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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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sollen.«
    Jamaine runzelte die Stirn. Er wurde hier um sein gewohntes Spiel
gebracht, bei dem Hambrock den harten Bullen spielte und Jamaine der
zwielichtige Informant war, dem nie ganz zu trauen war.
    »Du musst mir helfen, Jamaine. Ich weiß sonst nicht weiter.«
    Der Barmann verschränkte die Arme. Sein Gesicht war ausdruckslos.
Hambrock bohrte weiter.
    »Du hast gesagt, er wollte sich absetzen. Was genau weißt du
darüber? Wenn du nicht mit mir redest, werde ich diesen Mord niemals aufklären.
Davon bin ich inzwischen überzeugt.«
    »Ich weiß nicht sehr viel.« Jamaine fixierte Hambrock wie ein
Pokerspieler. »Es hörte sich für mich an, als wollte er einen Bruch machen oder
so was. Vielleicht gibt es ein Objekt, das sein Sicherheitsdienst beschützt und
wo es was zu holen gibt. Sieh dir am besten alles an, was er bewachen sollte.
Dann kommst du vielleicht weiter.«
    »Weißt du sonst noch was?«
    Er zögerte. »Der Typ war ein Arschloch.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat seine Frauen geschlagen. Regelmäßig. Wenn eine nicht gespurt
hat, gab’s Schläge. Vor seinen Kumpels hat er damit geprahlt, als wäre er der
Größte. Dabei konnte er gut abschätzen, wer ihm überlegen war, und ist jeder
Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen. Nur kein Risiko eingehen und am Ende
selbst was aufs Maul kriegen.«
    »Seine letzte Freundin sah aber nicht so aus, als ob sie sich
schlagen lassen würde.«
    Schlagartig hellte sich sein Gesicht wieder auf. Er grinste. »Dann
würde ich mir die mal näher ansehen.«
    Er zwinkerte Hambrock auf eine Weise zu, die ihn wieder mit der
unbeantworteten Frage zurückließ, ob Jamaine tatsächlich mehr wusste oder sich
einfach nur über ihn lustig machte.
    Hambrock hatte irgendwann aufgegeben, gezahlt und war nach Hause
gegangen, um die Wohnung für Erlends Rückkehr zu putzen.
    Der Wochenmarkt füllte sich zunehmend. Der Regen hatte für eine
Weile ausgesetzt, sogar die Sonne zeigte sich. Hambrock hatte alles erledigt,
jetzt musste er nur noch zum Metzger und das Fleisch für die Rouladen besorgen.
Auf dem Rückweg zum Auto kam er wieder an der Litfasssäule vorbei. Der
Bullenball. Vielleicht war ja die Kongresshalle eines dieser Objekte, von denen
Jamaine gesprochen hatte. Objekte, bei denen es was zu holen gab. Bestimmt
waren die Tageseinnahmen bei so einer Großveranstaltung nicht zu verachten.
Aber das Geld wurde bewacht, das lag nicht einfach herum. Soweit er wusste,
kamen sogar Geldtransporter, um die Einnahmen abzuholen. Die wurden nicht
einfach vom Chef ins Auto gebracht und am nächsten Tag zur Bank.
    Matthis Röhrig hatte nicht die notwendige Ausbildung, die man
brauchte, um den Geldtransport zu bewachen. Er wäre wohl eher an der Tür
stationiert gewesen und nicht einmal in die Nähe des Geldes gekommen.
    Hambrock dachte an seinen letzten Besuch auf dem Bullenball. Der lag
schon eine Ewigkeit zurück. Da war er achtzehn gewesen und hatte noch auf dem
Bauernhof seiner Eltern gelebt. Damals hatte es eine Halle gegeben, in der nur
Partymusik lief, und eine andere mit langen Tischreihen voller Blumenschmuck.
Dort trugen die Gäste Abendgarderobe und tanzten Walzer, während nebenan
gesoffen und gegrölt wurde. Zwischen diesen beiden Welten hatte er sich frei
bewegen können, und so waren die seltsamsten Eindrücke entstanden. Heute war
die Veranstaltung allerdings nur noch eine riesige Landjugendparty, und sowohl
Tanzmusik als auch Abendgarderobe waren endgültig in die Mottenkiste gewandert.
Eigentlich schade, obwohl es vermutlich keinen mehr gab, der heute noch Wert
darauf legte.
    Plötzlich geriet er ins Straucheln. Beinahe wäre ihm der Korb mit
den Einkäufen aus der Hand gerutscht. Eine Passantin rempelte ihn an, schimpfte
herum und ging dann weiter. Hambrock beachtete sie gar nicht. Er starrte auf
das Plakat vom Bullenball. Der Gedanke war wie aus dem Nichts gekommen. Ein
Bild, das sich mit einem Mal zusammenfügte.
    Er nahm sein Handy und drückte sich in eine Nische. Guido Gratczek
nahm gleich nach dem zweiten Klingeln ab. Hambrock atmete durch.
    »Wie sieht’s bei euch aus?«, begrüßte er ihn. »Gibt’s irgendwelche
Neuigkeiten?«
    »Nein. Marlon ist bislang noch nicht wiederaufgetaucht.«
    Nachdem sie die IP -Adresse von dem Provider bekommen hatten,
waren sie sofort losgefahren, um sich Marlon Wennemann vorzunehmen. Doch auf
dem Hof seiner Eltern war er nicht, und dort wusste auch keiner, wo er sich
aufhielt. Hambrock hatte angeordnet, den Hof observieren zu

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