Bullet Catcher 1: Alex
schwarzem Cocktailkleid und auf siebeneinhalb Zentimeter hohen Pfennigabsätzen. Und verdammt noch mal nicht unter den Argusaugen von Alex Romero.
Das Einzige, was sie wirklich wollte, war, Jessica zu finden.
Stattdessen hatte sie die Sechs-Uhr-Nachrichten moderiert und war dann in Jessicas Wohnung gefahren, um sich für eine Verabredung in einem exklusiven Restaurant am Oceandrive in South Beach umzuziehen, auf die sie keinen gesteigerten Wert legte – mit einem Mann, der ihr nicht einmal besonders gefiel. Sie hoffte bloß, dass Parrish irgendwas über die Story wusste, hinter der Jessica her gewesen war, und ihr neue Hinweise geben konnte.
Wenn sie am Ende des Abends noch nicht herausgefunden hatte, wo ihre Schwester war, würde sie Parrish reinen Wein einschenken. Das hatte sie Alex versprechen müssen, damit er weiter mitmachte.
»Einen Blackberry-Martini?«, fragte Kimball Parrish in einem Ton, als sei das Jessicas Lieblingsgetränk. Sie hatte sich in Miami wirklich verändert.
»Wunderbar.«
Er rückte näher, und die Spur eines scharfen Männerparfums stieg ihr in die Nase, aber er berührte sie nicht. Kein besitzergreifender Arm schlang sich um ihre Schultern, auch das Begrüßungsküsschen war nur angedeutet gewesen. »Denken Sie daran, was in Verve passiert ist«, warnte er sie. »Ziemlich starker Stoff.«
Großer Gott, was war in Verve geschehen? Jazz hatte ihre Schwester noch nie betrunken erlebt – und sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein blöder Blackberry-Martini so viel angerichtet haben konnte.
Parrish winkte die Kellnerin heran und bestellte; Jazz sah derweilen zu Alex hinüber. Er stand an der Bar, etwa sechs Meter von ihrem Tisch entfernt, und hatte alles im Blick. Sah einschüchternd aus, während er jeden Winkel im Auge behielt. Dieser blendend aussehende Latino konnte sich jeder Umgebung anpassen und doch so präsent wirken, dass niemand, der noch alle Tassen im Schrank hatte, sich mit ihm anlegen würde.
Jazz richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Parrish, der auf eine ganz andere Art und Weise gut aussah. Sein Gesicht war streng und sehr maskulin geschnitten, sein Körper war früher bestimmt beeindruckend in Form gewesen; doch nun forderte das Alter allmählich seinen Tribut. Sie hatte auf die Schnelle ein paar Nachforschungen angestellt, um im Gespräch einigermaßen intelligente Bemerkungen zu machen; Parrish war zweiundfünfzig, verwitwet, eiserner Katholik und hatte zwei Töchter im Teenageralter.
Seine konservative Einstellung war in der Presse ein häufiges Thema. Erst letzte Woche hatten argwöhnische Liberale ihn scharf kritisiert, weil er einen Radiomoderator in einem seiner texanischen Sender wegen seiner anzüglichen Polemik gemaßregelt hatte. Kimball Parrishs Sender waren lupenreiner Moral verpflichtet. Jedenfalls war das der Tenor in den Medien – von denen die meisten ihm gehörten.
»Gibt es etwas Neues in Dallas?«, fragte Jazz.
»Ich habe meine Meinung nicht geändert, und auch sonst ist alles beim Alten geblieben«, sagte er und schob sein glatt rasiertes Kinn vor. »Sie haben sich heute Morgen meisterlich geschlagen, habe ich Ihnen das schon gesagt?«
Jazz setzte Jessicas Bilderbuchlächeln auf und gab ihm einen Punkt für den eleganten Themawechsel. »Sie haben es schon mehrmals erwähnt. Vielen Dank!«
»In New York ist es sehr, sehr gut angekommen.« Er rückte noch ein wenig näher heran. »Morgen Nachmittag treffe ich mich mit den Redakteuren von American Sunrise . Es wird einige große Veränderungen geben.«
Er sagte es so, als wüsste sie genau, welche Veränderungen er meinte und dass diese auch sie betrafen. Wenn ein Wechsel so unmittelbar bevorstand, warum sollte sich Jessica dann auf den Kopf stellen, um sich mit einer großen Story landesweite Aufmerksamkeit zu verschaffen?
Parrish beugte sich vor, wieder roch sie sein elegantes Parfum. »Und habe ich Ihnen schon gesagt, wie wunderschön Sie heute Abend aussehen?«
»Herzlichen Dank!« Sah er denn nicht, wie sehr sie sich von Jessica unterschied? Jessicas Haut schimmerte, sie war einen Tick schlanker als Jazz, denn sie hatte weniger Muskeln, und makellose Keramikkronen verliehen ihr dieses Millionen-Dollar-Lächeln. Jazz’ Zähne waren echt – kieferorthopädisch behandelt und völlig gerade, aber keineswegs so blendend weiß wie die von Jessica. Doch die richtige Haltung konnte kleine Makel überdecken, und sie war in Jessicas Persönlichkeit geschlüpft. Bis jetzt hatte es
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