Bullet Catcher 1: Alex
ein Mann das Gebäude; sie drehten sich um und sahen zu, wie Howie seinen massigen Körper durch die Wagen schob. Er drehte den Kopf und warf einen Blick zurück. Dann verschwand er um die Ecke.
»Howie Carpenter«, sagte Carla voller Verachtung. »Der Typ hat überhaupt kein Herz.«
»Was macht er hier?«, fragte Jazz.
»Ein Scheißgeld.« Carla schob die Marlboro-Packung zurück in ihre Hosentasche. »Ich muss los. Grüßen Sie Denise von mir, falls Sie doch noch auf sie stoßen.«
Nachdem Carla verschwunden war, sah Jazz Alex fragend an. »Meinst du, sie hat die Wahrheit gesagt?«
»Keine Ahnung.« Er legte ihr die Hand auf den Rücken und ging zum Wagen. »Krankenversicherung für Pornodarsteller scheint mir kein Thema zu sein, das für einen großen Sender von Interesse wäre. Außerdem gibt es den ersten Zusatzartikel unserer Verfassung. Wir leben in einem freien Land – außer Sex mit Kindern und Tieren ist in diesem Geschäft nicht mehr viel illegal.«
Jazz öffnete den BMW mit der Fernbedienung und verzog das Gesicht. »Die Sache ist zu igittigitt für das überregionale Fernsehen. Jessica würde ihre Zeit nicht damit vergeuden. Sie ist ja schließlich nicht beim Enquirer. «
»Schon mal von Snuff-Pornos gehört?«
»Leute, die vor laufender Kamera beim Sex ermordet werden?« Jazz verdrehte die Augen und zog ihren Laptop unter dem Fahrersitz hervor. »Moderne Märchen. Es muss um etwas Handfesteres gehen.«
»Vielleicht wollte sie einfach die heimliche Pornoindustrie in Hialeah an die Öffentlichkeit bringen.«
Jazz dachte darüber nach, während der Computer hochfuhr, schüttelte dann aber den Kopf. »Kein überregionales Thema.«
Ihre Finger glitten über die Tasten, und ihm fiel auf, dass sie die Zungenspitze herausstreckte, wenn sie sich konzentrierte. Gebannt sah er auf ihre Hände, ihre Zunge und alles, was dazwischenlag.
Sie war einfach anbetungswürdig.
Diese Erkenntnis traf ihn so hart wie die Hand seiner kubanischen Großmutter, wenn er den Namen Gottes missbraucht hatte. Das war es, was ihn in den letzten Tagen in solche Verwirrung gestürzt hatte. Viele Frauen hatten schon seine Aufmerksamkeit erregt, seine Zuneigung gewonnen und waren von ihm beschützt worden – und er tat nichts lieber, als einer Geliebten all das zu geben.
Aber vor Jazz Adams war ihm noch keine Frau begegnet, für die er einen solchen Respekt empfand. Dieses ultrascharfe Gedächtnis, die talentierten Finger und diese Furchtlosigkeit … dazu noch ein Körper, der ihn dermaßen scharf machte, dass jede Zelle förmlich nach Sex schrie.
»Sie hat wirklich keinen Telefonanschluss«, stellte Jazz fest. »Aber vielleicht kann ich trotzdem ihre Adresse rausbekommen.«
Während sie in ihre Arbeit vertieft war, klingelte sein Telefon. Das Display zeigt Dan Gallaghers Nummer, und Alex unterdrückte einen Fluch. Nicht nur, dass er inzwischen auf dem Beifahrersitz saß, er musste sich auch noch damit abfinden, Unterstützung zu bekommen. Er verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln, als er das Handy aufklappte. Jazz und er waren schon ein eigenartiges Paar: Sie hassten Hilfe, hatten sie aber gleichzeitig verzweifelt nötig.
»Der einzigartige Dan«, sagte er ins Handy. »Herzlich willkommen in Miami, amigo! «
Jazz warf ihm einen kurzen Blick zu. Dan lachte auf. »He, Alex. Wir sind im Delano. Netter Laden.«
»Wenn man auf barbusige Supermodels steht«, sagte Alex.
»Die vielleicht ausgenommen.« Dan lachte wieder. »Wo bist du?«
»Ist besser, wenn du es nicht weiß. Wir treffen uns später am Abend, aber kannst du mir gerade einen Gefallen tun und Raquel bitten, die Adresse von Denise Rutledge herauszufinden? Irgendwo in Dade County, wahrscheinlich in Kendall.«
»Bleib dran!«
Es klickte, Jazz sah ihn scharf an. »Wer ist Raquel und warum kommt sie an Adressen?«
Alex grinste, der leichte Unmut in ihrem Ton gefiel ihm. »Komm schon, Jazz! Denkst du, du wärst die Einzige, die sich im Netz auskennt?«
»Zumindest die Einzige in diesem Fahrzeug«, murrte sie.
»Raquel ist Lucy Sharpes Assistentin.«
Dan war wieder zurück in der Leitung. »Ich hab sie.« Er las vor, und Alex gab die Daten in das Navi ein.
Jazz blieb der Mund offen stehen, als sie sah, wie auf dem kleinen Bildschirm eine Karte der westlichen Vororte von Miami erschien. Ein Stern markierte den Ort, an dem Denise lebte.
»Danke, Mann!«, sagte Alex. »Ich ruf später noch mal an.« Er wies mit dem Handy auf das Navigationsgerät.
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