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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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von der Garderobe und verließ das Lokal, ohne irgendetwas zu sagen.
    De Vries würdigte ihn keines Blickes und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas.

6
     
     
    Der große, ein wenig übergewichtige Kommissar stapfte in einer Gummihose, die in zwei Stiefeln mündete, durch das Schilf. Hier, im breiten Uferbereich des Großen Meers, wusste man nie, wie tief das Wasser plötzlich sein konnte. Oder wie weich der Modder. Er wollte auf Nummer sicher gehen und hatte kurzerhand seine Anglerhose aus dem Keller geholt, bevor er an den Tatort gefahren war. 25 Minuten hatte er allein gebraucht, um das Große Meer von Aurich aus zu erreichen. Südbrookmerland, so hieß die Gemeinde hier. Zur Fahrzeit war noch der Fußweg für das letzte Wegstück gekommen – man konnte den Ort, an dem auf die Ruderer geschossen worden war, schließlich nicht mit dem Auto erreichen.
    »Wieso sind nicht mehr alle von Ihnen hier?«, hatte der Polizist aus Aurich erbost in die Runde der geschockten Ruderer gefragt. Am Morgen war noch alles in Ordnung gewesen, sie waren bester Laune angesichts des schönen Wetters und einer neuen Ruderetappe an diesem Tag. Jetzt war alles anders.
    »Zwei von uns, Herr Wientjes und Herr Jande, sind nach Emden ins Krankenhaus gefahren. Stöwers ist ein Ruderkamerad, den konnten wir nicht einfach allein lassen …«
    Kommissar Ulfert Ulferts sah auf einen kleinen Zettel, den er von einem Kollegen zugesteckt bekommen hatte.
    »Also, wer saß nun im Boot?«, Ulferts las die Namen, bevor er sie laut aussprach: »Herr Stöwers ist der mit dem Streifschuss. Dann sind da die Herren Jande, Wientjes, Boomgarden und Kromminga.« Ulferts sah in die Runde. »Wer ist nun wer, und wer ist in Emden?«
    »Wie wir eben schon gesagt haben …«, begann einer der Ruderer, wurde aber rüde vom Kommissar unterbrochen: »Ja, ja, ich habe es gehört. Jande und Wientjes sind nach Emden gefahren«, das schien ihm nicht zu gefallen und tatsächlich sah er mit bösem Blick in die Runde: »Das war ganz und gar nicht richtig! Das behindert die Ermittlungen!«
    »Wir konnten ja nicht wissen …«
    »Ach, hören Sie auf. Nun ist es so. Also haben wir hier noch die Herren Boomgarden und Kromminga – und Ihre Kollegen aus dem Zweier, aber auf die hatte es der Schütze anscheinend nicht abgesehen.«
    Die Ruderer starrten betreten auf den Boden oder in die Ferne. Erst zwei Schüsse, jetzt dieser ruppige Kommissar – dabei hatte alles so überaus vielversprechend begonnen.
    »Stöwers ist nicht schwer verletzt worden – da wäre er durchaus allein zurechtgekommen«, machte der Kommissar nochmals sein Unbehagen über die Abwesenheit von unmittelbar Beteiligten deutlich und ergänzte: »Wir sind schließlich erwachsene Menschen! Und ich muss Ihre Aussagen aufnehmen. Aber von allen! Das wird nicht leichter, wenn zwei von Ihnen wer weiß wo stecken. Und die Aussagen will ich jetzt und hier, wo es passiert ist, nicht übermorgen! Die Abwesenden müssen wir nun später befragen, da bleibt uns nichts anderes übrig …«, kam der Polizist nicht über seinen Ärger hinweg.
    Die Ruderer wunderten sich über seine Unausgeglichenheit.
    »Die beiden werden Ihnen garantiert Rede und Antwort stehen …«, sagte Manfred Boomgarden leise, aber hörbar.
    »Sie glauben gar nicht«, reagierte der Kommissar gereizt, »wie viel der Mensch in kürzester Zeit vergessen kann. Wie er eine Situation, die er vor wenigen Stunden selbst erlebt hat, plötzlich anders oder neu interpretiert in der vollen Überzeugung, dass alles stimmt und sich genau so zugetragen hat. Ich bin mir sicher, wenn ich die beiden heute Abend oder gar erst morgen früh nach den Gegebenheiten hier am Tatort befrage, werden sie mir einiges erzählen, was den Tatsachen überhaupt nicht entspricht!«
    »Wir können es nicht mehr ändern!«, sagte der kleine Kromminga, der des Ruderns nur sehr bedingt mächtig war und deshalb die meiste Zeit steuerte.
    »Nee, wohl nicht.« Der Kommissar wollte diesen Teil der Diskussion abschließen. Er begann umständlich, die Träger der Gummihose abzustreifen.
    »Noch einmal zum Tathergang … Bakker?«, Ulferts sah sich nach seinem Kollegen um.
    »Hier!«, meldete sich Bakker, der seinen Chef begleitete. Niemand sah ihn, er steckte irgendwo im Schilf.
    »Düfel ook, wo sind Sie denn?«, rief Ulferts.
    »Musste pinkeln«, erklärte Bakker, als er aus dem Gewirr mannshohen Schilfes auftauchte.
    Ulferts schüttelte den Kopf. Der obere Teil des wasserdichten

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