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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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trat neben sie und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch
ab.
    »Ich bin mal kurz weg, okay?«
    »Nein! Nicht jetzt!«
    Es war ihr einfach herausgerutscht. Er runzelte die Stirn und
blickte sich um, doch es war kaum etwas los am Cocktailstand. Natürlich sprach
nichts dagegen, wenn er für ein paar Minuten verschwand. Sie nahm sich zusammen.
Auf keinen Fall wollte sie verdächtig erscheinen.
    Sie lächelte. »Ach, vergiss es. Natürlich kannst du gehen.«
    Ben achtete nicht weiter auf ihr seltsames Verhalten. Er hob die
Schultern, nahm seine Schürze und legte sie über ein paar Kartons. Dann
lächelte er und verschwand in der Menge.
    Vanessa sah wieder zur Glastür hinüber, doch der Weg zur Verwaltung
war verwaist. Keiner war zu sehen.
    »Hey, Vanessa. Wie läuft’s?«
    Sie wirbelte herum. Tim stand hinter ihr am Tresen.
    »Was machst du hier? Bist du wahnsinnig geworden?«
    Er grinste. »Ich habe gesagt, ich hole mir kurz was zu trinken. Wir
müssen doch nicht geheim halten, dass wir uns kennen.«
    »Schon. Aber trotzdem habe ich kein gutes Gefühl. Wie lange müssen
wir noch warten? Der Geldtransporter kommt bald.«
    »Das wird schon. Ich brauche den richtigen Moment, um meinen
Kollegen abzulenken, der mit mir da oben sitzt. Dann gebe ich dir ein Zeichen.«
    Seine selbstgefällige Art passte ihr gar nicht. Da stand er, der
Mörder von Matthis, und grinste ihr frech ins Gesicht.
    Dein Grinsen wird dir schon noch vergehen. Warte, bis diese Nacht zu
Ende ist.
    »Was ist? Hast du nichts zu trinken für mich?«
    »Nur alkoholische Getränke. Tut mir leid.«
    »Komm schon, Vanessa, stell dich nicht so an.«
    Sie seufzte, beugte sich vor zu ihrem Rucksack, zog ihre eigene
Colaflasche hervor und goss ihm ein Glas ein.
    »Danke«, sagte er mit zuckersüßem Lächeln.
    Vanessa schnaubte, stellte die Flasche ab und ließ ihn einfach
stehen, um Gäste zu bedienen, die am anderen Ende des Tresens aufgetaucht
waren. Als sie irgendwann aufsah, war Tim verschwunden. Auf dem Tresen stand
nur noch ihre halb volle Colaflasche.
    Adelheids Vater wirkte erleichtert, als er den Blauen Saal
entdeckte, wo Schlager gespielt wurde und Paartanz das Bild beherrschte. Im
Vorraum des Saals saßen sogar noch andere Eltern an den Tischen und amüsierten
sich. Zwar kannte er niemanden davon, trotzdem fühlte er sich aber nicht mehr
ganz so unwohl wie zuvor. Er steuerte einen freien Tisch in einer kaum
ausgeleuchteten Ecke an, wo er und Adelheid sich setzten.
    »Wenn du dich amüsieren möchtest«, sagte er, »will ich dir nicht im
Weg stehen.«
    Adelheid schwieg, sie wollte sein Theater nicht mitspielen.
    »Na ja. Dann hol ich uns erst einmal was zu trinken«, schlug er vor.
»Diesmal bring ich dir aber einen Sekt mit.«
    Adelheid protestierte nicht. Er stand auf und ging in den Blauen
Saal, wo ein Biertresen aufgebaut war. Sie blickte sich um. Wieder waren da
verstohlene Blicke und Gekicher. Hätte ihre Mutter doch wenigstens nicht auf
diesem Kleid bestanden. Die meisten Mädchen trugen einfach nur Jeans.
    Dann war hinter ihr plötzlich lautes, ungeniertes Lachen zu hören.
Adelheid sah sich um. Doch zu ihrer Verwunderung galt das Lachen nicht ihr. Im
Vorraum tauchte eine Frau in einer Hühnerverkleidung auf. Das allein war schon
seltsam genug, doch dann kam diese Frau direkt auf Adelheid zu. Die saß wie
paralysiert da und wartete, was passieren würde.
    Das Huhn nahm den Kopf aus Pappmaschee ab. »Hallo, Adelheid!«
    Es war Jule. Adelheid zuckte zusammen, als erwarte sie einen Schlag.
Jetzt war es so weit, die Brooker Landjugend hatte sie entdeckt. Am liebsten
wäre sie davongelaufen. Doch Jule strahlte sie an.
    »Du bist ja auch hier! Schön, dich zu sehen.«
    Sie schien das sogar ernst zu meinen. Aber Jule war auch nicht wie
die anderen.
    Sie setzte sich zu ihr an den Tisch. »Ein schönes Kleid hast du an.«
    Adelheid strich verlegen über den Satinstoff. Sie schämte sich. »Ich
weiß nicht«, sagte sie.
    »Möchtest du lieber so rumlaufen wie ich?«
    Adelheid lachte.
    »Bist du alleine hier?«, wollte Jule wissen.
    Adelheid schüttelte den Kopf. Sie deutete auf ihren Vater, der im
Saal am Bierstand zu sehen war. Jule begriff. Adelheid war nicht mit Freunden
oder Bekannten hier. Ihr Vater führte sie aus.
    »Komm doch mit zu uns«, sagte Jule. »Wir sind alle da drinnen im
Saal.«
    »Nein! Nein … ich … nein. Lieber nicht.«
    »Ach, komm schon. Wieso denn nicht? Ich würde mich total freuen.«
    Adelheid freute sich zwar über

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