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Bugatti taucht auf

Bugatti taucht auf

Titel: Bugatti taucht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Loher
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Bewegung, als wollte er etwas sagen, aber Umberto kam ihm zuvor.
    »Keiner von denen hat sich bei uns gemeldet. Gesagt, dass es ihnen leid tut. Dass sie es selber nicht verstehen. Dass sie es gerne rückgängig machen würden. Nichts.«
    Jordi konnte spüren, wie Umberto mit sich rang. Sein Körper war von Unrast ausgefüllt, und trotzdem zwang er sich, ruhig sitzen zu bleiben. Er zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben, die Spannung in seinen Gliedern zu beherrschen und unter Kontrolle zu halten; vielleicht hatte er eingesehen, dass er diese Unrast, diesen Druck lange nicht mehr loswerden würde, womöglich sein Leben lang nicht, und es das Klügste wäre, eine Art und Weise zu finden, die es ihm erlaubte, unauffällig und unangestrengt zu wirken und sich in einem Raum aufhalten zu können, ohne auf und ab und gegen die Wände zu rennen, ohne die Möbel umzuwerfen, Bücher, Vasen, Bilder, Urlaubs-Erinnerungsstücke aus den Regalen zu fegen, nicht aus Zerstörungslust, nicht aus Wut, nicht aus Rache, einzig und allein, weil dieser Körper nicht mehr wüsste, wohin mit seiner Unruhe, weil es da diesen Tod gab, den Tod an dem einen Abend im Februar, den der Verstand nicht begreifen konnte, für den niemand eine schlüssige Erklärung hatte, der von drei jungen Männern einfach weggeschwiegen, vergessen oder in eine verwirrende und bewusst konfuse Erzählung umgeformt wurde, eine lückenhafte und widersprüchliche noch dazu, so dass jede Mühe der Rekonstruktion, und vor allem jede Mühe der Rekonstruktion, die auch eine Rekonstruktion der Gründe, des Anlasses und der Ursachen sein wollte, ins Leere, ins ewig und unaufhaltsam Leere verlief. Umberto blickte gewissermaßen ins Nichts, und dieses Nichts gab keinen Blick zurück.
    Jordi berührte Umberto behutsam am Arm. »Komm, lass uns rausgehen, lass uns wohin fahren.«
    Sie nahmen Jordis Wagen, Jordi schlug den Weg zum Staudamm ein.
    »Ich habe mir etwas überlegt. Ich will das gesunkene Auto, du weißt schon, das Wrack aus dem See, das will ich hochholen.«
    Umberto war höflich interessiert. »Wozu? Was willst du damit machen?«
    »Wir werden es in Ascona auf die Uferrampe holen. Es erst mal dort zeigen. Ausstellen vielleicht. Dort oder in einem Museum.«
    Umberto schwieg verwirrt, war mit den Gedanken woanders.
    Er musste diese Lethargie durchbrechen, dachte Jordi, die den Ort, den ganzen Landstrich beherrschte, diese Trägheit, die selbstzufriedene. Das Beharren auf dem milden Klima, dem gemäßigten Wohlstand, das bedachtsame und rechtmäßige Handeln, der geregelte Gang der Dinge, alles war ideal; die Stadt, die Seelandschaft und das Leben all derer, denen erlaubt war, hier zu existieren, waren so ideal, dass Jordi sich danach sehnte, eine Springflut würde aus einer bisher unbekannten tiefen Quelle hervorbrechen und das ganze Tal überfluten und alle Häuser, alle Bewohner und alles, was am Leben war, mit sich reißen und ertränken. Solange das nicht geschah, musste er sich anders schützen vor der gasigen, lähmenden, ihn und sein Leben einhüllenden und durchpestenden Atmosphäre. Was Umberto unruhig machte und quälte, das ließ Jordi aggressiv und ungerecht werden.
    »Vielleicht wird ein Sammler das Auto kaufen, vielleicht bauen wir einen Ponton in den See und stellen es darauf …«, Jordi lachte grimmig. »… es geht darum, die Erwartung zu unterlaufen … Etwas zu tun, was keiner vorhersieht oder besser, ja besser noch, dessen Ausgang keiner kennt.« Er redete stockend, Umberto wurde noch verwirrter.
    Jordi dachte, dass die Lethargie in merkwürdigem Gegensatz zu der Hysterie stand, die darüber ausgebrochen war, dass die drei Täter keine gebürtigen Schweizer waren, aber wahrscheinlich war es genau so, dass gerade das Lethargische und für sich selber Unempfindliche die ideale Voraussetzung dafür war, hysterisch zu werden und nach Hilfe zu schreien, wenn das Verbrechen oder das Unglück schon geschehen waren.
    Inzwischen waren sie bei dem Staudamm angekommen, Jordi und Umberto stiegen aus und liefen ein Stück auf die Mauer hinaus, unter ihnen schoss das Wasser aus drei offenen Schleusen talwärts, der schmale, tiefe Seespeicher lag harmlos und glitzerte in der Abendsonne, ein Tuch aus Seide auf der Oberfläche.
    »Ich weiß es nicht …«, sagte Jordi, es klang ihm zu resigniert, und er setzte noch einmal an, »ich weiß nicht genau, was ich mit dem Auto machen werde, was ich machen können werde, wenn es überhaupt noch vollständig ist und wenn es mir

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