Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
Seenlä u fer verschiedensten Alters, Geschlechts und in unterschiedl i chen Stadien der Nacktheit bemannten das G e fährt aus zusammengebundenen Baumstämmen, das etwa drei Schritt im Quadrat maß.
Das Floß fraß sich durch eine Fläche von Seerosen mit beso n ders großen, beinahe lederartigen Blättern, die wie gewellte F ä cher aus dem Wasser ragten. Kleine, einfache und unansehnl i che gelbe Blüten standen ebenfalls auf Stielen hervor. Die Mannschaft arbeitete beständig daran, die Stängel und Wurzeln auszugraben, zu beschneiden und zu trennen und die Ohren dann wieder einzupfla n zen. Hinter dem Floß blieb ein Wirrwarr von aufgewüh l tem Schlamm und Pflanzenteilen zurück.
Dag begrüßte eine ältere Frau, die hier anscheinend die Ve r antwortung trug. Einige nackte Jungs rollten eine Ladung Wa s serkürbisse in das schmale Boot, bis dieses unter der Last e r schreckend tief im Wasser lag, und nach einem höflichen A b schied ruderten Dag und Fawn wi e der davon, wenn auch ein gutes Stück schwerfälliger. Fawn spürte deutlich die Blicke, die ihnen folgten.
Die Auslieferung ging dann so vonstatten, dass sie am Seeufer entlangfuhren und an jedem Zeltplatz Halt mac h ten. Dort füllten sie die Wasserkürbisse in große Körbe um, die jeweils am Ende der Anlegestellen befestigt waren. Damit wusste Fawn nun z u mindest, von wo ihre tä g liche Ration an Wasserkürbissen bisher gekommen war. Sie hasste es, wie das Boot bei dieser Aufgabe wackelte und schaukelte, und ständig hatte sie Angst, dass ihr dabei ein Wasserkürbis über Bord ging und sie hinterher spri n gen musste – vor allem dann, wenn das Wasser ihr erkennbar bis über den Kopf reichen würde. Aber schließlich hatten sie ihr Boot wieder geleert und fuhren zurück, um sich eine weitere Ladung abzuholen und von vorn anzufangen. Zwei Mal.
Dag winkte und rief den Leuten am Ufer oder in anderen Bo o ten ein Hallo zu, wie es offenbar hier üblich war. Wenn ihr Boot anlegte, tauschte er Grüße mit jedem, der gerade an der Anlegestelle beschäftigt war, und er stellte Fawn so vielen Le u ten vor, dass sie die Namen bald nicht mehr behalten konnte. Niemand zeigte offene Feindseli g keit, auch wenn manch einer verwirrt wirkte. Aber nur wenige der Blicke oder Grüße wirkten wirklich freun d lich auf sie.
Nach einer Weile kam sie zu dem Schluss, dass ihr unhöfliche oder zumindest offene Fragen lieber gewesen wären als diese stumme Musterung. Aber gegen Mittag fand diese kleine Pr ü fung ein Ende, und sie kletterten müde das Ufer und zum Zelt Blaufeld empor. Wo, wie Fawn sich verdrießlich bewusst wu r de, das Mittagessen aus Wasserkürbis bestehen würde.
An den folgenden vier Vormittagen wiederholten sie diese Pr o zedur, bis die Leute auf dem Floß und den A n legestellen sie nicht länger überrascht anstarrten. An den Nachmittagen half Fawn Sarri beim Spinnen des neuen Wasserkürbisflachses und lernte auch, Cattagus beim Flechten von Seilen zu unterstützen. Das war eine jener sitzenden Tätigkeiten, die seine geschwäc h ten Lungen nicht belasteten. Unter Keuchen erklärte er ihr, dass seine Atmung durch einen Schaden beeinträchtigt war, den eine üble Lungenentzündung vor einigen Jahren zurückgelassen ha t te. Damals war er nahe daran gewesen, se i nen Tod zu teilen, und schließlich hatte er die Patrouille aufgeben müssen und war, so behauptete er, fett gewo r den.
Fawn stellte fest, dass sie mit Cattagus lieber zusammenarbeit e te als mit jedem anderen Bewohner des Zel t platzes. Sarri war wachsam und angespannt oder von den Kindern abgelenkt, und Mari verhielt sich stets ein wenig spöttisch und zweideutig. Aber Cattagus schien Dags Bauernmädchen mit einer gewissen grimmigen Belust i gung anzusehen. Ein wenig beunruhigte sie der Gedanke, dass seine Gelassenheit womöglich daher rührte, wie nah er dem Tode stand – Mari beispielsweise war sehr b e sorgt darüber, ihn bei schlechtem Wetter allein zurückz u lassen –, aber schließlich kam Fawn zu dem Schluss, dass er vermu t lich schon immer einen boshaften Sinn für H u mor gehabt hatte.
Außerdem war Cattagus ein beinahe ebenso bereitwilliger Le h rer wie Dag, wenn auch nicht ebenso geduldig. Er führte sie in die Geheimnisse der Pfeilmacherei ein. Cattagus stellte nicht nur die Pfeile für seine Frau her, sondern auch für Razi und Utau. Das war eine Tätigkeit, die ohne Zweifel beide Hände erforderte. Anscheinend hatte Dar früher in seiner freien Zeit die Pfeile für
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