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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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die professionelle Arbeit erfahrener Kriminaler.

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    »Moin, Bakker, gibt’s irgendetwas Neues zum unbekannten Schützen am Großen Meer?« Kommissar Ulferts sah seinen Mitarbeiter erwartungsvoll an, als er morgens in dessen Büro trat. Er hatte ihn beauftragt, den Anwohnern nahe dem Tatort mit Unterstützung einer Kollegin die wichtigsten Routinefragen zu stellen. Falls dabei irgendetwas Interessantes herauskommen sollte, wollte er selbst die Sache weiterverfolgen. Bis dahin würde er sich mit dem Umfeld der Ruderer vertraut machen, Informationsdienste befragen, recherchieren.
    Allerdings waren die Ergebnisse für Bakker und seine Kollegin Petra Christoffers eher unbefriedigend gewesen. Der Schuss war aus dem Schilf gekommen, die grobe Richtung hatten ihnen die Ruderer mitgeteilt. Die Spurensicherung hatte daraufhin das Schilfdickicht unter die Lupe genommen und die Kriminaltechniker hatten mehrere mögliche Geschoßbahnen rekonstruiert. Leider mangelte es an Eindeutigkeit, in dieser Umgebung konnten nicht alle außenballistischen Parameter mit hinreichender Genauigkeit bestimmt werden. Die Windverhältnisse im Schilfbereich waren kaum sicher rekonstruierbar, vor allem aber war das Geschoss nicht bekannt, denn die Kugel, die den Bug getroffen hatte, hatte die zweite Bootswand durchdrungen und war wahrscheinlich viele Meter entfernt gesunken. Das unbekannte Kaliber hatte Konsequenzen für die Berechnung der Flugbahn, die das Projektil möglicherweise genommen hatte. Nach den Kugeln selbst zu suchen war kaum möglich – Taucher hatten wegen des dichten Bewuchses keine Chance. Diesen Modder nach derart kleinen Objekten zu durchwühlen war wohl noch aussichtsloser als die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Da auch die Tatwaffe fehlte, war eine sichere Rekonstruktion schwierig. Immerhin gab es ein Ein- und ein Austrittsloch in den Bordwänden des Vierers, das war hilfreich für die Ballistiker. Darüber hinaus waren am Tatort kleine Schneisen aufgefallen, die geschickt ins Schilf geschlagen worden waren, um die Sicht auf den Himmel oder auch auf die Wasserfläche zu verbessern. Das war das typische Vorgehen von Jägern, die hier auf Entenjagd waren. Vermutlich hatten der oder die Täter diese Wege genutzt.
    Ein Bootsfahrer, den die Polizisten befragten, erzählte, dass hier so mancher mit dem Gewehr hinter Wasserratten her sei – das half den Beamten aber auch nicht weiter: »Aanten sünd dat een. Aber dat gifft ook noch Waterrötten. De Deeren wöhlen und wöhlen in’t Ufer, so dat de unnerspölt worn! Wi hemm’ vööl to vööl Waterrötten, de maken de Ufer kött!« Er merkte zudem an, dass es für jeden Schwanz einer Wasserratte mindestens drei Euro gab, wo man den Schwanz dafür abgeben musste, wusste er jedoch nicht.
    So hatten Bakker und Christoffers zwar allerlei über die Gegend erfahren, sachdienliche Informationen waren aber so gut wie keine darunter gewesen. Bakker störte das nicht so sehr, er mochte die Geschichten der Einheimischen, aber seine Kollegin Christoffers schien nicht begeistert. Irgendjemand musste den Täter doch gesehen haben!
    »Er hat er sich wahrscheinlich weggebeamt!«, sagte Bakker ernüchtert.
    Allerdings waren nicht alle Meerbudenbesitzer anwesend gewesen, sodass hier noch weitere Personen zu befragen waren. Im Moment schien es so, als hätten ausschließlich die Ruderer den Vorfall mitbekommen.
    Ulfert Ulferts wollte Neuigkeiten von Bakker.
    »Ja, Herr Ulferts, dat is allens neet so eenfach, as ik mi dat vörstellt har …«, begann der Polizist seinen Rapport auf Plattdeutsch.
    »Einfach, Herr Bakker, wenn alles einfach wäre, bräuchte man uns nicht!«, entgegnete Ulferts.
    »Da mögen’s woll recht hebben.« Dann setzte er auf Hochdeutsch fort: »Wir haben fast alle befragt, die im näheren Umkreis leben. Viele hatten Alibis, nicht alle, aber die allermeisten. Gesehen hat niemand etwas. Alle schwer beschäftigt, Herr Ulferts, da hat man gar keine Zeit, auf andere Dinge zu achten. Soll ich ihnen mal erzählen, was ich alles gehört habe? Rasen mähen war ja noch ganz normal. Einer war zur Tatzeit damit befasst, Maulwürfe zu fangen, die ihm den ganzen Garten umgegraben hatten, einer war dabei, seinen Keller zu wittjen, andere kochten Bohnen ein, banden Tomaten auf, brachten Strohballen weg, hackten Brennholz, plückten Brümmelbeeren, setten Richelpahlen – also, da scheint nicht mal Ruhe für eine Tasse Tee zu sein! Es gab nur ein, zwei Typen, bei denen Kollegin

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