Bullet Catcher 1: Alex
anscheinend funktioniert.
Die Kellnerin brachte die Getränke, Parrish hob sein Glas, der Longdrink klirrte leise. »Abwechslung ist von allem das Süßeste, sagte schon Aristoteles. Auf die Veränderungen im Leben!« Parrish zwinkerte verschwörerisch.
Er könnte mein Leben verändern.
Sie spürte, wie aufgeregt Jessica gewesen sein musste. Lächelnd stieß sie mit Parrish an und nippte dann an der amethystfarbenen Flüssigkeit. Wenn das alles vorbei war, würde sie dafür sorgen, dass Jessica niemals vergaß, dass sie an ihrer Stelle dieses ekelhafte Gesöff ertragen musste – und noch dazu einen Mann, der Aristoteles zitierte. Eine echte Belastungsprobe für Schwesternliebe.
»Wissen Sie auch, welche Veränderungen ich meine, Jessica?«
Die Frage traf sie unvorbereitet. »Warum werden Sie nicht deutlicher, Kimball?«, fragte sie mit bester Moderatorinnenstimme.
»Ich würde es vorziehen, wenn Sie mich Kim nennen. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
Jazz überspielte ihren Fauxpas mit einem weiteren Nippen und einem tiefen Blick. Kim. Das musste sie sich merken.
Er stellte sein Glas auf den Tisch und strich die Serviette darunter glatt, sodass sie parallel zum Platzset lag. Vielleicht mochte Jessica das an ihm – er war genauso penibel wie sie.
Überraschend legte er seine Hand auf ihren bloßen Oberschenkel. »Ich habe Ihnen auch gesagt, dass ich Spielchen nicht mag.«
Sie schluckte, und ihr Puls beschleunigte sich, als sie an Alex’ ernst gemeinte Warnung dachte: Er zahlt, damit Ihre Schwester beschützt wird, nicht damit Sie sich verkleiden und ihn an der Nase herumführen.
Parrish grapschte nicht, er war nur … zärtlich. »Zumindest nicht solche, bei denen ich nicht gewinne«, fügte er leise hinzu.
»Sie verlieren sicher nicht oft, Kim.«
Seine Hand glitt noch ein paar Zentimeter höher. »Wissen Sie, wonach mir jetzt ist? Ich würde gerne einen Schritt weiter gehen.«
Heute Nacht noch? Sie setzte ein süßes Lächeln auf. »Mir geht im Moment eine Menge durch den Kopf.« Zum Beispiel, wo zum Teufel meine Schwester ist … und wie ich dich loswerden kann.
Parrish sah zu Alex hinüber und strich mit einem Finger zärtlich über ihre Haut. »Sie sind doch nicht mehr sauer wegen des Bodyguards?«
»Sie dachten sicher, es wäre das Richtige.« Jazz blieb regungslos sitzen. Sie wollte ihn nicht abschütteln, war aber auch nicht scharf darauf, sich von einem Bewunderer ihrer Schwester befummeln zu lassen.
Schließlich nahm er die Hand fort und trank einen Schluck. »Ich mache mir Sorgen um Sie.«
Sie nippte an ihrer Mischung aus süßen Früchten und hochprozentigem Alkohol. »Mir geht es gut.«
Er beugte sich vor, als wolle er sie küssen, schloss sie stattdessen aber nur zärtlich in die Arme. Über seine Schulter hinweg sah sie Alex direkt in die Augen.
Er sah angewidert aus.
Jazz spürte die Vibration eines Handys, Parrish zog sich zurück und zog mit einem entschuldigenden Blick das Gerät vom Gürtel.
Um Gottes willen, wenn das nun Jessica war? Dann bliebe ihr nichts anderes übrig, als ihm reinen Wein einzuschenken.
Er drehte sich ein wenig zur Seite, und sie tat so, als interessierten sie die aufgetakelten Stammgäste des Licorice.
Parrishs leises Gespräch ging in der Musik unter. Jazz schloss die Augen, nippte an ihrem Getränk und dachte über die Fragen nach, die sie den ganzen Nachmittag beschäftigt hatten. Um nichts in der Welt hätte Jessica Adams ihre Autoschlüssel stecken und den Wagen offen stehen lassen. Und Jazzi hatte sie das letzte Mal zu ihr gesagt, als sie beide zehn waren. Warum sollte sie gerade diese Anrede in einer SMS benutzen?
Ihr Bauch sagte ihr, dass etwas nicht in Ordnung war. Sollte sie dem trauen? Und wenn es gar nicht stimmte? Wenn Jessica nur mitten in einer Story steckte und einfach nicht telefonieren konnte? Dann würde sie ihre Tarnung kaputtmachen.
»Tut mir schrecklich leid«, sagte Parrish, nachdem er das Gespräch beendet hatte, und sah ihr in die Augen. »Ich tue Ihnen so etwas nur furchtbar ungern an. Aber noch vor meinem morgigen Flug nach New York muss ich dringend nach Cincinnati. Noch heute Abend.«
Es gelang ihr, angemessen enttäuscht auszusehen. »Worum geht es denn?«
»Ein paar liberale Arschlöcher machen Krawall bei einem meiner Sender.« Er schüttelte ärgerlich den Kopf und winkte die Kellnerin wegen der Rechnung heran. »Ich bitte noch einmal um Entschuldigung. Ich weiß, Sie verabscheuen Flüche.«
»Tatsächlich?«
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