Bullet Catcher 1: Alex
Abend beim Rennen. Ist sie eine Spielerin?«
»Überhaupt nicht. Würde sich auch nicht mit einem Spieler einlassen.« Jazz blickte zu dem monströsen Gebäude auf. »Es könnte aber mit der Story zu tun haben, an der sie arbeitet.«
»Illegale Wetten. Buchmacher. Würde sie so etwas denn interessieren?«
»Käme wohl auf den Blickwinkel an.«
Jazz’ Handy läutete, und sie holte es aus der Handtasche. »Eine SMS «, sagte sie und drückte eine Taste. Dann tippte sie mit dem Handy auf seinen Arm und schrie freudig auf. »Yeah, Baby. Wir haben sie. Ich habe Ihnen doch gesagt, meine Schwester vergisst nie etwas.«
Alex bog links ab und fuhr zurück. »Was schreibt sie?«
»Danke. Tut mir leid wegen gestern.« Jazz drückte eine andere Taste. »Bis bald, Jazzi.«
Er sah sie an, etwas in ihrer Stimme irritierte ihn. »Das war’s?«
Sie nickte kurz und las die Nachricht noch einmal. »Das ist alles.«
»Komisch, dass sie nicht angerufen hat.«
Jazz klappte das Handy zu und sah aus dem Fenster. »Sie ist wahrscheinlich beschäftigt.«
Alex hielt an einer Ampel und warf seiner Beifahrerin einen forschenden Blick zu. »Was ist los?«
»Nichts«, sagte sie, aber das Leuchten aus ihren Augen war verschwunden. »Mir geht es jetzt viel besser. Ihnen nicht?«
Nein, ihm ging es ganz und gar nicht besser. Er fuhr in eine Parklücke und nahm ihr das Handy aus der Hand. »Lassen Sie mal sehen!«
Sie wehrte sich nicht. »Bedienen Sie sich.«
Im Ordner stand: dke. tml wg gestern. bb, jazzi. »Kommt Ihnen irgendetwas daran komisch vor?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich bin bloß enttäuscht, dass sie nicht angerufen hat. Ich hätte gerne mit ihr gesprochen.« Sie wandte sich um und sah ihn mit einem breiten Lächeln an, das allerdings mehr nach Jessica als nach Jazz aussah. »Können wir umkehren? Helle Straßen und etwas mehr Großstadt wären mir jetzt lieber.«
»Schon gut. Aber lassen Sie die Nachricht auf dem Handy.«
»Mach ich.« Sie steckte das Handy in ihre Tasche.
Auf der Rückfahrt sprachen sie kaum ein Wort. Jazz widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Jessicas Adressbuch; ab und zu warf sie einen Namen in den Raum, den sie kannte, und verhielt sich insgesamt so, als wäre alles in bester Ordnung.
Alex dachte da vollkommen anders. Eine bedeutungslose SMS beruhigte ihn nicht im Geringsten.
Aber es widerstrebte ihm, bei diesem leichten Auftrag Unterstützung anzufordern. Bei Bullet Catcher gab es Experten im Aufspüren von Vermissten, außerdem verfügte Alex über langjährige Kontakte zur Polizei in Miami. Doch es konnte ja nicht so schwer sein, eine verschwundene Nachrichtensprecherin aufzuspüren. Noch bevor er Lucy Bericht erstatten musste.
Während er sich Jessicas Wohnung näherte und nach einem Parkplatz Ausschau hielt, kramte Jazz erneut in ihrer Tasche. »Ich glaube, mit dieser Karte kommt man in die Garage. Sie lag in der Wohnung. Warum stellen Sie sich nicht auf Jessicas Platz? Die Superkarre ist bestimmt gefährdeter als mein Mietwagen.«
Er steckte die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz, das Tor ging auf, und er fuhr über das Gitter in die Garage.
»Die Plätze schienen in Reihenfolge der Wohnungen nummeriert zu sein. Suchen Sie nach 3701.«
Er fuhr auf die nächste Ebene und näherte sich langsam dem Stellplatz.
»Mein Gott!«, flüsterte Jazz und riss hektisch an ihrem Gurt. »Sie ist da.«
Ein silbernes BMW -Kabrio stand auf dem Platz. Jazz stürzte aus dem Wagen.
Augenblicklich war Alex an ihrer Seite. »Warten Sie!«, sagte er scharf.
Aber sie hatte die Hand schon an der Tür und riss sie auf. »Nicht abgeschlossen«, sagte sie erschrocken.
Der Wagen war aufgeräumt und peinlich sauber; er verströmte immer noch den Geruch eines Neuwagens. Jazz setzte sich auf den Fahrersitz und legte die Hände auf das Lenkrad. Sie starrte auf das Armaturenbrett und griff schließlich nach dem Anlasser. Er hörte das leise Klimpern eines Schlüssels und wie Jazz nach Luft schnappte. Als sie den Kopf zur Seite drehte, sah er zum ersten Mal so etwas wie Angst in ihren Augen aufflackern.
»Sie hat vergessen, die Schlüssel abzuziehen.«
Schon als Kimball Parrish Jazz zu ihrem Platz im Licorice gegleitete und sich mit ihr auf einem pinkfarbenen Ledersofa vor einem schwarzen Betontisch niederließ, hatte sie genug von der ganzen Sache. Es war ihr zuwider, in einem nervtötend angesagten Restaurant neben einem gut aussehenden und mächtigen Mann zu sitzen. Schon gar nicht in Jessicas dünnem
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