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 Bufo & Spallanzani

Bufo & Spallanzani

Titel: Bufo & Spallanzani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rubem Fonseca
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abwechselnd die drei Querstraßen Abade Ramos, Nina Rodrigues und Nascimento Bittencourt hinunter zur Rua Jardim Botânico. Und auch die Treppe, die zum Platz Pio XI. fuhrt.
    Einem neuerlichen Glücksfall war es zu verdanken, daß er den Zeugen fand, den er so sehr suchte (mehr Schweißarbeit als Glück). Es war eine alte Frau, die ihren Hund ausführte. Sie hieß Bernarda.
     
    Als Denise Albuquerque aus Frankreich zurückkehrte, fand sie zu ihrer Überraschung zu Hause eine Vorladung auf das 14. Polizeikommissariat vor. Selbstverständlich ging sie nicht hin. Statt dessen schickte sie einen Anwalt. Aber der Polizist wollte die Frau sprechen und ließ nicht ohne weiteres von seinem Ziel ab. Ob das, was dann geschah, das Resultat einer Verständigung mit dem Anwalt oder mit Denise selbst war, weiß ich nicht. Jedenfalls vereinbarte Denise einen Gesprächstermin mit dem Polizisten bei sich zu Hause.
    Sie hatte sich gerade von ihrem Mann getrennt, und es war allgemein bekannt, daß sie die beste finanzielle Regelung in der Geschichte der Ehetrennungen in Brasilien erreicht hatte. Gerüchte gingen um, denen zufolge ihr Mann sich, wie alle großen Finanziers, gelegentliche Ausrutscher leistete, und daß Denise gedroht hatte, im Prozeß vor dem Scheidungsrichter auszupacken.
    Denise fand den Polizisten sympathisch; schlecht gekleidete, arme Leute weckten immer eine gewisse Zuneigung in ihr. Auch Guedes fand Gefallen an ihr, vielleicht, weil sie seine Fragen so freimütig beantwortete.
    »Ich habe den Brief gelesen, den Sie Dona Delfina geschrieben haben.«
    »Ist das nicht strafbar, fremde Post zu öffnen? Oder darf die Polizei das?«
    »Nein, das darf sie nicht. Aber für mich war es wichtig zu erfahren, daß Dona Delfina einen Geliebten hatte.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß, falls Delfina sich jemals einen Liebhaber anschaffen würde, es so einer wie dieser neunmalkluge Mulatte sein würde. Ich hatte immer gedacht, falls sie mal ein Verhältnis hat, dann mit Tony Borges. Tony war ganz verrückt nach Delfina.«
    »Halten Sie es für möglich, daß dieser Mensch Delfina getötet hat?«
    »Wer? Der Schriftsteller? Nein. Haben Sie ihn im Verdacht?«
    »Ich habe niemanden und alle im Verdacht. Sogar ihren Mann.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen, Eugênio Delamare kommt aus einer alten und sehr reichen Familie, in puncto Tradition und Geld sind denen nur die Guinles ebenbürtig. Alle, sowohl die Männer als auch die Frauen, haben immer reich geheiratet, die einzige Ausnahme war Eugênios Hochzeit mit Delfina, aber als Mensch war Delfina eine Million mal so viel wert wie ihr Mann. Eugênio ist ein Widerling. Wenn jemand aus einer guten Familie nichts taugt, dann ist er schlimmer als jeder Schurke. Es würde mich nicht überraschen, wenn er sie hätte umbringen lassen. Ich will Ihnen mal erzählen, was mir passiert ist, als ich für eine Woche auf der Fazenda war, die die Delamares in Mato Grosso hatten. Ich habe das noch niemandem erzählt. Sie sind der erste, der diese Geschichte zu hören bekommt. Ich war damals noch mit Albuquerque verheiratet, und er kam auch mit. Was wir Frauen in diesem Sumpfgebiet wollten, weiß ich nicht. Die Männer waren die ganze Zeit auf der Jagd und beim Fischfang. Einmal bin ich übrigens mitgefahren und fand es schrecklich, mitanzusehen, wie sie mit ihren Gewehren mit Zielfernrohr schutzlose Tiere umbrachten. Eines Tages machte Delfina mit Albuquerque einen Bootsausflug; ich fuhr nicht mit, weil mir auf Booten immer schlecht wird, und Delamare sagte, er würde auch dableiben und mir Gesellschaft leisten, denn der Ausflug sollte fast den ganzen Tag dauern. Kaum waren wir allein, machte Eugênio mir bei der ersten Gelegenheit einen Antrag. Ich tat so, als hätte ich nicht verstanden, was er wollte; schließlich war er der Freund meines Mannes, es war eine sehr unangenehme Situation. Wissen Sie, was er getan hat? Er hat mich in meinem Zimmer mit Gewalt gepackt, mich genommen, mich vergewaltigt, dieser Kretin. Ich hatte nicht den Mut, es Albuquerque und Delfina zu erzählen. Zu Albuquerque habe ich gesagt, es ginge mir sehr schlecht – und das stimmte wirklich –, und ich wollte nach Rio zurück. Am nächsten Tag haben wir uns in unseren Lear-Jet gesetzt, der auf dem Landeplatz der Fazenda stand, und sind nach Rio zurückgeflogen. Dieser Wüstling Eugênio kam weiterhin zu uns, lud uns weiterhin zum Essen ein, als wäre nichts geschehen.«
    »Halten Sie es für möglich, daß er Delfina hat

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