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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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Ein-Meter-Zweiundneunzig stehen schlotternd im Hotelflur. Was, wenn nun ein Zimmermädchen auf mich trifft? Gerade erst hat ein sehr prominenter französischer Politiker ein amerikanisches Zimmermädchen vergewaltigt. Die Medien sind sensibilisiert, die Zimmermädchen auch. Und ich mittendrin, ein Endzeitszenario. Wenn es hier wenigstens Fenster mit Vorhängen auf diesem verdammten Hotelflur gäbe, dann könnte ich mich in einen Vorhang hüllen. »Hilfe«, rufe ich leise, »Hilfe.«
    Es ist eher so ein sachliches Hilfe. Hilferufen ist überhaupt nicht sexy.
     
    »Mir ist das auch mal passiert«, sagt Martin Moszkowicz, als ich ihm die Geschichte erzähle, »ich habe mich auch mal ausgeschlossen in einem Hotel.«
    Dem Moszkowicz ist das also auch schon mal passiert, denke ich.
    »Auch splitterfasernackt«, sagt er.
    »Und«, frage ich, »was hast du gemacht?«
    »Ich bin in die Lobby gegangen, zur Rezeption«, sagt Martin. »Und dann hab ich mir meinen zweiten Zimmerschlüssel geholt.«
    »Waren Menschen in der Lobby?«, frage ich.
    »Ja, sicher, die Lobby war voller Menschen«, sagt Martin ungerührt. »Ich nehme an, du bist dann auch irgendwann wieder in dein Zimmer gekommen?«
     
    »Wo sind Sie?«, schallt von irgendwoher ein tiefer Bass.
    »Hier oben«, rufe ich zurück.
    »Was ist los?«
    »Ich bin nackt.«
    »Warum?«
    »Ich habe mich ausgeschlossen.«
    »Aha.« Eine Pause, in der man deutlich spürt, dass da unten jemand nachdenkt.
    »Und jetzt weiß ich nicht mehr, wo meine Zimmertür ist, weil ich auch ein bisschen betrunken war gestern, oder heute, ich weiß ja nicht mal, wie spät es ist.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagt die Stimme mit festem Ton.
    Dann höre ich den Fahrstuhl. Ein Page kommt mit eiligen Schritten auf mich zu. Er ist klein. Und denkt vermutlich an seinen Lehrer auf der Hotelfachschule: »Wie verhalten wir uns, wenn wir einen ein Meter zweiundneunzig großen nackten Hotelgast auf dem Flur begegnen, der sich gerade ausgeschlossen hat, und wir selbst nicht größer sind als ein Meter fünfzig? Dann schauen wir auf keinen Fall geradeaus, sondern wir nehmen den Kopf in den Nacken und schauen nach oben, in das Gesicht des Hotelgastes. Wiederholen Sie: Wo schauen wir hin? In das Gesicht! Und was geben wir ihm damit für ein Gefühl? Richtig! Dass er in dieser Nacht nicht der einzige nackte Mann in diesem Hotel ist. Und was für ein Gefühl geben wir ihm noch? Richtig! Dass wir nichts vom Leben erwarten, außer in diesem Moment für den Gast da zu sein. Und was tun wir nicht? Richtig! Wir öffnen nicht anschließend die Hand in Erwartung des Trinkgelds. Weil er was nicht kann? Richtig. Sich in die Tasche greifen.«

39 WENN SIE DIR DRAUFKOMMEN
WENN SIE DIR DRAUFKOMMEN
    39 »ÄH, ÄH, ÄH«, höre ich am anderen Ende der Leitung. Ich versuche, mich durch die schmalen Zwischenräume der Ähs hindurchzuzwängen, um zu sehen, was dahinter los ist. Wen ich jenseits des Gitters auf freier Fläche herumtollen sehe, sind die Scheiteräffchen und die Vergessenskatzen. Sie rufen mit niedlichen Stimmchen: »Es ist aus und vorbei. Die Constantin Film wird nicht mehr mit dir arbeiten.«
    Und das ist es auch, vermute ich, was mir mein Freund und Produzent Herman Weigel mitteilen möchte. Dass es aus und vorbei ist. Aber er sagt es so, dass ich es ihm nachher nicht werde beweisen können. Er benutzt wieder diese Worte »Respekt« und »Genie«.
    Nach dem Telefonat lösche ich sofort Hermans Nummer in meinem Handy. So mache ich das immer. Ich möchte nicht in die Versuchung geraten, ihn noch mal anzurufen, wenn mich irgendwann die Angst packt oder ich eine Idee habe oder, oder. Ich will das hohe Ross, auf dem ich sitze, nicht verlassen. Ich denke nicht daran, ihnen den Gefallen zu tun.
     
    Ich rufe Herman an. Das Rufzeichen am anderen Ende der Leitung klingt teuer. Er ist wieder mal weit weg, in Hollywood oder Cannes. »Herman, ich wollte dich mal was fragen.«
    »Ja?«
    »Damals, vor drei Jahren, hast du mir ja einen mächtigen Schrecken eingejagt.«
    »Was habe ich denn gesagt?«
    »Du hast mir doch damals mitgeteilt, dass die Constantin nicht mehr mit mir arbeiten will.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Sicher? Inwiefern?«
    »Na, dass ich das gesagt habe.«
    »Du hast es natürlich nicht so direkt gesagt, mehr so umständlich.«
    »Ich habe es nicht direkt gesagt? Seit wann sage ich etwas nicht direkt?«
    »Ja, damals, als du gesagt hast, dass es jetzt schwierig ist, mich für Komödienstoffe

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