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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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dazu gebracht, dich bei dem falschen Überfall in der Bäckerei zu verhaften, damit du den Mord an der Frau gestehen kannst. Ein feiger, zweitklassiger Schwindler, der im Knast auf einer Liege von einem anderen befächert wird. Hältst du mich vielleicht für einen Trottel? Du weißt genau, daß ich nicht blöd bin, Agenor. Du hast diese Frau nicht umgebracht. Getobt hat sie! Sie war perfekt frisiert, du Dummkopf, als ob sie auf einen Ball ginge. Und derjenige, der sie erschossen hat, hat ihre Seidenbluse aufgeknöpft, ihr die Kugel in den Körper geschossen und dann die Bluse wieder zugemacht. Du bist ein dummer Hund. Willst du noch einen Kaffee?«
    »Nein.« Agenor stützte sich auf dem Tresen ab, als würde er sonst umfallen.
    »Komm, wir gehen zur Wache«, sagte Guedes.
    Auf dem Rückweg sagte Guedes: »Wenn du willst, kannst du weglaufen. Aber du willst nicht weglaufen, stimmt’s? Du bist an die Anweisungen der anderen gebunden. Du weißt nicht, ob sie wollen, daß du wegläufst, und deshalb hältst du lieber still.«
    Agenor antwortete nicht.
    »Sie haben dich dafür bezahlt, daß du aussagst, du hättest die Frau umgebracht; sie haben dir Schutz zugesagt, die Zellenbosse dazu gebracht, dafür zu sorgen, daß du es bequem hast im Knast, aber sie warten nur darauf, daß du beim Verhör aussagst, daß der Protokollant dein Geständnis zu Papier bringt und du das Geständnis unterschreibst, in Anwesenheit von zwei Zeugen, damit alles in der Akte seine Ordnung hat. Darauf warten sie nur. Und weißt du, warum?«
    Agenor antwortete nicht. Seine Hände zitterten, er faßte Guedes am Arm.
    »Ich weiß nicht, wie du dir das vorgestellt hast«, fuhr Guedes fort. »Inzwischen haben sie schon den Trottel ausgesucht, der dann gestehen wird, daß er dich umgebracht hat – ›Er wollte mir hinten rein, Doktor‹ –, einer von den Jungs, die mit dir einsitzen. Und dann machen sie es mit einem Strick aus alten Hemden oder einem Laken. Dich mit dem Messer umlegen, davon würde die Zelle schmutzig, und es ist sowieso schon so eng. Ich begreife nicht, wie ein alter Betrüger wie du auf so eine Geschichte reinfallen konnte.«
    Agenor seufzte.
    »Der Chef-Protokollant wollte schon gestern deine Aussage aufnehmen. Das habe ich verhindert. Ich weiß nicht, ob er in der Sache mit drinsteckt. Wenn du gestern ausgesagt hättest, wärst du jetzt ein toter Mann. Aber heute mußt du auf jeden Fall aussagen. Das kann ich nicht verhindern.«
    »Ich leugne alles. Ich sag’, ich hab’ die Frau nicht umgebracht.«
    »Dann bringen Sie dich auch um. Wie konntest du dich nur so reinreiten?«
    Sie befanden sich vor der Wache, aber Guedes ging weiter in Richtung Ruderstadion. Die Tür zum Stadion war offen, sie gingen hinein und setzten sich auf die Tribüne. Sie schauten auf die Ruderer, die auf der Lagoa trainierten.
    »Mir ging’s beschissen, das Leben ist hart für einen aus meinem Fach«, sagte Agenor.
    »Als Betrüger, da muß man schon ganz groß sein, ich weiß.«
    »Ein Bekannter von mir, ein Boß vom Jacaré, hat gesagt, daß sie einen suchen, der gut reden kann, damit er gesteht, daß er eine Madame umgebracht hat. Fünfzig Millionen jetzt auf die Hand und fünfzig später, und die Garantie, daß ich nach Ilha Grande komme und daß sie mich da rausholen. Die Leute vom Jacaré haben dafür ein richtiges System. Leute aus Ilha Grande rausholen ist für die ein Kinderspiel.«
    »Ich weiß. Nur, du wärst gar nicht nach Ilha Grande gekommen. Du solltest nach Caju. Hast du die Knete schon bekommen?«
    »Ja. Die ist versteckt.«
    »Du wirst sie nicht ausgeben können.«
    »Dann bin ich also geliefert?«
    »Ja, das bist du. Hat der Typ vom Jacaré dir die Knete gegeben?«
    »Ja. Aber die Geschichte hat mir ein Anwalt beigebracht.«
    »Erzähl, wie das ging.«
    »Der vom Jacaré hat gesagt, ich soll zur Churrascaria Plataforma kommen und mich da mit ihm treffen. Als ich hinkam, saß er mit einem am Tisch, der sich als Anwalt vorgestellt hat. Wir haben zusammen Mittag gegessen, und der Anwalt hat mir alle Anweisungen gegeben. Er hat mich sogar im Auto zu der Straße gefahren, wo sie die Frau umgebracht haben.«
    »Weißt du, wie er heißt?«
    »Dr. Jorge.«
    »Jorge was?«
    »Wie er weiter heißt, weiß ich nicht.«
    »Wen hast du von der Schutzpolizei aus angerufen?«
    »Meine Frau. Damit sie dem Anwalt Bescheid sagt, daß ich verlegt werde. Wir hatten abgemacht, daß er Bescheid kriegt, falls das passiert.«
    »Wie ist seine

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