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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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Stirn, in dieser beunruhigenden, se g nenden Geste. »Danke «, flü s terte er. »Du hast ja keine Ahnung, wie sehr mir das hilft. «
    Sie nickte stumm und schluckte den heißen Kloß in ihrer eig e nen Kehle hinunter.
    Anschließend gingen sie in das Zelt und zogen sich um. Er legte die kurzen Hosen und Sandalen ab, sie den etwas schmuddel i gen Kittel. Als sie sich hinkniete, in seiner Truhe wühlte und versuchte, ihm sein sauberstes Hemd anzureichen, überraschte er sie mit den Worten: »Nein – mein bestes Hemd. Das gute, das deine Tante Nattie gewebt hat. «
    Dag hatte das Hochzeitshemd seit der Zeremonie nicht mehr getragen. Überrascht schüttelte sie es aus. Es war in andere Kleidungsstücke eingeschlagen, damit es nicht zerknitterte – zufällig in ihr grünes Baumwollkleid.
    »Oh, ja, zieh das an «, stellte er mit einem Blick über die Schu l ter fest. »Das steht dir so gut. «
    »Ich weiß nicht, Dag. Es ist furchtbar bäuerisch. Sollte ich mich zu dieser Gelegenheit nicht mehr wie eine Seenläuferin anzi e hen? «
    Er lächelte schief auf sie herab. »Nein. «
    Unter diesen Umständen war es beunruhigend, dass sie nun wieder genauso gekleidet waren wie bei ihrer Hochzeit. Fawn korrigierte den Sitz des Bandes an ihrem linken Handgelenk, und die Goldkügelchen schlugen kühl gegen ihre Haut. Würden sie zu dieser neuen Mittagsstunde entheiratet werden, als gi n gen sie einen Weg zurück, nachdem sie sich verlaufen hatten? Vielleicht hatten sie sich verlaufen, irgendwo unterwegs. Aber wenn Fawn die Abfolge von Ereignissen durchging, konnte sie nicht sehen, wo.
    Dag hatte seinen Hickorystab aufgehoben, also nahm sie an, dass ihnen zu diesem Hain ein längerer Fußweg bevorstand, denn er benutzte ihn im Umkreis des Zeltplatzes schon seit ein i gen Tagen nicht mehr. Sie strich sich die Röcke glatt, schlüpfte in ihre Schuhe und folgte ihm nach draußen.
     
    Dag wurde bewusst, dass er eine Meile weit gelaufen war, ohne irgendetwas von seiner Umgebung wahrzunehmen. Das lag nicht daran, dass er mit dem Weg so vertraut war. Stattdessen schien sich sein Geist an irgendeinen ruhigen Ort zurückgez o gen zu haben, aber Dag war sich nicht sicher, ob er beherrscht war oder einfach nur betäubt. Sie kamen gerade am Hauptqua r tier der Streifenreiter vorbei, als Fawn, die bis dahin ungewöh n lich schweigsam gewesen war, ihre erste Frage stellte: »Wo ist dieser Ratshain eigentlich? «
    Dag blickte auf sie herab. Der Spaziergang durch die Mittag s hitze hatte eine leichte Röte zurückgelassen, s o dass ihr Gesicht nicht blass aussah, doch es wirkte starr. »Nicht mehr sehr weit. Nur noch an Hoharies Sanitätszelt vorbei. «
    Sie nickte. »Werden viele Leute da sein? Ist es wie bei einer Versammlung des Stadtrats? «
    »Von Stadträten weiß ich nichts. Es leben über achttausend Leute rund um den Hickory-See . Der ganze Sinn eines Sta m mesrats ist es ja, dass sie nicht alle bei solchen Diskussionen auftauchen müssen. Allerdings kann jeder kommen und zuh ö ren, der sich dafür interessiert. Hängt davon ab, wie viele Leute oder Familien oder Zelte an dem Disput beteiligt sind. Heute sind das nur das Zelt Rotdrossel – und das Zelt Blaufeld.
    Dar und Mama werden da sein, aber nicht zu viele von ihren Freunden. Die beiden haben sicher keine große Lust auf allzu viele Zuschauer. Meine Freunde sind zu dieser Jahreszeit grö ß tenteils auf Patrouille. Ich erwarte also keine große Volksme n ge. « Er zögerte, schwang den Stab und zuckte dann mit der li n ken Schulter. »Hängt wohl davon ab, wie sie unsere Ehebänder einschätzen. Das würde beinahe jeden betreffen und könnte größere Kreise ziehen. «
    »Wie lang wird es dauern? «
    »Zu Beginn einer Sitzung entzündet der Ratsvorsi t zende die Sitzungskerze. Jede Sitzung dauert so lange, bis sie herunterg e brannt ist, also ungefähr drei Stunden. Man sagt, dass eine Streitfrage eine einkerzige oder zweikerzige oder zehnkerzige Debatte ist. Es kann sich über mehrere Tage ausdehnen, musst du wissen. « Nach einigen weiteren Schritten fügte er noch hi n zu: »Aber das wird diesmal nicht geschehen. « Nicht, wenn ich es ve r meiden kann.
    »Woher weißt du das? «, wollte Fawn noch fragen, aber dann war es schon an der Zeit, in den Hain einz u biegen.
    Hain war eine unpassende Bezeichnung. Es handelte sich eher um eine Lichtung – ein großer, kreisrunder Platz am Rand des Walds, von Giftsumach und anderen giftigen Pflanzen befreit und gesäumt von großen,

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