Bullet Catcher 1: Alex
Jess konnte selbst mit ein paar richtig guten aufwarten. »Es gibt Krawall? Ernsthaft?«
»Die Linken nennen es wahrscheinlich ›Proteste‹, aber was immer es auch ist, ich muss mich um die Berichterstattung kümmern. Das wird in allen linken Medien groß rauskommen. Die Scheißkerle wollen mich am Arsch kriegen.« Er drückte ihre Hand. »Ich muss mich verteidigen. Das verstehen Sie hoffentlich.«
Sie achtete darauf, nicht allzu erleichtert zu wirken. »Oh, natürlich! Ich verstehe vollkommen.«
»Das Flugzeug wird schon startklar gemacht.« Er griff ihr unters Kinn, als wäre sie ein kleines Mädchen. »Zu schade, ich hatte mir etwas ganz anderes für den heutigen Abend erhofft.« Sie entzog sich seinem Griff, aber er beugte sich schnell vor und küsste sie auf den Mund. Ohne Zunge und mit geschlossenen Lippen.
»Nächste Woche bin ich wieder da«, versprach er. »Wirst du darüber nachdenken? … über die Veränderungen?«
»Ich werde hier sein«, sagte sie möglichst lässig.
»Das hoffe ich doch sehr.« Sie hätte nicht sagen können, ob es Spott, Hoffnung oder Drohung war. »Der Bodyguard wird dich nach Hause bringen.« Er legte die Hand besitzergreifend und mit sanftem Druck auf ihre Schulter.
Jazz nahm einen weiteren Schluck von ihrem Martini. Einmal mehr fiel ihr auf, wie sehr sie Männer verabscheute, die unbedingt die Kontrolle über sie haben wollten. Sie reagierte darauf mit jeder einzelnen Faser ihres Körpers allergisch. Und Kimball Parrishs liebreizender Vorschlag, einen Schritt weiter zu gehen, hatte sie auch nicht gerade in einen Lusttaumel versetzt.
Sie setzte das Glas erneut an die Lippen, als Alex sich mit geschmeidigen Bewegungen an sie heranpirschte. Wie ein hungriges Raubtier, das primitivste Instinkte in ihr weckte. Auch wenn dieser Mann sie zu Boden werfen und gleich sechs Schritte weiter gehen würde, würde sie nach mehr verlangen.
Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht, und ungefähr im selben Augenblick setzte die Wirkung des Wodkas ein. Plötzliche Begierde verschlug ihr den Atem.
Alex hielt ihr die Hand hin, doch sie lehnte seine Hilfe ab.
»Kommen Sie!«, sagte er und wies mit dem Kopf zur Tür.
»Oh ja! Sehr gerne.«
5
Alex Romero kannte sich mit Frauen aus, und er wusste so genau, was diese Frau im Sinn hatte, als hätte sie sich nackt ausgezogen und ihm ein Kondom in die Hand gedrückt.
»Wir gehen etwas essen«, sagte er, als sie auf dem noch vor Hitze dampfenden Bürgersteig standen. Während er sie zum Wagen bugsierte, ließ er den Blick die Straße auf und ab wandern, an Nachtschwärmern, Touristen und Betrunkenen vorbei. Gefährlich dunkle Gassen taten sich zwischen den Art-déco-Häusern in grellem Pink und Blau auf, und auf den Straßen wimmelte es von Gestalten, die ebenso bunt waren und um Aufmerksamkeit heischten wie die Gebäude.
South Beach war ein Albtraum für Bodyguards. Aber er traute sich nicht, mit seinem Schützling in die einsame Wohnung zurückzukehren – nicht solange sie ihn mit diesem Blick ansah.
»Ich habe keinen Hunger«, sagte sie.
Und ob! »Sie haben den ganzen Tag nichts gegessen. Und falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Ihre Verabredung ist geplatzt, bevor sie die Speisekarte überhaupt aufgeschlagen hatten.«
»Ich brauche nichts zu essen.«
»Oh doch! Ich habe zugesehen, wie der Barkeeper Ihr Getränk gemixt hat.«
Jazz gelang es, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Das war gut – mit ihrer Wut konnte er umgehen. Nur nicht damit, dass sie heiß auf Sex war. Na ja, er konnte schon; er sah auf den tiefen Ausschnitt ihres eng anliegenden Kleides und blieb mit dem Blick an ihrem wohlgeformten Dekolleté haften. Er konnte, aber nicht an diesem Abend.
Rasch überschlug er im Kopf, welche Möglichkeiten es in der Öffentlichkeit gab, die sicher waren. In der Nähe lagen einige Restaurants, die ideal waren, falls sie einen Tisch erwischten, an dem niemand direkt hinter ihm saß.
»Ich könnte mich für etwas … Scharfes erwärmen«, sagte sie und lächelte. »Vielleicht etwas Kubanisches?«
Großartig! Bei einem Auftrag, bei dem er die Regeln schon sehr großzügig auslegte, hatte ihm das gerade noch gefehlt. Ein enthemmtes Frauenzimmer mit einem hammerscharfen Körper, das einen Martini intus und nur Sex im Kopf hatte.
Eine Gruppe junger Männer bog gerade vor ihnen um die Ecke und kam auf sie zu. Automatisch zog er Jazz an sich, als sie laut lachend und redend vorbeigingen, und war froh, dass sie kein Spanisch
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