Bullet Catcher 1: Alex
wenn Ollie der Stalker ist?« Jazz’ Frage holte ihn zurück in die Gegenwart.
»Habe ich mir auch schon überlegt«, gab er zu. »Ich glaube, er weiß mehr über Denise Rutledge, als er zugibt.«
»Er hat sich auf Miles Yoder eingeschossen«, sagte sie, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Er hat ihn immer wieder erwähnt. Und gemeint, meine Schwester hätte mir etwas verschwiegen.«
Alex sah sie mitfühlend an. »Sie wäre nicht die erste Frau auf der Welt, die sich mit einem verheirateten Mann einlässt.«
»Und das von einem Mann, der mit der Frau eines Klienten geschlafen hat.«
Er atmete tief ein und wieder aus. »Vor dem heutigen Abend habe ich weder mit einer Klientin noch mit der Frau eines Klienten geschlafen.«
»Und was ist dann heute passiert?«
»Was heute geschehen ist …«, … hatte seine höchsten Erwartungen übertroffen! »… wird noch öfter geschehen.«
Sie stöhnte kaum hörbar. »Du hältst dich wohl für verdammt unwiderstehlich.«
»Du dich vielleicht nicht?« Er grinste sie an. »Lass uns nicht weiter drüber reden, einverstanden?«
»Warum nicht?«
Er trat auf die Bremse. »Weil wir uns gerade auf einem Damm befinden und auf dem Weg sind, uns mächtig viel Ärger einzuhandeln. Sonst würde ich nämlich an die Seite fahren und dir zeigen, wie unwiderstehlich ich bin.« Genau das würde er tun und beweisen, dass alles stimmte, was Lucy über mangelnde Konzentration und Behinderungen bei seiner Aufgabe gesagt hatte.
Sie fuhren schweigend weiter.
»Ist das Key Biscayne?«, fragte sie schließlich.
»Nein, Virginia Key. Key Biscayne ist erst die nächste Insel.«
Sie fuhren am dunklen Eingang des Meerwasseraquariums vorbei den Damm entlang nach Key Biscayne. Dichte Bäume standen am Rand und verdeckten den Mond. Auf dem Crandon Boulevard sah man keine Menschenseele.
»Ich werde die Klimaanlage ausstellen und die Fenster öffnen, damit wir alles mitbekommen. Keinen Mucks mehr«, sagte Alex.
Jazz schnalzte mit der Zunge. »Alex, wir treffen einen sonderbaren Typen, der mit meiner Schwester in einem Nachrichtensender arbeitet. Keinen Mafia-Boss.«
»Aber warum will sich dieser Typ mitten in der Nacht in einem verlassenen Park mit uns treffen, der vor allem als Drogenumschlagplatz bekannt ist?« Sie näherten sich dem Parkplatz, und er sah sich nach anderen Fahrzeugen um. Nichts.
Er bog ein, seinem geübten Blick fielen sofort die schlecht einsehbaren Stellen, die fehlende Beleuchtung und die möglichen Fluchtpunkte auf. Etwas weiter unten gab es eine weitere Einfahrt, aber an diesem Ende des Parks nur die eine, durch die sie gekommen waren. Überall sonst versperrten hohe Hibiskussträucher die Durchfahrt, zwischen denen der Escalade sicher nicht hindurchpasste.
Alex parkte den Wagen an einer dunklen Stelle nahe den Sträuchern; so konnten sie jeden sehen, der auf den Parkplatz fuhr, ehe man sie überhaupt bemerkte. Er stellte Motor und Scheinwerfer aus und ließ das Fenster auf der Fahrerseite halb unten.
Feuchte, salzige Luft legte sich auf seinen Nacken und kroch in die Nase. Er holte die Pistole raus und legte sie in seinen Schoß.
Ausnahmsweise war Jazz vollkommen still. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und sah durch die Windschutzscheibe. Rechts von ihnen spiegelte sich der Mond in der Brandung. Grillen und Zikaden zirpten, weiter hörten sie nichts, nur die eigenen Atemzüge.
Diese Sache hier verstieß gegen alle Prinzipien des Personenschutzes: Konfrontationen vermeiden, den Klienten von der Schusslinie fernhalten und niemals in eine gefährliche Situation bringen.
Ach, und sich nicht ablenken lassen.
»Weißt du, was für einen Wagen Ollie fährt?«, fragte Jazz.
»Einen weißen Saturn. Ich habe ihn neulich vorm Sender –« Er schwieg, als sich auf der Hauptstraße Scheinwerfer näherten. »Vielleicht nur jemand auf der Durchfahrt.«
Doch der Wagen wurde langsamer und fuhr auf den Parkplatz. Ein silbergrauer Mercedes 600, registrierte Alex sofort. »Das ist nicht Ollies Wagen«, sagte er.
Jazz holte ebenfalls ihre Pistole raus. »Ist nicht seine Preisklasse«, stimmte sie zu.
Er sah kurz zur Seite, ihr Gesicht war angespannt, ihr Blick konzentriert, und ihr Atem ging ruhig. Der Mercedes fuhr langsam über den Parkplatz.
Vielleicht ein Dealer? Der Ware verkaufen oder abholen wollte?
Plötzlich machte der Wagen eine scharfe Wendung, als hätte der Fahrer etwas im Dunkeln entdeckt. Die bläulichen Halogenlampen erfassten sie, und sie
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