »Haben Sie gesehen, auf welchen Betrag ich den Scheck ausgeschrieben habe? So viel verdienen Sie mit Ihrer dreckigen Arbeit nicht mal in zehn Jahren. Und das ist nur die erste Rate, verdammt! Nehmen Sie ihn, los!« Delamare versuchte, Guedes den Scheck in die Hand zu schieben. Der Polizist nahm den Scheck, zerriß ihn und warf die Schnipsel auf die Erde.
»Noch etwas«, sagte Guedes, »Ihr Chauffeur oder Leibwächter benutzt eine ausschließlich für die Streitkräfte zugelassene Waffe, was nach dem Gesetz verboten ist. Auch darüber werde ich hinwegsehen. Sie werden eine Aufforderung erhalten, zur Aussage auf dem Revier zu erscheinen.«
Guedes ging durch den Garten in Richtung Tür. Hinter sich hörte er Delamare sagen: »Seien Sie doch nicht blöd!« Der Leibwächter öffnete die Tür, und der Polizist ging. Jetzt schwitzte er wieder stark. Eilig ging er die Rua Lopes Quintas hinunter, nahm in der Rua Jardim Botânico einen Bus und stieg in der Avenida Afrânio de Melo Franco aus.
Der Tag war zu Ende. Es war Freitag, und die Tankstelle an der Ecke zur Avenida Ataulfo de Paiva war voller Autos, die tanken wollten.
»Wo hast du dich rumgetrieben? Ferreira hat den ganzen Tag nach dir gesucht«, sagte der diensthabende Kommissar.
»Ich habe Ermittlungen gemacht.«
Dr. Ferreira war gegangen und hatte die Nachricht hinterlassen, Guedes solle ihn am Abend anrufen. Ein paar Journalisten waren auf der Wache erschienen und hatten sich nach Delfina Delamares »Selbstmord« erkundigt, aber man hatte ihnen keinerlei Auskunft gegeben.
»Wie wär’s mit einem Kaffee?«
Das war die schwarze Marlene mit ihrer Thermoskanne und ihrem Korb voll Maisgebäck. Sie erschien immer um diese Zeit auf der Wache. Guedes trank einen Kaffee und kaufte zwei kleine Maiskuchen, die er in einen großen benutzten braunen Umschlag steckte. Vom vielen Essen in ordinären Kneipen hatte Guedes die Freude am Essen verloren. Die kleine Küche in seiner Wohnung benutzte er nur selten, damit sich dort keine Kakerlaken einnisteten. Er ekelte sich vor Kakerlaken, und in dem alten Gebäude, in dem er wohnte, wimmelte es immer von diesen Insekten, obwohl es regelmäßig desinfiziert wurde.
Es war neun Uhr abends, als er nach dem braunen Umschlag mit dem Maisgebäck griff und im Bus nach Hause fuhr. Vorher hatte er noch Kommissar Ferreira und den Direktor des Kriminologischen Instituts angerufen, mit dem er befreundet war.
»Guedes, machen Sie mir bitte keine Schwierigkeiten. Der Chef hat angerufen und gesagt, der Minister sei sehr verärgert. Es scheint, daß Sie Ihre Befugnisse überschreiten, der Chef hat sogar gesagt, er will Sie wegen Amtsmißbrauch bestrafen. Ich möchte nicht ans Ende der Welt versetzt werden, Sie vielleicht?« sagte der Kommissar.
Guedes erzählte von seiner Begegnung mit Eugênio Delamare.
»Glauben Sie, er hat seine Frau umgebracht?«
»Er war an dem Tag, an dem sie ermordet wurde, nicht hier, er ist erst am nächsten Tag aus Europa zurückgekommen. Das habe ich bei der Bundespolizei überprüft.«
»Dann lassen Sie den Mann in Ruhe, ja?«
Der Direktor des Kriminologischen Instituts war mit dem Minister verfeindet, denn dieser wollte einen seiner Verwandten auf seinen Posten setzen.
»Dieser korrupte Feigling hat dem Chef befohlen, mich anzurufen, damit ich den Bericht ändere und der Frau Schmauchspuren an der Hand bescheinige. Dieses Schwein. Ich hab’ gesagt, ich hätte das Gutachten schon zum Revier geschickt, habe ich aber noch nicht. Morgen in aller Frühe lasse ich dir das Gutachten persönlich durch einen Boten bringen. Mach schnell einen Nachtrag zur Meldung, dann will ich doch mal sehen, ob sie die wichtigen Ereignismeldungen verschwinden lassen.«
Die Unterhaltung mit
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