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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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leer, bereits wieder über Akten gebeugt, mit wenig Elan und ohne Lust, frischen Kaffee aufzusetzen. Wäre Tanja jetzt da gewesen, hätte sie garantiert gesagt: ›So viel Kaffee ist sowieso nicht gut für dich, Ulfert!‹

11
     
     
    »Herr Kremers, ich will nicht lange um den heißen Brei reden. Mir liegen Informationen vor, dass Sie nicht zum ersten Mal von der Polizei verhört werden.« Ulfert Ulferts lehnte sich zurück und sah den Mann vor sich aufmerksam an. Als Bakker und Christoffers berichtet hatten und nach weiteren Recherchen mit neuen Details aufwarten konnten, fällte Ulferts die Entscheidung, den Landwirt persönlich aufzusuchen.
    »Nee«, war die knappe Antwort des Landwirts. Mit leicht niedergeschlagenem Tonfall fügte er hinzu: »Stimmt leider.«
    »Hier gibt es ein Protokoll und einen Bericht von Polizeimeisterin Wübben, die damals bei Ihnen auf dem Hof war und sie in einer Sache befragt hat …«
    »Ja, ja, ja«, fiel Kremers Ulferts ins Wort, »das war eine dumme Sache damals. Ein Querschläger. Ich nehme an, Sie werden das alles gelesen haben.«
    »Selbstverständlich. Sie haben damals sicherlich vollständig ausgesagt?«
    »Natürlich! Und ich habe zugegeben, dass es meine Schuld war – auch wenn es verdammt großes Pech war. Zum Glück ist nichts weiter passiert …
    »Nichts passiert? Der Kajakfahrer wäre um ein Haar tot gewesen!«, ärgerte sich Ulferts ob einer so lässigen Einschätzung.
    »Ja, beinahe. Ist er aber nicht. Ich habe ein ordentliches Bußgeld bezahlt, einen dicken Rüffel bekommen«, in diesem Moment machte Kremers eine kurze Pause, Ulferts hatte den Eindruck, als schmerze es ihn, den ›Rüffel‹ zu erwähnen, »und damit gut. Das ist eine Ewigkeit her. Ich habe damals einen Fehler gemacht und bin dafür bestraft worden. Für den Schnitzer habe ich gebüßt. Und zwar nicht nur gesetzlich betrachtet, die Geschichte macht mir, das können Sie mir glauben, bis heute zu schaffen! Aber Sie können mir dahingehend nichts mehr vorwerfen und darum weiß ich nicht, was Sie wollen.« Kremers sagte das fast so wie ein Schuljunge, den man beschuldigte, auf dem Schulhof mit Schneebällen geworfen zu haben, und dem nun ein mehrmaliges Abschreiben der Schulordnung drohte – eine Maßnahme, die an einigen ostfriesischen Schulen bei Fehlverhalten von Schülern, und solchem, was man dafür hielt, durchaus üblich war.
    »Der Fall von damals ist abgeschlossen, da haben Sie recht«, Ulferts merkte, er hatte das Gespräch ein wenig dilettantisch begonnen. Kremers an Fehler zu erinnern, die weit zurücklagen, würde ihm den Mann nicht wohlgesonnen stimmen. Schon war der Landwirt dem Polizisten gegenüber in einer Abwehrhaltung. Ulferts fuhr fort: »Also lassen Sie uns über das Jetzt sprechen …«, wieder stockte er – was redete er daher? Kremers sah ihn an und man merkte, dass er nicht verstand, worauf der Kommissar hinauswollte.
    »Herr Kremers«, setzte Ulferts erneut an, »ich bin gekommen wegen dieses Vorfalls am Großen Meer, von dem sie sicher gehört haben. Meine Kollegen waren in dieser Sache ja auch bereits da.«
    »Die Schüsse auf diese Ruderer.«
    »Genau. Diese Ruderer, wie Sie sagen, hatten Glück – es war verdammt knapp, bei einem«, Ulferts überlegte kurz, »und da muss ich doch noch einmal auf diesen Fall damals zurückkommen. Es hat sich ein Schuss aus Ihrer Waffe gelöst, so das Protokoll, und weil er zum Querschläger mutierte, hätte er beinahe einen Kajakfahrer verletzt, oder schlimmer, getötet …«
    »Was ist mit dem Schuss passiert?«, fragte Kremers dazwischen.
    »Er ist mutiert – also, die ursprüngliche Geschossbahn ist durch ein Hindernis verändert worden, das wollte ich sagen. Eben weil das Projektil an diesem alten Eisenpfeiler abgelenkt wurde. So war es doch?«
    »Ja, sicher«, Kremers nuschelte dies mehr in sich hinein, als dass er es laut und deutlich aussprach. ›Mutiert‹ ging es ihm durch den Kopf. Was die so alles daherredeten.
    »Es ist unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen, dass so etwas noch einmal passiert.«
    Kremers sprang auf. »Ach, daher weht der Wind! Sie wollen mir den Schuss auf die Ruderer in die Schuhe schieben? Noch so ein Querschläger, oder was? Dem Kremers, dem ist so etwas vor Jahren mal passiert, der war’s bestimmt wieder!« Der Mann lief rot an, sein Adrenalinspiegel schien in die Höhe zu schießen.
    »Wir müssen, wie Sie wissen, in alle Richtungen ermitteln. Unmöglich ist es eben nicht. Außerdem

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