Bullet Catcher 1: Alex
fragen?
Wenn sie nur ein wenig Jessica glich, vielleicht. Dann würde man weitersehen.
Wenn sie nicht auf ihn zukam, würde er sich nicht zu erkennen geben. Selbst einer Zwillingsschwester konnte man nicht ohne Weiteres trauen. Und schon gar nicht konnte er das nach einer kurzen Begegnung in einer Bar entscheiden. In jedem Fall tat sie ihm einen großen Gefallen – und das sollte auch möglichst so weiterlaufen. Offensichtlich war sie gut genug, um ein scharfsichtiges Publikum zu foppen.
Als sie am Eingang stehen blieb und sich suchend im Raum umsah, versuchte er, objektiv zu bleiben. Hätte er den Betrug auch erkannt, wenn er nicht vorgewarnt gewesen wäre?
In den letzten Wochen hatte er ziemlich viel Zeit mit Jessica verbracht, sie hatten oft miteinander gegessen und lange Gespräche geführt. Doch er musste zugeben, dass er die Frau auf den ersten Blick für Jessica gehalten hätte. Nicht nur die Gesichtszüge waren geradezu unheimlich ähnlich, auch ihre ganze Haltung, die Neigung des Kopfes und die Körpersprache, als sie dem Barkeeper zunickte und sich an den Tresen setzte.
Aber Jessica hätte ihn sofort gesehen. Und sie wäre auch nicht zwanzig Minuten zu spät gekommen.
Auch die Kleidung hätte ihn misstrauisch gemacht. Jessica trug immer erstklassige, elegante Sachen. Er konnte sie sich einfach nicht in Army-Hosen vorstellen oder mit einer Frisur, die aussah, als hätte sie sich mit einer Forke gekämmt.
Fasziniert trank er einen weiteren Schluck Scotch und beobachtete die Frau. Er hätte gerne mit ihr gesprochen, ihr ein paar Testfragen gestellt. Aber er war nicht ganz nach oben gelangt, indem er unnötige Wagnisse einging. Er durfte nicht riskieren, dass sie mit den falschen Menschen redete, etwa sogenannten »Freunden« bei der Arbeit.
Er spürte ihren Blick und ignorierte es.
Als der Barkeeper eine Flasche Wasser vor ihr abstellte, beugte sie sich vor und fragte ihn etwas. Er schüttelte den Kopf.
Ihre Schultern sackten ein wenig zusammen. Der Barkeeper wandte sich ab, und sie rief ihm nach. »Könnte ich einen kubanischen Kaffee bekommen?«
Miles nahm einen Schein aus seiner Brieftasche und schob ihn unter die Serviette. Ja, Miss Jasmine Adams. Trinken Sie nur Ihren Kaffee. Sie werden noch eine Weile hier sitzen und auf jemanden warten, der nie auftauchen wird.
Er verließ die Bar und ging durch die geschichtsträchtige Eingangshalle des Biltmore, seine Neugier war befriedigt. Jetzt wollte er nur noch auf dem schnellsten Weg zu der Liebe seines Lebens.
Das Letzte, womit Jazz gerechnet hatte, war Alex vor einem Porno vorzufinden, als sie um zwei Uhr morgens von ihrem Ausflug zurückkam. Er warf ihr einen Blick zu, der genau zu der Stimmung passte, in der sie sich befand.
»Hast du dich gut amüsiert?«, fragte er leise und ohne jeden Anflug von Humor.
Sie stellte die Tasche ab, kam ein paar Schritte näher und sah auf den Bildschirm.
»Ich bin versetzt worden.« Sie schob die Hände in die Hosentaschen und wies mit dem Kinn zum Bildschirm. Zwei Frauen waren gerade in einer großen Badewanne mit einem tätowierten Mann zugange. »Hoffentlich war ich es nicht, die dich zu einem so verzweifelten Akt getrieben hat.«
»Nicht im Traum.« Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und starrte auf die Bilder, die ohne Ton liefen.
Aufgedreht vom Ärger und vom Kaffee trat sie langsam näher. Er starrte weiter ausdruckslos auf den Fernseher. Machte keineswegs den Eindruck eines sexuell Frustrierten, der einen Porno brauchte, um sich abzureagieren. Der Ausdruck ungebremster Lust, den sie vor ein paar Stunden auf seinem Gesicht gesehen hatte, war vollkommen verschwunden.
Ihr Körper reagierte sofort, als sie an den Augenblick dachte, in dem er die Kontrolle verloren hatte und bereit gewesen war, sich der Lust hinzugeben. Noch nie zuvor hatte sie etwas dermaßen Erotisches gesehen. Sie wäre fast auf der Stelle gekommen.
Doch ein Schutzengel hatte eingegriffen und verhindert, dass ihr erbarmungswürdiger Plan auf wundervolle Weise in die Hose gegangen war.
» DR ist also nicht aufgetaucht?«, fragte Alex.
DR? Die Frage brachte sie auf den Boden der Realität zurück. »Ich hatte keine Verabredung mit DR . Ich weiß nicht einmal, wer das ist.«
»Tatsächlich?« Er setzte sich auf, das Licht des Bildschirms verlieh seinem Haar einen unheimlichen blauen Glanz. Eine Strähne war ihm in die Augen gefallen, eine andere umspielte das Kinn. Es juckte ihr in den Fingern
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