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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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»Die Gewehre sind da«, sage ich. »Ich habe eins in der Hand gehabt.«
    »Deshalb bin ich ja jetzt hier«, sagt Simon. »Aber wegen ein paar Gewehren begeht man doch keinen Mord.«
    »Und was ist mit dem Laserzeug?«, frage ich.
    Simon fährt beinahe in die Hecke. »Was?«
    »Hab ich vergessen zu erzählen. Levi hat in dem Schuppen auch Kisten mit elektronischem Material gefunden.«
    »Ich muss meinen Vorgesetzten anrufen«, sagt Simon.
    »Zu spät«, sage ich. »Wir sind da.« Ich sehe die Hecke, an der Levi und ich vor einer halben Ewigkeit unsere Räder abgestellt haben, bevor wir über die Felder und übers Moor zu dem Schuppen hinter dem Hof gelaufen sind. »Wir müssen Sasha helfen. Wenn du jetzt telefonierst, kommen wir vielleicht zu spät.«
    Simon passt das nicht. Was ist der für ein Schlappschwanz geworden. Immerhin fährt er jetzt die unebene Piste zum Hof runter. Ich bin froh, dass da kein Armeefahrzeug steht.
    »Da ist Sashas Auto.« Ich erkenne den schmutzig-weißen Fiat mit dem Kindersitz auf der Rückbank. Kindersitz. Sie wird doch ihr Kind nicht mit hierhergebracht haben?
    Simon stellt den Motor ab und blickt aus dem Fenster. »Bis jetzt stimmt alles, was du sagst. Aber sollte hier nicht auch ein wild gewordener Hauptfeldwebel rumlaufen? Ich kann den berühmten Wagen mit dem orangefarbenen Fleck nirgends entdecken.«
    »Du musst das ernst nehmen«, sage ich.
    »Was glaubst du, warum ich hier bin?«, antwortet Simon. Er dreht sich zu mir um. »Wenn irgendwas passiert, machst du genau das, was ich sage. Verstanden? Ganz genau das.«
    Es ist so, als wären wir wieder sechs und zehn und Simon hat das Sagen.
    Ich schlucke. »Klar.«
    »Gut. Dann bleib im Wagen, bis ich zurückkomme«, befiehlt Simon und steigt aus.
    »Niemals«, sage ich und folge ihm.

    Ich bin total durcheinander. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Ich fühle mich schuldig, weil ich auf Riley geschossen habe, ich habe Angst vor dem, was mir hier passieren wird,und vor dem, was danach geschehen wird, und natürlich mache ich mir Sorgen um Sasha. Und ich muss andauernd an Levi denken. Wenn er das Feuer nicht überlebt, dann ist das meine Schuld. Ich habe ihm die Schuhe weggenommen! Das hätte ich nicht tun dürfen. Ich hätte ihn niemals allein lassen dürfen. Der Hof steht da, als gäbe es mich nicht. Ich blicke auf das Bauernhaus mit dem Garten und den verfallenen Nebengebäuden drum herum. Das Gebäude scheint irgendwie vorwurfsvoll zu gucken, aber vielleicht bin ich ja bloß irre.
    Ich zeige auf die Bäume am Zaun hinter den Weiden.
    »Da sind die Waffen«, sage ich leise.
    »Das guck ich mir später an«, sagt Simon ebenso leise. »Jetzt wollen wir erst mal deine Freundin finden. Guck mal.« Er hebt etwas auf, das im Gras gelegen hat. Eine Kinderpuppe. Bestürzt schaue ich Simon an. Also hat Sasha ihr Kind mitgebracht. Das gefällt mir gar nicht. Warum würde jemand mit seinem Kind hierherkommen wollen? Ich versuche mir auszumalen, was das bedeuten könnte. Weit können sie nicht sein. Aber müssten wir sie dann nicht hören?
    Wir laufen vorsichtig an einem der steinernen Gebäude entlang. Als wir die alte Armeelatrine sehen, wird mir sofort übel. Das war einer der schlimmsten Momente meines Lebens, als Baz mich da reinstieß. Ich habe inzwischen eine ganz ordentliche Sammlung von schlimmsten Momenten.
    »Wie weit ist das Feuer von hier?«, fragt Simon und guckt durch ein Fenster. »Ich habe das Gefühl, ich rieche es.«
    »Oh, das ist meilenweit weg«, sagte ich. »Im Fernsehen haben sie gesagt, es rast über den Cocks Hügel.« Ich überlegenoch, ob ich Sasha rufen soll, da fällt mir was an der alten Latrine auf. Irgendwas ist anders. Ich gucke genauer hin und atme dann tief durch. Dahinter ist das Heck eines ordentlich abgestellten Armeewagens zu sehen.
    Mir wird kalt vor Angst. »Guck«, flüstere ich Simon zu. »Da drüben.«
    Simon runzelt die Stirn. »Sieht aus, als wäre der mit Absicht versteckt worden.« Er reibt sich das Kinn. »Das gefällt mir gar nicht.« Mir auch nicht.
    »Was sollen wir machen?«, flüstere ich. Ich bin mir plötzlich sicher, dass wir beobachtet werden.
    »Wir gehen hin und gucken«, sagt Simon leise. »Mach kein Geräusch.« Wir schleichen über die Wiese zur Latrine. Ich verziehe das Gesicht, als ich den mit Fliegen übersäten Haufen toter Ratten davor sehe. Simon bedeutet mir, ich soll hinter ihm bleiben, und wir schleichen auf die Rückseite des Gebäudes.
    Der Wagen ist leer. Der orange

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