Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
Birnenbäume.
Auf der Waldseite der Straße stand tatsächlich ein Stall. Er war ziemlich niedrig gebaut, aber der erste, den Fawn überhaupt hier gesehen hatte, und einige umzäunte Pferdekoppeln, auch wenn im Augenblick nur wenige Pferde dort herumbummelten. Drei kleine, magere schwarze Schweine stöberten unter den Bäumen nach herabgefallenen Früchten oder Nüssen. Am Se e ufer ragte eine größere Anlegestelle ins Wasser.
Dag lenkte Feuerschopf zu einem der Blockhäuser, ließ die Z ü gel fallen und streckte den Rücken. Dann warf er Fawn ein flüchtiges Lächeln zu. »So, hier sind wir. «
Diese Erklärung kam Fawn ein wenig zu wortkarg vor, selbst für Dag, wenn er wieder mal eine seiner La u nen hatte. »Das ist nicht dein Haus, oder? «
»Oh. Nein. Das Hauptquartier der Streifenreiter. «
»Also reden wir zuerst mit Fairbolt Schwarzvogel? «
»Wenn er da ist. Wenn ich Glück habe, ist er irgendwo unte r wegs. « Dag stieg ab, und Fawn schloss sich ihm an, wobei sie beide Pferde an der dafür vorgesehenen Stange festband. Sie folgte ihm auf die Veranda und durch eine Brettertür hindurch.
Sie betraten einen langen Raum, gesäumt von Regalen voller Papierstapel, gerollter Pergamente und dicker B ü cher. Fawn fühlte sich sogleich an Shep Saatmanns vollgestopftes Haus e r innert. Am einen Ende saß an einem Tisch eine Frau mit eise n grauen Zöpfen und mit einem Rock bekleidet. Sie schrieb in ein dickes Kontenbuch. Die Frau war etwa ebenso groß wie Mari, aber sehr viel schwerer gebaut, beinahe füllig. Sie blickte auf und legte die Feder beiseite, noch bevor die Schritte der beiden Neuankömmlinge verklungen waren. Ihr Gesicht strahlte vor Freude.
»Woo-ha! Schau mal an, wer da reingekrochen kommt! «
Dag nickte ihr zu. »Hallo, Massape. Ist, äh … Fairbolt da? «
»Oh, ja. «
»Ist er beschäftigt? «, fragte Dag so unverbindlich wie möglich.
»Er unterhält sich gerade mit Mari. Vermutlich über dich, dem Tonfall nach zu urteilen. Fairbolt meinte, sie soll nicht gleich in Panik geraten. Sie hat erwidert, dass sie lieber vorsorglich in Panik gerät, sobald du außer Sicht bist, weil das zumeist die richtige Vorbereitung ist. Anscheinend sollen sie beide Recht behalten. Was in aller Welt hast du dir diesmal wieder ang e tan? « Sie nickte in Richtung seiner Schlinge und kniff die A u gen zusammen, als sie das Band um seinen linken Arm bemer k te. Und dann sagte sie nochmals, in einem gänzlich verä n derten Tonfall: »Dag, was in aller Welt hat du getan ? «
Fawn, die von diesem Wortschwall förmlich erschl a gen worden war, versetzte Dag einen Stoß mit dem Fi n ger und blickte ihn fragend an.
»Oh «, sagte er. »Fawn, darf ich dir Massape Schwarzvogel vo r stellen, Hauptmann des dritten Trupps. Baries Patrouille, der wir auf dem Weg hierher begegnet sind, gehört zu ihrem Ko m mando. Außerdem ist sie Fairbolts Frau. Massape, das ist Fawn Blaufeld. Meine Frau. « Er hob nicht etwa herausfordernd das Kinn, sondern schob es viel eher trotzig nach vorn.
Fawn lächelte strahlend und hielt die Hände so z u sammen, dass ihr linkes Handgelenk gut sichtbar war. Dann machte sie einen höflichen Knicks. »Guten Tag, gnä ’ Frau. «
Massape starrte sie einfach nur an, die Unterlippe zw i schen die Zähne gezogen. »Du …« Einen langen, uns i cheren Augenblick hielt sie einen Finger erhoben, während sie dieses Wort hervo r stieß. Dann fuhr sie herum und zeigte am Kamin vorbei, der in der Mitte der Trennwand stand: »… gehst jetzt zu Fairbolt rein. «
Dag nickte ihr erneut zu und schob Fawn zu der Tür, die er für sie öffnete. Aus dem Raum dahinter hörte Fawn Maris Stimme sagen: »Wenn er auf dem Weg geblieben ist, sollte er sich i r gendwo entlang dieser Linie befinden. «
Eine grollende Männerstimme antwortete: »Wenn er auf dem Weg geblieben ist, wäre er dann drei Wochen zu spät? Wir h a ben keine Linie, wir haben einen riesigen Kreis, dessen Grenzen sogar noch jenseits dieser ve r dammten Karte liegen! «
»Wenn du sonst niemanden entbehren kannst, werde ich g e hen. «
»Du bist gerade erst zurückgekehrt. Cattagus würde mir was erzählen, bis ihm die Luft ausgeht und er blau anläuft, und dann wärst du erst so richtig sauer. Schau, wir geben jedem Streife n reiter Bescheid, der das Lager verlässt. Sie sollen das Essenzg e spür und beide Augen weit offen halten …«
Offensichtlich hatten beide Streifenreiter bei diesem hitzigen Wortwechsel das eigene Essenzgespür so
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