Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
Und auch nicht viele darüber. «
Fawn blickte zu ihm auf, als könne er es irgendwie in Ordnung bringen, und Dag erklärte leise: »Nach schwa n geren Frauen haben Kinder die ergiebigste Essenz für ein Übel, das sich hä u ten will. Es wählt sie bevorzugt als Opfer. Als die Knoche n sümpfe evakuiert wurden, haben die jungen Frauen sämtliche Kinder genommen und sind s o fort losgelaufen. Die anderen folgten so rasch wie mö g lich, mit den Tieren und Vorräten, die sie in aller Eile zusammensuchen konnten. Die Streifenreiter, die gerade im Lager weilten, dürften die Nachhut gebildet h a ben.
Die Kinder wurden schon während der ersten Vierte l stunde fortgebracht, und der Rest des Lagers folgte nicht viel später. Allerdings verloren sie Leute, die die schnelle Warnung nicht erreichte – einige dieser Formwirker, die wir aus der Essen z verknotung befreit haben, waren zurückgeblieben, um eine Gruppe von Kindern zu warnen, die an diesem Tag zum Sa m meln unterwegs war. «
Fawn runzelte die Stirn. »Den Teil der Geschichte kannte ich gar nicht. Haben sie sie rechtzeitig gefu n den? «
Dag seufzte. »Nein. Ein paar von den Knochensüm p fe-Leuten , die später zurückgekommen sind, haben die Le i chen schließlich geborgen. Für ein Begräbnis, das nicht so viel anders war als dieses hier. « Er nickte in Richtung der Grabhügel. Der Stad t bewohner hatte au f merksam zugehört und starrte nun zu Boden, grub die Absätze in die trockene Erde und runzelte überrascht die Stirn. Ja, dachte Dag. Auch Landleute können fragen und Antworten bekommen. Willst du uns nicht auf die Probe ste l len?
»Haben sie ihren …« Fawn verstummte abrupt und dachte d a ran, nicht in Gegenwart von Landleuten nach Knochen für Me s ser zu fragen. Sie schüttelte den Kopf.
Der Stadtbewohner blickte Dag von der Seite her an. »Du stammst nicht aus Knochensümpfen, nicht wahr? «
»Nein. Mein Trupp ritt aus Oleana heran, um Hilfe zu leisten. Wir sind jetzt auf dem Heimweg. «
»Dags Streife hat deinen Landzehrer getötet «, warf Fawn ein wenig stolz ein. »Als der Fluch des Übels … des Landzehrers aus deinem Verstand wich, das war der Zeitpunkt. «
»Oh «, sagte der Mann. Und dann, nach einem Augenblick tros t losen Schweigens: »Hätte früher sein können. «
Bis zur Schroffheit provoziert, erwiderte Dag: »Wenn ein paar von euch genug Verstand gehabt hätten, um a b zuhauen und gleich eine Warnung zu verbreiten, hätte es viel früher sein können. Wir haben getan, was wir konnten, und alles aufgeb o ten, was wir hatten – sobald wir Bescheid wussten. «
Ein halsstarriges Schweigen breitete sich zwischen i h nen aus. Heute gab es hier zu viel Kummer und Anspa n nung, um Raum für Diskussionen oder Entschuldigungen zu lassen. Dag hatte das Bild, das er sich machen wollte, so ziemlich zusammeng e fügt. Womöglich war es an der Zeit zu gehen.
Drei Landleute kamen aus dem abgestorbenen Wald hervor, auf dem Rückweg von irgendeinem Anliegen, das sie dorthin g e führt hatte Wasser lassen, etwas s u chen? Sie hielten inne, um die Neuankömmlinge anz u starren. Ein ergrauter Kopf zuckte hoch. Der Mann star r te sie aus weit aufgerissenen Augen an und kam auf den umg e stürzten Baum zu, zögernd erst, dann immer schne l ler. Sein Schritt wurde zu einem langsamen Lauf, dann zu einem Rennen: Aufregung zeigte sich auf seinem G e sicht, und er winkte wild und schluchzte: »Sassy! Sa s sy! «
Dag spannte sich an. Seine Hand wanderte zum Me s sergriff. Der Mann neben Fawn richtete sich mit einem Ächzen auf, hob verneinend die Handfläche und schütte l te den Kopf. Der Läufer kam näher und wurde langs a mer. Ganz außer Atem wischte er sich die rot geränderten Augen und schaute Fawn an. Mit plöt z lich trüber Stimme stellte er fest: »Du bist nicht meine Sassy. «
»Nein, Sir «, antwortete Fawn und blickte entschuld i gend zu ihm auf. »Ich bin Dags Fawn. «
Er musterte sie weiter. »Bist du eine von uns? Haben diese Streifenreiter dich zurückgebracht? « Er winkte in Richtung der Seenläufer, die immer noch wachsam bei den Pferden standen. »Wir könnten versuchen, deine Familie zu finden …«
»Nein, Sir. Ich komme aus Oleana. «
»Warum bist du bei ihnen? «
»Ich bin mit einem verheiratet. «
Sprachlos wandte der Mann den Kopf und blinzelte. Sein Blick blieb an Saun hängen, der Feuerschopfs Zügel hielt und sie aufmerksam beobachtete. Mürrisch wande r ten die Mundwinkel des Mannes nach unten. »Wenn es
Weitere Kostenlose Bücher