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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Christoffers und ich aufgehorcht haben.«
    »Bei wem?«
    »Landwirte und gleichzeitig Jäger. Die haben natürlich zwangsläufig Waffen im Haus.«
    »Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es Jäger gibt, viele Landwirte haben einen Jagdschein. Und denken Sie mal an die Schützenvereine! Und an de Waterrötten, wo’t tovööl van gifft!«, meinte Ulferts schmunzelnd.
    »Sie haben recht, Herr Ulferts. Hier an den Seen und Kanälen …«
    »Meere, Bakker«, unterbrach Ulferts, »hier heißen diese Seen Meere, das müssen Sie doch wissen! Werfen Sie mal einen Blick auf die Karte«, Ulferts wendete sich zu der hinter ihm an der Wand befestigten Ostfrieslandkarte und zeigte auf mehrere blaue Flächen. »Hier – das Ewige Meer zum Beispiel. Das Große Meer, das Kleine Meer, das Loppersumer Meer, das Timmeler Meer. Sehen Sie: keine Seen, alles Meere!«
    »Gut. Also, hier an den Meeren und Kanälen haben die Jäger überwiegend Langwaffen.«
    »Was sonst? Und, alles legal?« Ulferts war ungeduldig und fiel Bakker immer wieder ins Wort. Der brauchte manchmal einfach zu lange, bis er auf den Punkt kam.
    »So weit schon.«
    »Was heißt denn ›so weit schon‹? Kollege Bakker, als Polizist muss man sich kurz, prägnant und genau ausdrücken. Entweder ich führe eine Waffe legal, oder eben nicht. Was bedeutet ›so weit schon‹?
    »Bei zwei der Jäger haben wir jeweils ein Gewehr mehr gefunden, als sie eigentlich besitzen dürften, aber beide waren, was bewiesen ist, zum Tatzeitpunkt gar nicht zu Hause.«
    »Also auch nichts Brauchbares!«, stellte Ulferts enttäuscht fest.
    »Nein, beide waren in Emden, einkaufen. Es war verkaufsoffener Sonntag. Einer hat den Kassenbon von Lidl gezeigt und seine Frau hat glaubhaft machen können, dass sie die danach in einem Baumarkt gekauften Blumenerdesäcke gar nicht allein ins Auto hätte hieven können.«
    »Und der andere?«
    »Sie werden es nicht glauben, der hatte Karten für eine Vorstellung im neuen Theater in Emden und war schon dorthin unterwegs.«
    »Wieso soll ich das nicht glauben können?« Ulferts sah sein Gegenüber verständnislos an.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Landwirte an so etwas wie Theater überhaupt denken!«
    »Sehen Sie, Kollege, darin liegt ein ganz großes Unheil dieser Welt: Vorurteile! Man meint, alles über den anderen zu wissen, und liegt dabei völlig falsch. Wegen dummer Vorurteile und Schubladendenken entstanden Intrigen, wegen derer Morde vollstreckt und Kriege durchgeführt wurden. Also Vorsicht mit zu schnellen und nicht durchdachten Urteilen, Bakker! Ich glaube kaum, nebenbei gesagt, dass Polizisten öfter ins Theater gehen als Landwirte, oder wann waren Sie das letzte Mal dort?«
    Bakker sagte nichts, sah seinen Vorgesetzten nur mit großen Augen an.
    Ulferts warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, wohl um seine Gedanken wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dann setzte er fort: »Was war nun aber interessant, bisher habe ich nichts Derartiges gehört?«
    »Ein Jäger, gleichzeitig Landwirt, druckste ziemlich herum. Letztlich war nichts Vernünftiges aus ihm rauszuholen. ›Weiß nicht mehr‹, ›keine Ahnung‹ und so. Dabei lebt er zeit seines Lebens hier am Großen Meer! Er kennt sich also gut aus. Den sollten wir uns noch mal vorknöpfen. Er konnte nicht widerlegen, dass er zur Tatzeit mit seiner Flinte unterwegs war, zumal …«
    »Nun?«
    »Zumal Aline Otten, Frau eines nicht weit entfernt wohnenden Bauern, erklärte, sie habe Kremers mit Stiefeln und Gewehr an dem Nachmittag Richtung Meer gehen sehen. Sie hat sogar mit ihm gesprochen, konnte den Dialog recht genau wiedergeben.«
    »Und, was haben die besprochen?«
    »Es ging natürlich auf Platt, etwa so: ›Na, Eibe, wullt du weer achter Aanten an?‹, ›Weet nich, Aline, of Aanten de överhaupt sünd. Man kieken will ick woll.‹ ›Krieg ich weer een? Ick will een infreern, weetst?‹ ›Wenn ick wat schkeet, denn kannst een hebben, Aline, is doch klor.‹ Na, und so weiter. Jedenfalls war er unterwegs – zur Tatzeit und mit Gewehr und mit der angeblichen Absicht, auf die Jagd zu gehen.«
    Ulferts schmunzelte zunächst, er hörte Bakker gern Platt sprechen, er rollte das R immer so schön. Auf der letzten Feier hatte er ein paar Döntjes von Hannes Flesner auf Plattdeutsch erzählt und die Leute hatten sich gekrümmt vor Lachen.
    Dann bemerkte er: »Eibe?«
    »Der Mann heißt Eibe Kremers.«
    »Landwirt Eibe Kremers!«, wiederholte

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