Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
n spruch genommen wird! Sie ist aufgeweckt und lernt schnell.
Das Bedeutsamste an dem Altersunterschied, würde ich sagen, ist die spezielle Verantwortung, die er mir au f erlegt: Ich darf ihr Vertrauen nicht missbrauchen. « Er kniff die Augenbrauen z u sammen. »Wie man das eigentlich von jedem und für jedes A l ter erwarten sollte, also ist es vielleicht doch nicht so speziell. «
»Ah, wo wir gerade über missbrauchtes Vertrauen sprechen: Du hast unserem Zelt Schande gemacht! Mama ist deswegen zum Gespött aller Böswilligen geworden, und sie hasst es. Du weißt, wie viel Wert sie auf ihre Würde legt. «
Dag neigte den Kopf. »Oh. Nun, tut mir leid, das zu hören. Aber ich würde sagen, das hat sie sich selbst zuz u schreiben. Was sie als Würde ansieht, betrachten andere als Dünkel. « Aber vie l leicht war es auch nur das U n glück, dass Cumbia so wenige Kinder hatte und deshalb so sehr auf den besonderen Wert jedes einzelnen bestand, damit sie vor den Freundinnen bestehen konnte, die eine größere Anzahl vorzuweisen hatten. Obwohl Dars Fertigkeiten ohne Zweifel selten und außergewöhnlich waren. Besänftigend fügte Dag hinzu: »Aber um der Gerechti g keit Genüge zu tun, zum Teil ist es wohl auch Stolz auf dich. «
»Es hätte auch Stolz auf dich sein können, wenn du dich b e müht hättest «, brummte Dar. »Immer noch ein einfacher Stre i fenreiter, nach vierzig Jahren? Du solltest inzwischen ein A n führer sein. Alles, worüber Mama und Mari sich einig sind, muss auch wahr sein – so viel ist sicher. «
Dag biss die Zähne zusammen und antwortete nicht. Der Eh r geiz seiner Familie hatte ihn geplagt, seit er aus Luthlia zurüc k gekehrt war und sich genug erholt hatte, um wieder auf Streife zu gehen. Aber vielleicht war es seine eigene Schuld: Immerhin hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass er von allen Fü h rungspositionen z u rückgetreten war, obwohl oder womöglich sogar gerade weil es deutliche Hinweise gegeben hatte, dass sie bald zu noch weitreichenderen Pflichten führen könnten. Wi e derholte Hinweise, bis Fairbolt schließlich aufhörte zu fragen.
Oder war das über Massape durchgesickert, die die Klagen i h res Mannes weitergegeben hatte? Nach all di e ser Zeit konnte er sich nicht mehr daran erinnern.
Dar presste die Lippen aufeinander und sagte dann: »Es kam der Gedanke auf und ich sage nicht, bei wem –, dass sich das Problem von selbst löst, wenn wir nur ein Jahr warten. Das Bauernmädchen ist zu klein, um ein Seenläuferkind zur Welt zu bringen, und es wird bei dem Versuch ums Leben kommen. Hast du darüber schon nachgedacht? «
Dag zuckte zusammen. »Fawns Mutter ist auch klein, und sie ist gut zurechtgekommen. « Aber Fawns Vater war auch nicht b e sonders groß. Ein Schauder überlief ihn, den er mit dem G e danken unterdrückte, dass die Größe eines Säuglings nicht viel mit der Größe des e r wachsenen Menschen zu tun haben musste. Cattagus ’ und Maris ältester Sohn, der inzwischen ein Bär von einem Mann war, war in der Familie bekannt dafür, dass er klein und kränklich zur Welt gekommen war.
»Das habe ich mehr oder minder auch so gesagt ve r lasst euch nicht darauf. Landleute sind fruchtbar. Aber hast du es auch bis zu Ende gedacht, Dag? Wenn ein Kind oder Kinder überleben, mal ganz abgesehen von der Mutter, was haben sie als Halbblut dann hier zu erwa r ten? Sie taugen nicht zum Formwirken, sie taugen nicht für die Patrouille. Sie könnten nicht mehr tun als essen und sich fortpflanzen. Sie würden verachtet werden. «
Dag schob entschlossen den Unterkiefer vor. »Es gibt eine Menge anderer Aufgaben, die im Lager getan we r den müssen. Das habe ich mir in letzter Zeit schon mehrfach anhören mü s sen: Zehn Leute im Lager halten einen Streifenreiter im Einsatz, sagt Fairbolt. Sie könnten zu diesen zehn gehören. Oder verac h test du insgeheim jeden sonst hier, ohne dass ich es bisher b e merkt hätte? «
Dar wischte diese Spitze mit einer Handbewegung be i seite. »Du meinst also, dass deine Kinder die Diener von meinen werden so l len? Und damit wärst du zufri e den ? «
»Wir werden schon zurechtkommen. «
»Wir? « Dar verzog das Gesicht. »Also stellst du die Bedürfnisse deiner Bauernkinder schon über das Wohl des Ganzen? «
»Wenn es so weit kommt, wird es nicht meine Wahl gewesen sein. « Verstand Dar die Warnung in diesen Worten? Dag fuhr fort: »Genau genommen wissen wir gar nicht, ob es allen Mischlingen an Essenzgespür fehlt.
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