Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
glänzenden Strudel durchs klare Wasser wi r beln, und Fawn folgte ihm mit den Augen. Dieser Ort ist die Zuflucht seines Herzens. Und ich kann verstehen, w a rum.
Fast hatten sie die Kurve zum Hauptarm des Sees hi n ter sich gebracht, als Dag erneut innehielt. Fawn drehte sich, bis sie ihn sehen konnte. Er hielt den Finger vor die Lippen und grinste sie an. Die Augen halb geschlossen, saß er mit abwesendem G e sichtsausdruck da, mit einem schläfrigen Blick, der sie nicht im Mindesten beruhigte.
Deshalb fiel sie auch nicht ganz aus dem Boot, als mit einem plötzlichen Platschen und wirbelnder Bewegung ein riesiger schwarzer Barsch in die Luftschoss und fu n kelnde Tröpfchen hinter sich herzog. Er landete mit schallendem Klatschen auf dem Boden des schmalen Boots, schlug und zappelte wie ve r rückt, bis er endlich mit zuckenden, hellen Kiemen still liegen blieb.
»Das ist eine bessere Größe zum Abendessen «, stellte Dag z u frieden fest und zog wieder das Paddel durchs Wasser.
»Na, das ist Überredungskunst. Angelt ihr immer so? «, fragte Fawn verblüfft. »Ich habe mich schon gewundert, warum ni r gendwo Ruten und Leinen zu sehen sind. «
»So ähnlich. Normalerweise benutzen wir Käscher. Wenn du je den alten Cattagus siehst, wie er dösend auf der Anlegestelle liegt und eine Hand ins Wasser hängen lässt, dann tut er wah r scheinlich gerade genau das. «
»Das kommt mir fast wie Schummeln vor. Warum gibt es übe r haupt noch Fische in diesem See? «
»Nun, nicht jeder hat das nötige Talent. «
Während sie zur Anlegestelle zurückkehrten, sonne n verbrannt und glücklich, machte Fawn Pläne, wie sie e i nige Kräuter aus Sarris Garten erbetteln und Dags Fang würdig zubereiten kon n te. Sie schaffte es, vom scha u kelnden Boot auf die verwitterten, grauen Planken zu klettern, ohne eine weitere, unfreiwillige Schwimmstu n de zu „ nehmen, und ließ sich dann von Dag seine Beute reichen, bevor er das Boot festmachte. Sie presste den Barsch an sich und tauschte einen raschen Kuss und eine U m armung mit Dag, dann stiegen sie die Stufen am ste i len Ufer empor.
Sein Arm drückte noch einmal unvermittelt ihre Hüfte und fiel dann herunter. Sie schaute auf und folgte seinem Blick.
Dar wartete oben an der Böschung im Schatten und runzelte düster die Stirn. Als sie oben ankamen, sagte er zu Dag: »Ich muss mit dir reden. «
»Musst du? Warum? «, erkundigte sich Dag, aber er wies in Richtung ihres Zelts und der Holzklötze um ihre Feuergrube.
»Allein, wenn es dir recht ist «, erklärte Dar steif.
»Mh «, erwiderte Dag wenig begeistert, aber mit einem knappen Nicken. Er brachte Fawn noch zum Zelt und überließ ihr die Zubereitung des Fisches. Fawn beobac h tete unbehaglich, wie die beiden Männer den Zeltplatz verließen und auf die Straße zuhielten, jeder ein wenig vom anderen abgewandt.
7. Kapitel
Sie bogen nach links auf die schattige Straße zwischen den Zeltplätzen entlang der Küste und dem Wald. Dag war so müde, dass er nicht eigens langsamer gehen musste, um sich dem Schritt seines Bruders anzupassen, und noch nicht verärgert genug, um das übliche Marschtempo eines Streifenreiters anz u schlagen und Dar hinterherla u fen zu lassen. Allerdings hätte er nicht darauf gewettet, dass das so blieb. Warum ist er hier? Auch ohne Essen z gespür war offensichtlich, dass Dar zwar zu Dag gekommen war, aber weder Versöhnung noch Entschuld i gung im Sinn hatte.
»Und? «, drängte Dag, auch wenn es wohl die bessere Taktik gewesen wäre, abzuwarten und Dar den ersten Zug machen zu lassen. Das soll kein Krieg werden.
»Weißt du, dass sich alle am See das Maul über dich zerre i ßen? «, fing Dar ohne Umschweife an.
»Lass sie reden. Bald genug werden sie ein neues Gespräch s thema finden. « Dag biss die Zähne zusammen, um nicht zu fr a gen: Was sagen sie denn? Er hatte das düstere Gefühl, dass Dar es ihm sowieso erzählen würde.
»Es ist eine ganz schön anstößige Verbindung. Das Mädchen, das du da mit nach Hause geschleppt hast, ist nicht nur eine Landfrau, es ist auch noch kaum den Wi n deln entwachsen! «
Dag zuckte die Achseln. »In mancherlei Hinsicht mag Fawn noch ein Kind sein; in anderer ist sie es nicht. Was Leid und Schuld betrifft, ist sie vollständig erwachsen. « Und ich kann das beurteilen. »Die alltäglichen Aufgaben sind für sie noch nicht zur Gewohnheit geworden. Aber wart ab, wenn ihre ganze Ta t kraft und Aufmerksamkeit mal nicht mehr ganz davon in A
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