Bullet Catcher 1: Alex
Weise bedrohlich, Alex legte die Hand an die Waffe.
»Sie hat genug von Ihnen«, sagte Howie. »Sie hat genug vom Studio. Ich habe weder eine Telefonnummer noch eine Adresse oder sonst irgendeine Ahnung, wie ich sie erreichen könnte. Und niemand anders wird Ihnen bei Ihrer Story helfen.« Er wies mit dem Kopf in Richtung Eingang. »Hauen Sie ab!«
»Komm schon«, drängte Alex.
Sie rührte sich so lange nicht von der Stelle, dass er schon glaubte, sie würde einen Streit anfangen, um an Informationen zu kommen; aber das tat sie dann doch nicht. Sie sah erst Howie an, dann den Computer, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
Sobald sie aus dem Gebäude traten, zog Jazz Alex am Arm. »Komm, suchen wir sie.«
»Denise Rutledge?«
»Nein, die Frau, mit der wir gerade gesprochen haben. Sie weiß was.« Jazz sah sich um. »Sie hat in die Tasche gegriffen und ein Päckchen Zigaretten rausgeholt. Wir müssen uns nur nach der Raucherecke umschauen.«
Sie gingen am Lagerhaus entlang und bogen um die Ecke. Da stand die Gesuchte auch schon unter einem provisorischen Sonnendach und paffte wütend.
Jazz ging auf sie zu. »Kann ich Sie kurz sprechen?«
Die Frau blinzelte durch den Qualm und nickte. »Sicher. Aber ich werd Ihnen nicht helfen können.«
Natürlich nicht, dachte Alex, wahrscheinlich hat sie auch Angst rauszufliegen. Aber warum bloß?
»Ich bin nicht die, für die Sie mich halten«, sagte Jazz und blieb neben einem dreißig Zentimeter hohen überquellenden Metallaschenbecher stehen. »Ich heiße Jazz Adams, und Denise hat mit meiner Schwester gesprochen.«
Ungläubig riss die Frau die Augen auf. »Scheiße, nein! Sie sehen ganz genauso aus.«
Jazz schob die Hände in die Hosentaschen ihrer Jeans; ihre Körperhaltung strahlte mit einem Mal etwas Vertrauenserweckendes und Einladendes aus. »Ich weiß. Wir sind eineiige Zwillinge. Wie heißen Sie?«
»Carla. Skript-Supervisor.«
Jazz streckte die Hand aus, und die Frau schlug ein. »Hi, Carla! Ich muss wirklich dringend Denise finden. Wissen Sie vielleicht, wie ich das anstellen kann. Heute? Jetzt gleich?«
Carla zuckte die Achseln. »Glaub nicht, dass sie einen Telefonanschluss hat, sie wohnt irgendwo draußen in West Kendall. Aber vielleicht hat sie längst die Biege gemacht. Nach Wisconsin oder Minnesota.«
»Warum sollte sie dorthin fahren?«
»Ihr Sohn lebt da. Keine Ahnung, wo genau. Weiter im Norden, wo einem der Arsch abfriert. Deshalb hat sie doch den ganzen Scheiß hier gemacht und hat mit Ihnen … mit Ihrer Schwester geredet.«
»Wegen ihrem Sohn?«, fragte Alex.
Carla drückte ihre Kippe inmitten Hunderter anderer aus. »Jedes Mal wenn wir in den Pausen hier draußen gestanden und eine geraucht haben, hat sie nur über ihn gequatscht. Der Kleine lebt bei seinen Großeltern väterlicherseits. Denise hat keine Ahnung, wo der Vater ist. Sie will das Sorgerecht, aber die Großeltern sind dagegen.«
»Warum?«, fragte Jazz.
»Versicherung«, sagte Carla, als sei das die selbstverständlichste Sache von der Welt. »Der Junge hat irgendwas Seltsames mit dem Herzen, und Denise ist nicht versichert. Die Großeltern haben das Schlupfloch im Gesetz entdeckt und sich das Sorgerecht verschafft.«
Jazz sah Alex verwirrt an, dann konzentrierte sie sich wieder auf Carla. »Wie hätte das Gespräch mit meiner Schwester ihr da helfen können?«
»Denise hat geglaubt, die Leute wären aufgebracht, wenn Channel Five berichten würde, dass die armen Schauspieler schlecht bezahlt und noch schlechter behandelt werden.« Carla verzog das Gesicht. »Als ob so was jemals passieren würde!«
»Das ist die ganze Story?« Jazz konnte ihre Überraschung nicht verbergen. »Ein Bericht über die schlechten Arbeitsbedingungen von Pornostars?«
»Keine Stars, Süße. Wir sind nicht in Hollywood, und Denise ist nicht Jenna Jameson. Das Zeug ist Export-Mist, die Mädchen sind im wahrsten Sinne des Wortes nackte Arbeiterinnen, ausgebeutet. Seit das Internet mitmischt, ist der Job noch härter. Denise hat gehofft, wenn man im Fernsehen sehen würde …« Carla sah nach hinten auf das Lagerhaus. »Aber Howie …«
»Was?«, drängte Jazz. »Was hat er getan?«
Carla schüttelte rasch den Kopf. »Nichts. Ich will nur meinen Job behalten, genau wie alle anderen. Denise – wär eh bald draußen gewesen. Die schaffte das dauernde Hungern nicht mehr, und, ganz unter uns, das ist ein Job für jüngere Mädels.«
An der anderen Ecke des Parkplatzes verließ
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