Bugschuß
kombinierte, dass die beiden nur eine Pause einlegen wollten. Einen schöneren Platz als an der Mole konnte man sich, wenn man schon einmal in der Gegend war, kaum aussuchen. Schimanski holte sich in Duisburg-Stahlhausen Pommes Schranke, hier am Deich aß man Fischbrötchen.
Meinertz erreichte den Fischverkäufer und besah sich die Kreationen des Händlers. Nicht alles, was dort angeboten wurde, war sein Fall, kritisch beäugte er Brötchen, Fisch und die gesamte Bude, die schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben schien. Doch er hatte Hunger. Der Händler empfahl Matjes, er könne aber auch Bratfisch warm machen … Meinertz überlegte und entschied sich für ein Matjesbrötchen. Die beiden Polizisten bauten sich neben ihm auf.
»Was gibt’s denn Leckeres?«, fragte der etwas untersetzte Mann.
»Das ist alles lecker! Allerbeste Ware, frisch, die Fische haben gestern noch in der Nordsee Fangen gespielt!«, scherzte der Mann vom Imbiss.
»Ich nehme ein Bismarckbrötchen«, sagte der Polizist, seine Kollegin gab zu verstehen, dass sie nichts essen wolle.
Dann ging alles ganz schnell. In null Komma nichts hatte Tanja Itzenga Meinertz rechten Arm gepackt und auf den Rücken gedreht.
»Sind Sie verrückt? Was soll denn das?«, schrie er.
»Ralf Meinertz, Sie sind festgenommen!«, rief Hauptkommissarin Itzenga und ergänzte: »Wegen unerlaubtem Waffenbesitz und versuchtem Mord!«
»Unsinn!«, schrie Meinertz. »Lassen Sie mich los!«
»Denkste …«, erwiderte Ulferts in aller Deutlichkeit und klopfte ihn ab, vielleicht trug er die Tatwaffe ja bei sich. Er fühlte tatsächlich etwas Hartes, diese Form …
»Was haben wir denn da?«, fragte Ulferts und Tanja Itzenga beugte sich ein wenig zur Seite, um besser sehen zu können. So verringerte sie – wenig und nur für einen Augenblick – die Kraft, mit der sie Meinertz festhielt. Der nutzte geistesgegenwärtig die Situation, drehte sich um und befreite sich. Mit voller Wucht drückte er Ulferts sein Matjesbrötchen in die Augenpartie. Mit dem Fisch bohrten sich harte Teile der Brötchenkruste in Ulferts’ rechtes Auge. Für einen Moment war er ausgeschaltet. Das kam Meinertz gelegen. Er trat der Hauptkommissarin, die ihn am Kragen packte, mit voller Wucht gegen das Knie. Sie schrie auf, ließ von ihm ab, knickte nach vorn.
Der Fischhändler hatte sich ganz nach hinten an die Wand seines Verkaufswagens gedrückt, als könne ihn das unsichtbar machen. Mit großen Augen beobachtete er das Geschehen, wie gelähmt. Wie war er in diesen Film geraten?
Meinertz sprintete los. Keine 20 Meter entfernt sprang er in ein Taxi. Ulferts, auf einem Auge fast blind, preschte hinterher, doch er erreichte den Taxistandplatz zu spät. Er sah noch, wie Meinertz dem Fahrer eine Pistole an den Kopf hielt, als dieser rasant startete.
»Düfel und Dönnerschlag!«, rief Ulferts. »Wo bleiben die anderen?« Das Öl vom Matjes lief ihm über sein Gesicht, tropfte vom Kinn. Er hielt sich das Auge, Brötchenkrümel hatten sich unter das Lid geschoben, es tat höllisch weh und schränkte sein Sichtfeld gewaltig ein. Er drehte sich um und sah, dass Tanja Itzenga sich unter Schmerzen wand. Langsam stand sie auf und humpelte zum Polizeiwagen. Ulferts rannte zum Dienstauto.
»Da hat er uns aber genatzt!«, rief er zu seiner Kollegin, schrie gleich danach ins Funkgerät, sein schmerzendes Auge so gut wie möglich ignorierend:
»Jungs, wo bleibt ihr? Ralf Meinertz ist flüchtig!«
»Ihr solltet doch mit dem Zugriff warten …«, kam die vorwurfsvolle Antwort.
»Es hat sich so ergeben, der Moment war richtig! Ach, Schiete, ist nun passiert. Passt auf: schwarzes Taxi der Firma Möllering. Von Norddeich Mole kommend, Richtung Norden. Der Flüchtige ist seit etwa zwei Minuten unterwegs.«
Tanja Itzenga hatte indes weitere Anweisungen via Handy gegeben.
»Wir dürfen keine Zeit verlieren!«, rief Ulferts, der immer wieder an seinem Auge herumfummelte. Er konnte das Lid gar nicht mehr öffnen, überall steckten Krümel, vermischt mit Matjesöl. Er musste stinken wie ein …
Die Hauptkommissarin setzte sich ungelenk und mit erheblichen Schmerzen auf den Beifahrersitz, sie konnte das Knie kaum beugen und hielt das Bein so gerade wie möglich. Alles andere schmerzte fürchterlich.
»Wohin?«, fragte sie den Kollegen, der mit quietschenden Reifen losgefahren war.
»Wenn ich das wüsste!«, sagte er nur. »Ich hoffe, die Kollegen fangen den Kerl ab. Aber sie müssen vorsichtig sein – wer
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