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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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hin.
    »Ich denke, es gibt Redebedarf«, sagt der Calabretta. »Erstens«, und dabei kuckt er mich an, »setzen wir beide den Kollegen Inceman jetzt mal ins Bild, was die Geschichte mit dem Faller angeht. Es geht nicht, dass im Vernehmungsraum einer vollkommen ausrastet, und nur zwei von drei Ermittlern wissen, worum es geht.« Er macht eine kleine Pause und wendet sich den Bierflaschen zu. »Und ich hab da ja auch noch ein paar Lücken, wie ich seit heute weiß. Bier oder Alsterwasser?«
    »Bier«, sagt der Inceman.
    »Ich auch«, sage ich.
    Der Calabretta verteilt die Getränke, macht sich selbst ein Alsterwasser auf und rührt die Tomatensauce um, die bestimmt schon über eine Stunde vor sich hin köchelt, zumindest sieht sie so aus. Und zweitens?
    »Zweitens«, sagt er und fuchtelt mit seiner Flasche zwischen dem Inceman und mir hin und her, »verschwindet ihr beide noch vor dem Essen gemeinsam auf den Balkon. Ich werde die Tür hinter euch schließen und erst wieder aufmachen, wenn ihr miteinander geredet habt, worüber auch immer.«
    Wenn der Calabretta Ansagen macht, lässt er das in seinem Team sonst übliche Sie hinten runterfallen. Dann wissen alle, dass es ernst ist. Das hat der Faller schon so gemacht. Der Inceman und ich zucken auch dementsprechend zusammen. Nicht, dass der Calabretta mir offiziell was zu sagen hätte, aber das ist seine Wohnung, und deshalb ist er hier der Chef.
    Ich kucke zum Inceman rüber. Er sieht mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten wirklich an.
    »Okay«, sagt er.
    Ich sage nichts, aber der Panzer, der mir vom Herzen fällt, ist bis nach Blankenese zu hören.
    Der Calabretta schmeißt die Spaghetti ins kochende Wasser. Noch zehn Minuten bis zum Essen. Das ist das Zeichen für uns, dass Zweitens das neue Erstens ist und es direkt auf den Balkon geht. Der Calabretta hatte einfach schon immer ein Gespür für den richtigen Moment.
    »Andiamo«, sagt er zackig und zeigt mit der Hand in Richtung Wohnzimmer. »Bitteschön, die Herrschaften.«
    Der Inceman und ich gehen voran, der Calabretta hinterher, an der Schwelle zum Balkon gibt er uns beiden einen dezenten Schubs, und schon stehen wir alleine draußen.
    Klack. Balkontür zu.
    So schnell ich kann, zünde ich mir eine Zigarette an, und dann halte ich dem Inceman das Päckchen hin. Irgendwo muss man ja anfangen. Er nimmt sich eine Kippe, ich gebe ihm Feuer.
    Wir sehen uns in die Augen.
    Wir stehen zu nah beieinander.
    Oh. Nein.
    Wenn ich jetzt tun würde, wonach mir ist, würde der aufrechte Calabretta einen ordentlichen Schreck kriegen, obwohl er uns in seiner Küche gar nicht sehen kann. Aber allein die Druckwelle würde reichen, um ihn zu erschüttern. Der Inceman sieht mich weiter an, und sein Blick entfaltet einen klebrigen Zauber, der mich irre macht.
    Hör auf, mich so anzukucken, denke ich. Hör auf. Ich gehöre nicht in deine Welt. Ich bin nicht die Frau, mit der du eine Familie aufmachen kannst. Ich bin zu unschlüssig. Zu unzuverlässig. Ich bin eine haltlose Vagabundin. Ich hab nur meine Sehnsüchte zu bieten. Das wird dir nicht reichen. Mit mir geht dein Leben nicht. Mit dir geht mein Leben nicht. Und: Da ist auch noch Klatsche. Mein Komplize. Mein Verbündeter.
    Das alles weiß der Inceman, und er wird schön die Finger von mir lassen. Der Inceman ist ja nicht blöd. Der lässt sich kein drittes Mal abservieren. Und trotzdem kuckt er mich so an. Verdammte Hacke. Allein seine Gegenwart, seine Nähe, seine Kraft, seine Unbedingtheit, das halte ich kaum aus. Immer, wenn ich ihn ansehe, habe ich das Gefühl, dass etwas in meiner Brust zu zerspringen droht.
    »Wir müssen einen Weg finden«, sagt er und zieht an seiner Zigarette. »Oder einer von uns beiden muss gehen.«
    Er schaut in den dunklen Himmel und lässt den Rauch aus seinen Lungen. Heute hat es die Sonne nicht ein einziges Mal durch die dicht gestapelten, schnell ziehenden Wolken geschafft. Kein Licht, nirgends.
    »Keiner muss gehen«, sage ich. »Du darfst mich einfach nicht immer so ankucken.«
    »Ich kann nicht anders«, sagt er und kuckt.
    Oh Mann.
    »Es war nie meine Absicht, dich zu verletzen«, sage ich. »Aber das, was du brauchst, hab ich nicht im Gepäck.«
    Herrje. Ist das schwer.
    Er zieht wieder an seiner Zigarette, dann sagt er:
    »Seit wir zusammen waren, interessiert mich keine andere Frau mehr.«
    »Und das nimmst du mir übel?«
    »Ja«, sagt er. »Das ist nicht fair. Du willst mich nicht. Aber du hältst mein Herz gefangen.«
    Ich schäme mich,

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