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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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ganze Wahrheit. Die Wahrheit ist aber auch, dass sich Rohrbach nach der allerersten Drehbuchfassung zurücksehnt.
    Jetzt gibt es für mich zwei Optionen: entweder so lange die Luft anhalten, bis ich tot umfalle, oder meinem immer stärker werdenden Bierdurst nachgeben. Hier im Foyer des Kinos in Leipzig im Jahre 2010 kurz vor der Preview meines 12-Millionen-Euro-Filmes »Hotel Lux« denke ich plötzlich nichts anderes als: Es ist nicht weit bis zum »Auerbachs Keller«.
    »Auerbachs Keller« – verheißungsvoll scheint er mir den Weg aus der Dunkelheit meiner Verzweiflung zu weisen, ich muss ja nur dem gemütlich flackernden Licht aus den Tiefen dieses Urtyps eines Wirtshauses folgen. Es ist nicht mehr der Zwerg, der den Klöppel bewegt, sondern es ist jetzt das rhythmische Klopfen einer Bongo unter den Händen eines sächsischen Drummers, der rhythmisch die Silben Au-er-bachs-kel-ler skandiert. Ob als Schüler oder als Lehrlinge: Wenn wir der Hauptstadt müde waren, zog es uns nach Leipzig. Wo es, so die Legende, die schönsten und vor allem die offensten Mädchen des Ostens gab.
    Ich werde nicht in den Auerbachs Keller gehen, ich werde nicht unter den friedlichen und sorglosen Zechern sitzen, ich werde hierbleiben, ich werde diesen Weg zu Ende gehen müssen. »Wir können doch nicht alle Angst haben, es muss doch einen geben, der keine Angst hat, Herr Rohrbach«, sage ich.
    Leichtfüßig und behänd bewegt sich Martin Moszkowicz die Treppe herauf: Der Vorstand für Film und Fernsehen der Constantin ist nun auch da, beim Testscreening von »Hotel Lux«. Weiß der Teufel, wie der das macht. Eben noch in Tokyo, jetzt schon hier: im Cineplex-Kino in Leipzig. Das muss sich doch irgendwann auf die Gesundheit schlagen, denke ich, zumal – was er zwar noch nicht weiß, vielleicht aber ahnt – die Testergebnisse des Screenings unbefriedigend sein werden.
    Für mich ist Martin Moszkowicz der Atlas, der die Welt der Constantin auf seinen Schultern trägt, der Hansdampf in allen Gassen, wir verstehen uns gut. Aber Moszkowicz trägt die Welt der Constantin nicht nur auf seinen Schultern, sondern er zieht auch einen riesigen Bollerwagen mit Sorgen hinter sich her. Und ganz gewiss macht gerade »Hotel Lux« einen Großteil der Ladung aus.
     
    Ich erwache. Die Blase. Ich bekomme die Augen kaum auf. Ich will zur Toilette. Ich öffne eine Tür. Sie fällt hinter mir ins Schloss. Ich wanke ein paar Schritte. Meine nackten Füße auf rauem Teppich. Wo bin ich? Nicht auf der Toilette. Ich bin im Flur des Hotels. Ich habe mich ausgeschlossen. Ich weiß meine Zimmernummer nicht. Ich schaue an einer endlosen Reihe von Zimmertüren entlang. Wo ist mein Zimmer?
    Ich bin nackt. Total nackt. Ich habe nicht mal eine Uhr. Wie spät ist es? Kein Fenster auf dem Gang. Ist es Tag? Ist es Nacht? Früh oder spät? Vielleicht schon Nachmittag? Oder sechs Uhr morgens? Was mache ich jetzt bloß? Mir ist jetzt schon schlecht. Die Phase des Katers hat begonnen. Im Restaurant hatten wir, nachdem wir die Auswertungsbögen des Test-Screenings durchgegangen waren, unsere Sorgen mit Wodka wegzuspülen versucht. Wie so oft war ich der Letzte, der ging, und, wie ich jetzt annehmen muss, auch der betrunkenste. Wie mein Großvater in solchen Fällen zu sagen pflegte. »Für jeglichen Genuss man entsprechend zahlen muss.«
    Keiner da. Ich muss ins Foyer runter. An die Rezeption. Vielleicht in den laufenden Betrieb? Schreck. Schneller Entschluss. Ich nehme den Fahrstuhl in die Lobby. Schreck. Vielleicht sind ja alle am Ein- und Auschecken. Schreck. Vielleicht ist es ja schon 12 Uhr mittags. Keine Uhr, nirgendwo. Ich steige aus. Ein anderer endloser Flur. Wo ist denn jetzt das Foyer? Und wenn ich es finde? Ich sehe es vor mir: ich nackt, inmitten vollständig bekleideter Menschen, und das in der Lobby eines Fünf-Sterne-Hotels, auch noch in Leipzig!
    Mich verlässt der Mut. Zurück in den Fahrstuhl. Zurück in meine Etage. Sie ist immer noch menschenleer. Jetzt fällt mir mein Cutter Hansjörg Weißbrich ein. Ich könnte an seine Tür klopfen. Aber Hansjörg ist schwul, und er hält mich auch für einen verkappten Schwulen, wegen der Antischwulenwitze, die ich immer mache, aber doch nur um ihn zu ärgern. Außerdem habe ich seine Zimmernummer nicht, müsste also erst mal ins Foyer, um sie zu erfragen. Also wieder in den Fahrstuhl ins Foyer? Nein. Verzweiflung.
    Verflucht noch mal, führt denn kein Weg an dieser Lobby vorbei? Meine nackten

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