Bullet Catcher 1: Alex
aber sie beugte sich vor, legte ihm einen Finger auf die Lippen und ließ ihn dann über das Kinn bis auf seine Brust gleiten. Ihre Brüste waren direkt vor seinem Mund. »Ich beeil mich. Damit wir das fortsetzen können.«
Bevor er antworten konnte, küsste sie ihn mit offenen Lippen. »Bin gleich zurück.«
Wenn der Anruf von jemand anders als Lucy gekommen wäre, hätte ihn nichts davon abhalten können, ihr in den Umkleideraum zu folgen und sich auszuziehen. Sie natürlich auch. Er konnte den Blick nicht von ihrem Hintern wenden, als sie sich nach ihrer Tasche bückte. Mit zitternden Fingern fuhr er sich durchs Haar und hielt das Handy ans Ohr. »Ja, Luce. Bin dran.«
»Ich habe deine Nachricht erhalten.« Die Tatsache, dass ihre Stimme gar nicht eisig klang, riss ihn aus dem erotischen Nebel in die Gegenwart zurück.
»Und?«
»Alles in Ordnung, Alex. Mach einfach weiter!«
Er hatte seine Klientin verloren und bewachte die falsche Frau. Und Lucy wollte ihm nicht den Arsch aufreißen? Nein – so hatte sie das sicher nicht gemeint. »Was heißt das?«
»Der Auftrag hat eine ungewöhnliche und äußerst interessante Wendung genommen, aber das ist kein Weltuntergang.«
Er verstand es einfach nicht. »Hast du auch alles abgehört, was ich auf den Anrufbeantworter gesprochen habe? Ich weiß nicht, wo Jessica Adams ist. Ihre Zwillingsschwester hat ihren Platz eingenommen. Und ist selber in Gefahr.« Er war noch nicht dazu gekommen, die mysteriösen Sexvideos zu erwähnen.
»Mach einfach weiter wie bisher, Alex!«
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? »Was ist mit unserem Klienten? Weiß er Bescheid?«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung schien ewig zu dauern. »Das ist nicht deine Angelegenheit. Mach deine Arbeit und mach einen guten Eindruck!«
Alex ließ sich auf eine Bank fallen, sein Ständer war wie weggeblasen. »Lucy, hör zu! Ich habe nicht die blasseste Ahnung, wo sich die Frau befindet, für deren Schutz er zahlt.«
»Sie ist hinter einer Story her.«
»Bist du ganz sicher? Hat Kimball Parrish das gesagt?«
»Hast du irgendetwas von ihr gehört?«, fragte Lucy scharf, sie war seiner Frage ausgewichen.
»Nur ein paar kryptische SMS .«
»Bis auf Weiteres ist dein Auftrag Personenschutz für die Frau bei dir. Und triff dich so oft wie möglich mit Parrish!«
Nichts davon ergab einen Sinn. »Wusstest du, dass er Miami verlassen hat?«
»Er wird zurückkommen. Tu, was ich dir gesagt habe! Verstanden, Alex?«
Nein. Keineswegs. Er sah zur Tür zum Umkleideraum und stand auf.
»Verstanden, Alex?« Sie klang bissig, weil sie die Frage wiederholen musste.
»Schon gut. Ich hab kapiert, Lucy.« Er öffnete die Tür und lauschte. Vollkommene Stille. »Aber ich hab noch eine Frage.«
»Bitte.«
Er ging an den Schließfächern vorbei, an Spiegeln und Waschbecken. Nichts. »Ist die Schwester demnach auch unsere Klientin?«
Lucy lachte leise. »Dann ist der Zwilling also ebenso attraktiv wie das Original?«
»Sie besitzt eine gewisse Anziehung.« Er guckte in jede Kabine. Eine so leer wie die andere.
»Ja, Alex, die Regeln gelten auch für sie.«
» Carajo! «, murmelte er, als ihm aufging, was Jazz getan hatte.
»Das ist enorm wichtig. Mach weiter so wie bisher und verkomplizier die Sache nur ja nicht mit Sex!«
Alex wirbelte herum und starrte auf den Notausgang. Er griff nach der Klinke, die Tür öffnete sich, und er sah auf den Flur im zweiten Stock.
»Dein Job ist es, die Kontrolle zu behalten, Alex.«
Er unterdrückte den schlimmsten Fluch, den er parat hatte, und schlug frustriert und wütend mit der Faust gegen die Wand. »Es ist alles unter Kontrolle«, log er.
»Auch deine Libido?«
»Vertrau mir, Luce!« Er steckte den Kopf hinaus auf den Flur, hätte schwören können, dass er das Läuten des Fahrstuhls hörte. Das kleine Biest war weg. »Das ist bei dem Auftrag das geringste Problem.«
Der Anruf hatte Miles Yoder bestätigt, dass Jessica von ihrer Zwillingsschwester »ersetzt« worden war; er war aufgestanden und leise hinunter ins Palme d’Or gegangen . Das musste er sich ansehen. Auch wenn er es vorgezogen hätte, gemütlich in der Suite zu bleiben und sich im Bett an die Frau zu kuscheln, die er liebte.
In einer Ecke der Bar nippte Miles an seinem Highland Park Single Malt Whisky und hielt sich im Hintergrund. Zum Glück war er nicht der einzige Mann ohne Begleitung. Würde die Schwindlerin den Mut haben, jeden einzelnen anzusprechen und nach seinem Namen zu
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